J A M E S
"Hey James!", der Kopf meines Zwillingsbruders und Mitbewohners spähte ins Zimmer und ich sah von meinem Schreibtisch auf.
"Ich wollte nur sagen, dass ich jetzt mit Katy im Kino bin. Da ich wahrscheinlich erst später zurück komme warte nicht auf mich und mach dir schon was zu essen, wenn du Hunger hast.", grinste er schief und schon war er wieder verschwunden.
Seufzend legte ich den Stift aus meiner Hand und fuhr mit durch die leicht fettigen Haare.
Es machte mich langsam wirklich traurig wie oft er Abends außer Haus war. Klar, er hatte eine Frau die er liebte und sie wollten auch viel Zeit miteinander verbringen, aber ich als sein Bruder wollte ihn auch gerne öfters sehen. Über den Tag machten wir immer unseren eigenen Kram und erst Abends hatten wir Zeit für uns.
Wenn er denn dann mal da war.
Entweder war er nämlich bei Katy, sie hier oder Oliver war so müde, dass er immer direkt ins Bett fiel.
Versteht mich nicht falsch, es macht mich glücklich ihn mit seiner Frau zu sehen, aber für seinen Zwillingsbruder sollte er doch auch Zeit haben?
Wie gerne ich doch an die Zeit zurück dachte, in welcher man uns nie alleine gesehen hatte. Früher, als wir noch Kinder waren weigerten wir uns alleine herum zu laufen und auch in der späteren Schulzeit gab es uns nur im Doppelpack. Besonders als es dann hieß, dass wir bei Harry Potter mitspielen durften übten wir gerne zusammen unsere Texte oder lernten wir für die Schule.
Am Set waren wir auch immer zusammen.. Bis er Katy kennenlernte. Anfangs war alles normal, bis auf, dass er ein oder zwei mal in der Woche Abends nicht da war. Ich hatte mich damit abgefunden und begonnen mir Hobbys zu suchen, die ich auch alleine durchführen konnte.
Die ersten Monate war ja alles super, doch irgendwann wurde es langweilig.
Es wurde langweilig nicht immer meinen Zwillingsbruder bei mir zu haben und ihn lachen zu sehen. Sein Lachen war so ansteckend, dass es mit ihm nie langweilig war.
Erneut seufzte ich einmal auf und stand dann auf, um in die Küche zu schlendern. Dort angekommen setzte ich Wasser auf und suchte nach einer Tasse und einem Teebeutel. Beiden fand ich schnell und als das Wasser heiß war fühlte ich es glücklich in die Hogwarts-tasse.
Mit gekonnten griffen schnappte ich mir noch die Kekse und verschwand dann in das geräumige Wohnzimmer um alles auf dem kleinen Tisch ab zu stellen.
Ich schlurfte zum Fernseher, schaltete ihn ein und dämmte das Licht etwas. Glücklich legte ich mich auf das Sofa, nahm die Tasse Tee und nahm einen Keks in den Mund.
Ich schaltete etwas durch die Kanäle, als mir eine sehr bekannte Musik den Raum durchflutete.
Glücklich schaltete ich den Ton etwas lauter und sah gespannt auf den Bildschirm.
Während ich den Film so sah nippte ich immer wieder an meinem Tee und etwa zehn Minuten später war er auch schon leer. Ich stellte ihn weg und nahm mir jetzt die Kekse, welche ich glücklich begann zu essen.
Mitten im Film schien ich wohl etwas weg zu nicken, denn als ich ein Geräusch neben mir hörte zuckte ich zusammen.
"Hey Georgie!", grinste Oliver frech und leicht lachend setzte ich mich auf.
"Wie viel Uhr haben wir?", fragte ich und nachdem er kurz auf seine Armbanduhr geschaut hatte meinte er, dass 10:27pm hatten.
"Was hast du gerade geguckt?", fragte er neugierig und setzte sich neben mich.
"Harry Potter!", grinste ich und seine Augen begannen leicht zu strahlen.
"Welcher Teil?", fragte er weiter und ich rückte wieder so, dass ich liegen konnte.
"Orden des Phönix!", grinste ich und er nickte leicht.
Jetzt rückte er auch etwas runter und als wir auf Augenhöhe lagen legte er seinen Kopf leicht an meiner Schulter ab.
"Ich vermisse die alten Zeiten James..", gestand er mir und ich drehte meinen Kopf etwas zu ihm.
"Ich auch..", murmelte ich und schloss leicht meine Augen.
"Du weißt doch, dass du bei mir über allem stehst, oder?", verwundert legte ich meine Stirn in Falten.
"Wie meinst du das, aber vor allem wie kommst du da jetzt drauf?", erwiderte ich verwirrt und er seufzte leicht.
"Erstens: Du bist mir wichtiger als alles andere! Kein Gegenstand oder Mensch kommt an das ran, was du für mich bist, an das, was du mir bedeutest. Zweitens: Katy meinte heute, dass ich mal wider mehr mit dir machen sollte. Sie hat Angst, dass du sauer auf sie bist, weil ich so viel mit ihr mache. Deswegen haben wir jetzt auch abgemacht uns erst einmal nicht zu sehen, damit ich wieder was mit dir machen kann. Sie möchte nicht, dass wir uns aus den Augen verlieren.", murmelte er und ich hatte manchmal etwas Probleme ihn zu verstehen.
"Da hat sie aber Recht. Wir sehen uns so selten. Ich möchte dich wieder mehr sehen Freddie..", schmollte ich mit gespielter Kinderstimme.
"Dafür hast du ja jetzt Zeit.", lachte er leicht und nahm meine Hand in seine.
"Ich bin müde.", gähnte er und ich öffnete meine Augen. Als ich zu ihm rüber sah merkte ich, dass seine Augen geschlossen waren.
Ich rappelte mich auf nahm ihn hoch, was echt schwer war, und trug ihn in sein Zimmer. Dort legte ich ihn auf seinem Bett ab und deckte ihn zu.
"Schlaf schön!", flüsterte ich ihm zu und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn. Ich wollte mich gerade umdrehen und in meinem Zimmer verschwinden, da hielt er mich am Arm fest.
"Nein. Bitte bleib hier und übernachte bei mir!", bat er mich und hob die Decke an.
Grinsend legte ich mich neben ihn und schon spürte ich die Wärme von ihm und der Decke.
"Bleib hier..", murmelte er jetzt verschlafen legte seine Arme um mich und drückte sich an mich.
Erst war ich etwas überrumpelt, da wir das letzte mal mit 14 so geschlafen hatten. Dann legte ich aber auch meine Arme um ihn und schloss glücklich meine Augen.
Mir war es egal, wie das jetzt aussehen müsste, oder dass er noch seine Straßenkleidung an hatte.
Ich genoss einfach still den Augenblick. Wer weiß, wann ich ihn wieder erleben werde?