Disclaimer: Dr. Strange gehört Marvel, mir nicht.
Aber ich habe ein Auge von Agamotto! :D
A/N: Dieser Doktor ist der aus dem 2016er Film.
A/N2: Die Geschichte spielt direkt nach dem Ende des Filmes (vor den Credits).
A/N3: Ich behaupte jetzt mal kühn, dass zwischen Dr. Stranges Unfall und seiner Rückkehr nach New York 3 Jahre vergangen sind. Ein Jahr, in dem er Operationen hatte und zwei Jahre im Kamar-Taj.
Nachdem Dr. Stephen Strange das Auge von Agamotto zurück an seinen Platz in der Bibliothek vom Kamar-Taj gelegt hatte, und der Schwebemantel seinen Platz auf seinen Schultern wieder eingenommen hatte, drehte er sich um und öffnete die Tür zum Sanctum Sanctorum von New York. Die Älteste hatte ihn gebeten sich um das New Yorker Sanctum zu kümmern, nachdem er es mit mehr Glück als Verstand gegen Kaecilius verteidigt hatte. So wie es aussah, war das jetzt also sein neues Zuhause. Er wollte gerade über die Türschwelle treten, als Wong ihn zurückrief.
„Stephen! Ich komme morgen vorbei. Es gibt viel zu bereden und ich weiß nicht wie viel Zeit wir dafür haben", sagte der Bibliothekar.
Stephen nickte nur müde. „Bis morgen dann, Wong. Gute Nacht!" Mehr brachte er nicht mehr zustande. Er machte den Sprung nach New York und schloss dann die Tür hinter sich.
Erschöpft sah er sich um. Der Tempel von New York sah immer noch aus wie das Schlachtfeld, das Kaecilius und seine Zeloten hinterlassen hatten. Die große Freitreppe war voller Trümmer; Bilder, Vasen und Statuen waren zerschmettert und das Heiligtum war voller Glasscherben von zerbrochenen Artefakt-Vitrinen. Das Haus in der Bleecker Street sah aus, als wäre eine Herde wütender Elefanten hindurch marschiert und so ganz falsch war das auch nicht. Doch Stephen hatte nicht mehr den Nerv mit Aufräumen zu beginnen. Er war müde, so müde... dieser Tag war einer der Schlimmsten in seinem ganzen Leben gewesen – und das schloss den Tag seines Unfalles mit ein – aber er war auf eine seltsame Art und Weise auch einer der Besten seines Lebens. Nicht jeder konnte von sich behaupten ein Wesen, das die meisten Götter wie unfähige Dilettanten aussehen ließ, in die Knie gezwungen zu haben. Aber der Preis für seinen Triumph war hoch, viel zu hoch, gewesen.
Der Tempel war still, er war das einzige lebende Wesen, das sich im Haus befand. Vielleicht würden wieder Magier hierher ziehen, vielleicht auch nicht. Stephen hatte nicht mehr den Nerv sich darüber Gedanken zu machen. Er trottete durch die verwüsteten Gänge auf der Suche nach einem Bett und einem Badezimmer. Er war zu Tode erschöpft und wollte nur noch schlafen. Schlafen und die Zeit in der Dunklen Dimension vergessen...
Seine Schritte hallten hohl von den Wänden wieder und er kam sich furchtbar allein vor. Es war schon spät und draußen war es dunkel. Nur das fahle Licht einer Straßenlaterne oder die Scheinwerfer gelegentlich vorbeifahrender Autos beleuchteten die dunklen Gänge. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht die Lampen anzuschalten, vermutlich waren sie ohnehin zerstört und funktionierten nicht mehr. In den Schatten könnten sich wer weiß was für Monster verbergen, doch nach seiner Begegnung mit Dormammu kümmerte es Stephen nicht mehr. Nichts konnte so furchtbar sein wie die gigantische Fratze aus flammendem Chaos, die er gesehen hatte, die strahlenden, grausamen Augen ohne jegliches Mitgefühl, die sich in seine Eigenen gebohrt hatten. Nichts konnte so schlimm sein wie seine tausend Tode.
Als Stephen schließlich an einem Zimmer mit einem großen Bett darin vorbeikam, zögerte er nicht länger. Der Schwebemantel glitt ganz allein von seinen Schultern als er in das gleich daneben liegende Badezimmer trottete und versuchte wenigstens ein wenig des Schmutzes vom Kampf abzuwaschen. Viel brachte es nicht. Seine Hände zitterten noch heftiger als sonst: er war total erschöpft. Seine zahlreichen Verletzungen brannten immer noch bei jeder Bewegung, doch mehr als ein Pflaster brachte er nicht mehr zustande. Er würde sich morgen darum kümmern.
