Kapitel 22

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*Karina*

Samu ist doch tatsächlich heute im Musikladen aufgetaucht, was mich sehr gefreut hat. Als ich ihm alles ein wenig zeigte, strahlte er wie ein kleines Kind. Zum Abschied gab er mir einen Kuss, was mich in Verlegenheit brachte. Die beiden Jungs hatten natürlich alles mit angesehen, kaum war mein Schatz zu Tür raus, kam Pascal singend zu mir „Love is in the air…Autsch.“

Ich gab ihm einen leichten Schlag auf den Oberarm, den er sich daraufhin theatralisch rieb. Er meinte nur „Ihr seid wirklich ein schönes Paar, ich freue mich für dich. Ihm sind ja fast die Herzchen aus den Augen geflogen.“

Ich musste lachen, widmete mich dann aber wieder meiner Arbeit. Jetzt sitze ich alleine in meiner Wohnung, bin sehr müde und entscheide mich schlafen zu gehen. Vorher schreibe ich  aber noch Samu, wünsche ihm eine gute Nacht. Er geht mit Riku heute Abend eins trinken, das tut ihm sicher gut. Kaum liege ich im Bett, fallen mir die Augen zu und ich schlafe die ganze Nacht wie ein Stein. Als am Morgen mein Wecker klingelt, liegt Samu leicht schnarchend neben mir. Er sieht so friedlich aus wenn er schläft. In der letzten Zeit ist er sonst eher angespannt und müde, weil er so viel um die Ohren hat.

Ich kann nicht wiederstehen, streiche ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und gebe ihm einen leichten Kuss. Alles was er von sich gibt, ist ein leises Brummen. Am liebsten würde ich mich an ihn kuscheln, aber ich muss leider aufstehen. Wiederwillig gehe ich ins Bad, frühstücke gemütlich und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Doch bevor ich gehe, gebe ich meinen Schatz nochmals einen leichten Kuss, was ihm wieder dieses Brummen entlockt. Mit einem Lächeln auf den Lippen geht es auf zur Strassenbahn.

In meiner Mittagspause ruft mich Samu an, um mich zu fragen, ob ich heute Abend Lust hätte mit ihm und den anderen Jungs bowlen zu gehen. Das ist eine gute Gelegenheit alle besser kennenzulernen, deshalb sage ich zu. Der Tag vergeht schnell, bin jetzt zu Hause um wieder vor meinem Kleiderschrank zu stehen. Ich bin schon so gespannt wie die Jungs sind, gehört habe ich schon viel von ihnen. Schneller als gedacht, entscheide ich mich für ein Outfit, was ich auf das Bett lege. Dann springe ich rasch unter die Dusche.

Es ist Zeit zu gehen, Samu treffe ich zusammen mit den Anderen vor Ort, denn er kommt direkt vom Studio. Ich muss zugeben, dass ich nervös bin, hoffentlich mögen sie mich. Es sind schon alle vor dem Eingang versammelt, Samu sieht mich zuerst, kommt auf mich zu und gibt mir einen langen Kuss. Was ein Pfeifkonzert von Seiten der Jungs zufolge hat. Meine Wangen röten sich wieder, wie soll es anders sein. Mein Schatz stellt mich allen vor, dann gehen wir rein. Der erste Schritt wäre geschafft, denke ich mir.

Es wird ein lustiger, geselliger Abend, ich unterhalte mich viel mit Riku, Sami und Raul. Sie sind alle so normal, haben keine Starallüren. Osmo lasse ich extra links liegen, er macht sich nicht einmal die Mühe mit mir zu reden. Mikko und er sind die einzigen, welche sich auf Finnisch unterhalten. Sie reden so schnell, dass ich kein einziges Wort verstehe. Der Manager ist mir unsympathisch, er sieht mich immer wieder so herablassend an. Aber von ihm lasse ich mir jetzt den Abend nicht verderben. Tja das bowlen sollte ich aber besser noch üben, aber Hauptsache es macht Spass.

