19.Kapitel

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Es war nicht sehr schwer Leah vorzuspielen, dass ich richtig happy war. Es fühlte sich nicht gut an sie anzulügen, aber dennoch wollte ich sie mit meinen Problemen nicht belasten und ich wollte auch auf jeden Fall vermeiden, dass sie Mitleid mit mir hatte. Sowas wollte und brauchte ich nicht. Mitleid kann so oft zu so viel mehr Schmerz führen. Es macht eine Person sich schwach fühlen, erniedrigt und irgendwie auch bloßgestellt.
Es reichte mir schon aus, dass Josh mich schon mal in solchen schlechten Zustand gesehen hatte. Man sah ihm an, dass er sich andauernd sorgen machte, bei jeder kleinsten Emotion die ich zeigte. Egal ob (gespielt) glücklich, traurig, verwirrt oder einfach nur neutral. Dauernd war dieser leichter Hauch an sorge in seinen Augen, denn ich langsam nicht mehr ertrug.

Der Schultag verlief eigentlich entspannter als ich gedacht hatte. Die Lehrer 'freuten' sich mich wieder zu sehen und mehrere Leute aus meiner Klasse kamen zu mir und fragten nach wo ich denn die ganze Zeit gewesen bin. Ich antwortete jedes gleich mit der gleichen Lüge: ich hatte Grippe.
Dies reichte den Leuten auch als Antwort und sie ließen mich wieder in Ruhe.

Ich war alleine im Klassenraum, denn Josh und Leah sind schon vorgegangen und packte meine Sachen zusammen. Alle Stühle standen schon auf den Tischen und die Tafel war sauber. Es war wie jedes Mal nach dem Unterricht. Da ich Putzdienst hatte, sollte ich noch schnell den Boden fegen, was ich auch tat. Auf dem Boden lagen kleine Schnipsel und paar Zettelchen, doch eins viel mir besonders ins Auge.
Ich nahm das kleine Blättchen hoch und faltete es auf.

Glaubst du sie ist Magersüchtig?

Naja, bin mir nicht sicher. Aber es nervt, dass sie sich die ganze Zeit in den Mittelpunkt stellt. Man muss ja nicht übertreiben.

Finde ich auch. Aber naja. Wir werden sehen was in den nächsten Tag so abläuft. Auf jeden Fall ist sie voll komisch.

Ja ok.

Ich sah nachdenklich den Zettel an. Warum hatte ich so ein komisches Gefühl bei dem lesen dieses Chats? Ich hatte auch irgendwie Mitleid mit der Person über die hier gelästert wurde. Ich weis, ich hatte grad erzählt dass ich Mitleid nicht mag, aber dieses Mal konnte ich dieses Gefühl nicht loswerden. Auch wenn es nicht wirklich so krasses lästern war, ich fand so was gemein. Kann man mit Leuten nicht direkt reden wenn man ein Problem mit Ihnen hat? Ich meine, vielleicht ist all dass was diese anderen über diese Person denken nur ein Missverständnis.
Wie dieses Missverständnis, dass Josh und ich hatten.

Ich packte das kleine Blatt in meine Hosentasche und fegte den Raum zu Ende. Vor der Schule standen noch Josh und Leah.
,,Da bist du ja. Wir wollten noch Tschüss sagen" sagte Leah und riss mich in eine feste Umarmung.
,,Tschüssi, wir sehen uns morgen. Und du iss mal was. Du bist ja völlig ausgemagert" sagte mir das Mädchen vor mir mit einem aufmunternden Lächeln im Gesicht. Ich nickte und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen.
,,Ja mach ich. Wir sehen uns morgen" sagte ich nich schnell bevor ich mich an Josh wandte, der mich ebenfalls in eine Umarmung zwang. Etwas überrumpelt legte ich meine Arme ebenfalls um sein Oberkörper und drückte ihn leicht an mich. Kurz darauf lösten wir uns von der Umarmung.
,,Wir sehen uns auch morgen" sagte er etwas leiser und ich nickte.
,,Josh, kommst du? Meine Mutter hat Essen gemacht" rief Leah die schon etwas vorgegangen war in unsere Richtung. Josh sah kurz zu ihr und deutete mir eine Handbewegung, dass er gleich käme.
,,Gehst du zu ihr nach Hause?" fragte ich unsicher nach. Josh sah etwas verlegen zu Boden und kratzte sich an den Hinterkopf.
,,Ja, wir wollen ein bisschen zocken" sagte er schnell, dass ich es beinahe nicht verstanden hätte.
Aufmunternd lächelte ich ihn an.
,,Na dann los. Sie wird ungern warten" ich grinste ihn breit an.
,,Ja, ja. Naja, wir sehen uns morgen. Chao" Josh wandte sich von mir ab und ging Richtung Leah. Ich winkte den beiden nochmal zu, als sie sich kurz zu mir drehten und ging dann selbst los in die Gegenrichtung.

Als ich auf mein Handy guckte um nach der Uhrzeit zu sehen, musste ich feststellen, dass ich meinen Bus verpasst hatte. Der nächste Bus würde erst in 20 min kommen, weswegen ich entschied zumindest paar Stationen selbst zu laufen.
Draußen war es auf jeden Fall wärmer als am Morgen weswegen ich nicht so doll fror. Ich zog meinen Tabak und den Rest meines Drehzeugs aus meiner Jackentasche und stellte meine Kippe zusammen. Schon nach einem kurzen Moment hatte ich schon eine fertige zwischen meinen Lippen stecken und Rauch aufsteigen.
Der Wind wehte mir meine Haare ins Gesicht und machte es viel schwerer Die Zigarette an die Lippen zu legen ohne die Haare dabei abzufackeln. Schließlich entschied ich mich dazu einen Zopf zu machen was die Sache viel leichter machte.

Ich ging an mehreren Busstationen vorbei, doch stehen bleiben wollte ich nicht. Der Spaziergang machte eigentlich Spaß. Es war viel entspannter als im Bus zu sitzen. Nach paar Minuten kam ich auch schon in meiner Straße an. Es waren auf jeden Fall mehr Menschen unterwegs als am Morgen was mich eigentlich nicht wirklich störte.

Ich ging Richtung des Parks, wo ich vor einigen Wochen schon mal gewesen bin und setzte mich dort auf eine Bank. Ich drehte mir nich eine Kippe und zog Teig den Rauch ein.
Die Bäume waren zwar größtenteils noch kahl, aber irgendwie gefiel es mir so. Es waren außer paar ältere Leute niemand im Park sehen. Es war richtig entspannt.
Ich zog meinen Block und einen Stift aus der Tasche und fing an darin rum zu kritzeln.
An mir ging grad ein altes Paar vorbei. Beide waren schon in ihren 80'ern, jedoch schienen sie so glücklich wie noch nie zu sein. Beide hatte dieses echte Lächeln im Gesicht und sahen sich liebevoll an. Die alte Frau bei dem alten Mann eingehackt, gingen sie langsam an mir vorbei.

Das Gefühl 'Liebe' kann man verschieden deuten. Für manche hieß es Verantwortung und Einschränkung aber auch irgendwie glücklich zu sein.
Für andere jedoch, hieß es als Ziel zu haben, die andere Person glücklich zu machen, egal was es koste.

Broken FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt