Eine böse Überraschung

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Das Bild soll Sam's Outfit darstellen, welches sie wählt, um sich fertig zu machen.
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"Einfach reingehen und wecken, oder wie?", vernahm ich die leise, fragende Stimme von Leo, während ich noch halb im Tiefschlaf war. "Nein, natürlich nicht! Du klopfst, wenn sie nicht reagiert, gehst du leise rein.", erklärte die Stimme der Mutter ihren Sohn. Schließlich entfernten sich eilige Schritte von der Tür. Gerade, als ich wieder komplett in den Tiefschlaf sinken wollte, klopfte es. Von mir gab ich jedoch keine Antwort und wendete mich stattdessen der Wand zu. Sein Bett war viel zu gemütlich, um aufzustehen. Ich hörte, wie die Tür aufging und jemand rein kam. Blinzelnd sah ich über meine linke Schulter zu der Person: Leo. Am Türrahmen angelehnt sah er mich belustigt an. "Kleine Schlafmütze, schläfst ja länger als ich!", lacht er. "Guten Morgen, hast du gut geschlafen? Ja, danke der Nachfrage.", entgegnete ich ernst und stand vom Bett auf. Sein Blick haftete immer noch auf mir, doch war sein belustigtes Grinsen verschwunden. Doch dafür war er verwundert. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. "Wie konntest du dabei so ernst bleiben?", während seiner Frage verschränkte er die Arme. Mittlerweile hatte ich mich von meinem Lachanfall beruhigt. "Tja.", grinste ich. Das einzige, was er daraufhin tat, war schweigen und mich anschauen. Ich es tat es ihm gleich.

Wie lange wir hier einfach nur standen und uns ansahen, wusste ich nicht. Es war eine komische Stille zwischen uns, jedenfalls empfand ich es so. Leo zuckte zusammen, als sein Handy kurz vibrierte und somit die Stille gebrochen war. Meinen Blick wand ich von ihm ab und sah aus dem Fenster in die Ferne, während er sein Handy aus der Hosentasche zog und auf dem Bildschirm schaute. "Ich hoffe du wirst dich freuen, den wir sehen heute jemanden.", gab er mit erfreuter Stimme von sich. Ich sah wieder zu ihm und verstand nicht so ganz. "Sehen? Wen?", runzelte ich die Stirn. "Ist eine kleine Überraschung.", dabei steckte er sein Handy zurück in seine Hosentasche. "Mach dich fertig und pack dir am besten ein Handtuch und so ein. Ich warte in der Küche.", mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ging in den besagten Raum. Grübelnd stand ich da, bevor ich meinen Koffer öffnete und mir Klamotten aus diesem zog. Anschließend beschlagnahmte ich das Badezimmer.

Nach 15-20 Minuten war ich fertig umgezogen und leicht geschminkt. Ich betrachtete mich im Spiegel, bzw. musterte ich mein Outift, das ich gewählt hatte. Meine Haare waren zu einem lässigen Dutt zusammengebunden, dies war mir im Sommer angenehmer als offene Haare. Zufrieden mit mit meinem Aussehen, nahm ich das Zeug, was von mir auf den Boden lag, verließ das Badezimmer und ging zurück in Leos Zimmer, um den Rest wieder einzupacken. Ich nahm meine Tasche, in der ich ein Handtuch eingepackt hatte, und hing sie mir über die Schulter. Schlüpfte noch schnell in meine schwarzen Converse und gesellte mich zu Leo. "Bin fertig, können dann los.", machte ich mich bemerkbar, da er grade aus dem Fenster schaute. Er wand sein Kopf zu mir, musterte mich und mein Aussehen. "Siehst gut aus.", gab er mir das Kompliment. Ich nahm es an mit einem kleinlauten "Danke.", wobei ich ihn ansah. Erst jetzt fiel mir auf, in was für einem Ouftit er steckte. Er trug ein weißes T-Shirt, dazu eine hellblaue, knielange Jeans mit schwarzen Vans. War zwar nichts "besonderes", aber er sah darin richtig gut aus. "Kann ich aber nur zurückgeben, das Kompliment.", grinste ich. "Danke sehr.", er erwiderte das Grinsen. "Na dann wollen wir mal.", mit den Worten ging er vor, nach draußen, mit mir folgend.

Wir liefen ungefähr 20 Minuten durch die Weltgeschichte. "Wohin gehen wir?", fragte ich Leo fast durchgehend, doch er sagte immer "Wirst du sehen." oder "Lass dich überraschen.". Da er mir es nicht sagen wollte, wurde ich immer mehr nervös. Schließlich hielten wir an einem See. Es war ziemlich schön hier. Die Sonne schien auf das Wasser, welches zu glitzern schien. Leo meinte, dass wir hier auf jemanden warten  würden. Während wir das taten, stellte ich meine Tasche ab, lief zum Steg und blieb am Rand stehen. Was für eine Überraschung? Und warum hier? - Das waren meine einzigen Fragen in meinem Kopf, dabei blickte ich Gedanken verloren auf den See. 