Samu sucht so oft es geht meine Nähe, haucht ab und an ein Küsschen auf meine Lippen. Er sieht so glücklich aus, vollführt sogar bei seinem nächsten Strike ein Freudentänzchen, was alle zum Lachen bringt. Wir haben Glück, die Jungs werden so gut wie gar nicht erkannt und haben somit ihre Ruhe. Um diesen schönen Abend ausklingen zu lassen, genehmigen wir uns alle einen Drink. Neben der Bowlingbahn hat es eine kleine Bar. Der Gewinner Riku, lässt eine Runde springen. Samu entschuldigt sich rasch und geht zur Toilette.

Ich unterhalte mich angeregt mit Riku, er meint lächelnd „Gestern ist es etwas spät geworden, ich hoffe er hat dich nicht geweckt, als er nach Hause gekommen ist?“

„Nein nein, ich habe geschlafen wie ein Stein. Dafür bekam ich nur ein leisen Brummen, als ich mich am Morgen von ihm verabschiedet habe.“, sage ich lachend zu ihm.

Plötzlich mischt sich Mikko ins Gespräch „Dann hattet ihr noch keine Zeit um zu reden? Hat Samu dir noch nicht erzählt, dass er gestern eine Kandidatin von The Voice geküsst hat?“

Ich glaube mich verhört zu haben und Riku funkelt Mikko böse an „Halt die klappe.“

Mein Herz fühlt sich gerade so an, als hätte jemand einen Dolch hinein gestossen. Ich brauch einen Moment, bis ich meine Stimme wieder finde „Stimmt das wirklich?“

„Was stimmt wirklich?“, höre ich Samu hinter mir. Eigentlich möchte ich ihm jetzt nicht in die Augen sehen müssen, drehe mich aber trotzdem um. Er scheint an meinem Gesichtsausdruck sofort zu merken das etwas nicht stimmt. Mit einem dicken Kloss im Hals sage ich „Mikko hat mir gerade erzählt, dass du eine andere Frau geküsst hast.“

Ihm weicht alle Farbe aus dem Gesicht, sagt dann mit zittriger Stimme „Ich…das…ich.“

„Dann stimmt es wirklich.“, unterbreche ich sein Gestammel. Der Dolch in meinem Herzen wird noch tiefer gestossen, meine aufsteigenden Tränen kann ich kaum noch zurück halten. Er nimmt meine Hände in sein „Bitte mein Engel…“

Ich entreisse ihm meine Hände, jetzt blos nicht anfangen zu weinen. Diese Genugtun will ich niemanden geben, leise kommt es über meine Lippen „Ich muss hier raus, brauche frische Luft.“

Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen, packe meine Jacke und Handtasche, stürme hinaus. Kalte Luft und Regen peitschen mir entgegen, wenigstens das Wetter passt zu meiner Gefühlslage. Ich laufe wie ferngesteuert, oder viel mehr renne ich die Strassen entlang. Meine laufenden Tränen verschleiern mir die Sicht, blindlings laufe ich drauf los bis ich vor Erschöpfung nicht mehr kann. Mit meinem Ärmel wische ich mir über die Augen, um etwas sehen zu können. Ich bin in einem Park gelandet, da steht eine von einer Laterne beleuchtete Bank. Erschöpft lasse ich mich auf diese nieder.

Ziehe meine Beine zu mir und umschlinge sie mit meinen Armen. Mein Körper zittert vor Kälte, welche sich langsam in meinen Körper schleicht. Das Zittern könnte aber auch von meinem Herz aus kommen, dass sich so unendlich kalt wie ein Eisblock anfühlt. Die Tränen wollen nicht mehr enden, sie vermischen sich mit den Regentropfen auf meiner Wange. Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum tut er mir das an? Ich war mir so sicher, dass er anders ist. Da habe ich mich wieder getäuscht, wieso kann ich nicht auch mal Glücklich in einer Beziehung sein. Mein Zeitgefühl ist nicht mehr vorhanden, keine Ahnung wie lange ich hier sitze. In meinem Kopf erscheinen Bilder von allen Kandidatinnen, welche es wohl war? Vor lauter grübeln, merke ich gar nicht, dass jemand den Park betritt.

You're an angel not asking who I'amWo Geschichten leben. Entdecke jetzt