Es ist bereits eine Woche her seit Jim meinen Nachnamen geändert hat, und ich habe schon meine Bewerbungen abgeschickt. Wie vor ein paar Jahren sind es drei, anscheinend mag ich diese Zahl.
Jetzt heißt es einfach nur warten und sich irgendwie den Tag über die Zeit vertreiben, denn Jim arbeitet noch immer als IT-Fachmann, was ich nach wie vor seltsam finde. Aber er scheint es irgendwie witzig zu finden, zumindest wenn er erzählt was für Probleme er mal wieder lösen musste, oder mit was für Menschen er zusammenarbeitet. Allerdings hat er gestern ungewöhnlich lange arbeiten müssen, also noch länger als er sonst immer arbeitet, und als er nach Hause kam hat er mich in den Arm genommen und wollte mich kaum loslassen. So ganz scheint ihm sein neuer Job doch nicht zu gefallen.
Mit Katie habe ich auch mal wieder telefoniert, allerdings habe ich ihr nichts von meiner Namensänderung erzählt, sondern nur von Sherlock und wie sehr Jim von ihm besessen zu sein scheint. Nun sind Seb und ich nicht die einzigen die sich Sorgen machen.
Heute habe ich es nicht mehr zu Hause ausgehalten und bin mit dem Bus in die Stadt gefahren, einerseits um ein paar Besorgungen zu machen, andererseits um einfach ein bisschen rauszukommen. Das Wetter wird mit jedem Tag besser, heller und wärmer, sodass man richtig Lust bekommt draußen zu sein.
Deswegen bin ich heute auch in der Stadt unterwegs und überlege gerade ob ich mich in das neue Café auf der anderen Straßenseite setzen soll, da klingelt mein Handy. Überrascht schaue ich auf die mir unbekannte Nummer.
"Guten Tag, hier spricht Melody Smith?"
"Guten Tag, hier spricht Florian Kirsch, Sie hatten diese Telefonnummer in ihrer Bewerbung an London Properties angegeben."
"Natürlich, ich erinnere mich. Allerdings ist es gerade mal eine knappe Woche her seit ich die Bewerbung abgeschickt habe."
"Bei Interesse antworten wir immer sehr schnell", antwortet dieser Florian und ich spüre wie sich Aufregung in mir aufbaut.
"Heißt das, dass Sie Interesse an einem persönlichen Treffen mit mir haben?"
"Genau deswegen rufe ich an. Wann hätten Sie denn Zeit, Ms Smith?"
Gerade will ich ihn verbessern und sagen, dass ich verheiratet bin, aber ich lasse es, da niemand von Jim wissen soll. Außerdem habe ich in meine Bewerbung den Status 'ledig' eingetragen, das käme sehr unprofessionell.
"Im Prinzip den ganzen Tag, aber am liebsten so gegen Mittag. Wann hätten Sie denn einen Termin frei?"
"Oh, gleich morgen wollten wir Sie einladen, falls Sie da nicht etwas vorhaben."
"Nein, morgen ist perfekt. Um wieviel Uhr soll ich denn da sein?"
"Um 11 Uhr in der Personalabteilung, zweiter Stock Zimmer 113. Klopfen Sie einfach an."
"In Ordnung, morgen 11 Uhr. Ich freue mich bereits."
"Die Freude liegt ganz bei uns, Ms Smith. Auf Wiederhören."
"Schönen Tag Ihnen noch."
Nachdem ich aufgelegt habe, trage ich den Termin in meinen Kalender auf dem Handy ein, sowie Raumnummer und wo ich genau hinsoll, damit ich auch ja nichts vergesse. Das lief doch besser als erwartet, obwohl der Anruf mich mehr als überrascht hat.
Plötzlich höre ich ein mir allzu bekanntes Lachen, ein tiefes Lachen das ich, jedes Mal wenn ich einen Witz mache, zu Hause hören darf. Ein Lachen das ich liebe, das Lachen von Jim. Verwundert suche ich nach seinem Ursprung und entdecke meinen Mann vor einem Café sitzen, eine Tasse Tee vor ihm auf dem Tisch. Ihm gegenüber sitzt eine junge Frau mit hellbraunen, zu einem Zopf gebundenen Haaren und einem schüchternen Lächeln. Die beiden scheinen sich prächtig zu unterhalten, und ich runzele die Stirn.
Seit wann kann Jim mit normalen Menschen normal umgehen? Er meint sonst immer dass ich die einzige und erste Person bin und war, mit der er normal reden konnte ohne direkt auszurasten und den Psychopathen raushängen zu lassen. Und jetzt sitzt er mit einer jungen Frau, die vielleicht mein Alter haben könnte, in einem Café und verhält sich so als würde er nicht normalerweise Entführungen und Morde in Auftrag geben.
Fast bin ich versucht zu den beiden zu gehen und mit Jim zu reden, aber dann halte ich mich zurück. Wahrscheinlich ist es nur eine Arbeitskollegin mit der er seine Pause verbringt um wie ein gewöhnlicher Mensch zu wirken. Auch wenn die Art, wie er sie zum lachen bringt, mir ein ungutes Gefühl in der Magengegend beschert.
In der Hoffnung dass weder Jim, noch die fremde Frau, noch irgendjemand sonst mein Starren mitbekommen hat, drehe ich mich um und gehe weg von den beiden. Nun habe ich die Lust verloren noch länger in der Stadt zu bummeln und entscheide mich, mal wieder in die Bibliothek zu gehen bevor ich nach Hause fahre. Vielleicht kaufe ich mir auch noch ein Buch, mal sehen.
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Moriarty In Love - The Game
أدب الهواةFortsetzung von "Moriarty In Love": "Es wird alles gut, Honey. Vertrau mir." "Das würde ich gerne Jim." Melody und Jim haben schon viel gemeinsam, und auch alleine, überstanden. Doch nun kommen neue Schwierigkeiten auf sie zu, und das nicht nur in i...