Eine Stimme riss mich wieder in die Realität, sie rief meinen Namen. Ich drehte mich um und sah die Person. Nein, ich wollte es nicht wahrnehmen. Wut stieg in mir auf, als ich sie sah: Minnah. Ich musste ruhig bleiben, immerhin wusste Leo nicht, dass ich seine Freundin wortwörtlich hasste. Um mir nichts anmerken zu lassen, setzte ich ein gespieltes, erfreutes Lächeln auf. Selbst sie wusste nicht, dass ich sie seit langem nicht mehr austehen konnte. Minnah rannte auf mich zu und in meine Arme. Sie drückte mich fest und ich tat es ihr flüchtig nach. "Endlich! Nach so langer Zeit!", strahlte sie, nachdem wir uns aus der Umarmung lösten. " Ja, endlich.", grinste ich. Wir gingen zusammen zurück zu Leo, der uns beobachtet hatte. Das war also seine Überraschung. Es tat weh, schon wieder, immer wenn ich die beiden zusammen sah. Bei Leo angekommen, tauchte hinter ihm noch eine Person auf. Zu meinem erleichtern war es Leuark. Starke Arme umarmten mich. "Ich dachte du wärst größer!", scherzte er. Dabei kassierte er sich einen Boxer in die linke Schulter meinerseits. Mir wurde klar, dass es ein Fehler war, denn Leuark setzte ein fieses Grinsen auf. "Ich hoffe du kannst schwimmen, Kleine.", er knackte mit den Fingern. Währenddessen konnte Leo sich das Lachen nicht verkneifen. Ich stockte. Ich hatte ein verdammtes weißes Top an! "Ach Leuark, das kann man doch auch anders klären", säuselte ich, um mich irgendwie aus der Situation zu befreien. Doch stattdessen packten mich zwei Hände und warfen mich über dessen Schulter. Ich trommelte auf Leuarks Rücken ein. "Lass mich runter!", schrie ich, während Leuark zum Steg lief. Leo und Minnah folgten eilig. "Leuark, lass sie doch einfach runter.", lachte er. Doch der Idiot lief stur weiter und blieb schließlich am Rand stehen. "Nein, bitte!", ich wurde leicht panisch, denn blamieren wollte ich mich auf keinen Fall. "1...", er kippte sich immer wieder nach vorne. "2....", wurde er lauter. "Leuark!", schrie ich wieder. Er fing an zu lachen. Ließ mich schließlich doch noch runter. Erleichtert stieß einen Seufzer aus. Um ein Haar ging es noch gut. Doch ehe ich was sagen konnte, schubste Leuark mich in den See. 

Sofort tauchte ich wieder an die Oberfläche und spuckte das Wasser aus. Am Ufer angekommen eilte ich schnell zu meiner Tasche, um das Handtuch rauszuholen. Dieses legte ich mir um die Schultern. Mittlerweile kamen Leuark, Minnah und Leo zu mir. "Du bist so ein Schwein", lachte ich. Er grinste. "Hat sich doch gelohnt, eine Abkühlung tut doch immer gut.", zwinkerte er. Leo lachte wieder. "Und was lachst du so?", dabei ging ich auf ihn zu und breitete meine Arme aus. Er ging rückwärts, doch ich war schneller und zog ihn in eine nasse Umarmung. "Ey", beschwerte er sich. "Kommt davon.", grinste ich. Ich löste mich, dabei spürte ich Minnah's Blick auf mir. Sie war eifersüchtig. Ich wusste, dass sie nur da war, weil ich es auch war. Einfach nur pure Eifersucht erkannte ich in ihren Augen, als ich sie ansah. 

Den Nachmittag und den restlichen Abend verbrachten wir hier am See. Wir lachten und redeten viel zusammen. Meine Haare waren mittlerweile wieder trocken, genau wie meine Klamotten. Nach einer Weile gingen Leo und Minnah zum Steg und sprachen leise miteinander. Ich sah den beiden kurz nach. "Hast du es ihm gesagt?", brach Leuark die Stille. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn. "Hm? Achso...nein.", murmelte ich und senkte meinen Blick auf meine Beine. Ich wusste, was er meinte, doch ich konnte es Leo nicht sagen. Jedenfalls noch nicht. "Aber das wirst du, oder? Wir wissen immerhin beide, dass er es wissen muss, er hat die Wahrheit verdient. Und auch was dich angeht.", meinte er. "Ja...ich weiß. Gib mir Zeit. Ich brauch den passenden Zeitpunkt.", dabei riss ich das Gras vor mir aus der Erde. Ich lauschte der abendlichen Stille. Warum waren es immer die richtigen, die man nie haben konnte? Ich blickte nochmal zu Leo und Minnah. Mein Herz zog sich zusammen und verspürte kurz darauf einen brennenden Schmerz in meiner Brust, als ich sah, wie die beiden sich küssten. Ich musste meine Tränen zurückhalten, weswegen ich wieder auf meine Beine starrte.

"Vielleicht hast du den richtigen Moment schon verpasst.", kam es von Leuark, wobei eine Träne den Weg über meine Wange fand und auf meine Hand fiel.


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