Schließlich gab er es auf, pellte sich mühsam und weitaus langsamer als normal aus seinen Magiertuniken und schlüpfte in eine einfache graue Kutte, die er gefunden hatte. Vielleicht hatte sie dem hingerichteten früheren Meister von New York gehört, doch Stephen war zu müde als dass es ihn interessiert hätte. Er schlurfte zurück ins Schlafzimmer und fiel mit dem Gesicht voran auf das Bett. Er schaffte es noch die Bettdecke über sich zu ziehen, dann war er bereits eingeschlafen.
Doch Erholung fand er keine. Buchstäblich nachdem er die Augen geschlossen hatte, sah er sie wieder vor sich: Dormammus gigantische Fratze, die auf ihn hinab sah wie auf ein Insekt, das er zerquetschen konnte. Die flammenden Augen, seine tiefe, dröhnende Stimme, die in jedem Muskel, jedem Nerv seines Körpers vibrierte und sich nicht aussperren ließ. Doch das Schlimmste kam erst noch. Stephen krümmte sich zusammen, als könne er es verhindern, doch er wusste ganz genau, dass er keine Chance hatte.
Dormammu irrte sich nicht: er war ein Gott und Stephen ein Insekt.
Und er zerquetschte ihn.
Immer und immer wieder.
Stephen schreckte hoch und sein panischer Schrei brach abrupt ab, als ihm klar wurde, dass er sich nicht mehr in der Dunklen Dimension befand. Er war im Tempel von New York. Allein und lebendig.
Er zitterte heftig und kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Stephen brauchte eine Weile ehe er sich so weit beruhigt hatte, dass er wieder tief durchatmen konnte. Nachdem sein rasendes Herz ebenfalls wieder in einigermaßen normalen Bahnen schlug, kam auch die Erschöpfung wieder. Er war müde, so müde wie noch nie in seinem Leben. Doch wenn er einschlafen würde, würde Dormammu wiederkommen und damit auch die Erinnerung.
Stephen schüttelte sich und zog die Bettdecke hoch, doch die dünne Decke bot keinen Schutz gegen die Kälte, die ihn bedrängte. Natürlich nicht, es war keine körperliche Kälte, die seine Finger eisig werden ließ. Und gegen die Bilder in seiner Seele konnte das arme Stück gepolsterter Stoff erst recht nichts tun.
Doch Stephen war so erschöpft, dass er bald darauf wieder einnickte. Er konnte einfach nicht mehr munter bleiben, er war todmüde!
Aber schlafen konnte er auch nicht.
Dieses Mal sah er, wie strahlende Blitze, so dick wie Wolkenkratzer, auf ihn zu rasten. Seine hastig beschworenen Schilde konnten sie nicht einmal eine Sekunde aufhalten und sein Körper verdampfte mit einem Zischen.
Die Zeit drehte sich zurück und Stephen landete wieder vor Dormammus Fratze.
„Dormammu, ich bin gekommen um zu verhandeln!", rief er, zum wohl hundertsten Mal. Wie schon vorher kümmerte es den Herrn der Dunklen Dimension nicht.
Er verengte die grausamen Augen und schnaubte.
„WENN DEIN TOD DICH NICHT SCHRECKT, DANN VIELLEICHT SCHMERZ!", donnerte er.
Plötzlich wuchsen dornige Ranken aus dem Boden, auf dem er stand. Stephen konnte einige zerschlagen ehe sie ihn erreichten, doch es waren zu viele. Er hatte keine Chance und er wusste es. Es war ein verzweifeltes Aufbäumen vor einem unausweichlichen Ende. Innerhalb von Momenten durchbrachen die ersten Ranken seine Verteidigung, wickelten sich um seine Beine, rissen ihn von den Füßen. Ehe er eine Chance hatte sich zu verteidigen bohrten sich lange Dornen in seine Arme und Beine, seinen Körper und die Ranken zogen sich langsam, ganz langsam immer enger zusammen. Stephen schrie, auch wenn er wusste, dass niemand außer Dormammu es hören würde und der Herrscher der Dunklen Dimension sich an seinen Schmerzen ergötzte.
Es dauerte viel zu lange bis sein Herz unter dem Schock aussetzte und die Zeit sich wieder zurück drehte.
Das nächste Mal beschränkten die Dornen sich nicht darauf ihn zu erwürgen. Die Ranken wickelten sich fest um seine Arme und Beine, dann zogen sie sich schnell wie eine Peitsche zurück und rissen dabei Haut, Fleisch und Blut mit sich. Stephen schrie und schrie und fuhr dann endlich aus dem Traum, kurz bevor sein überlastetes Herz den Dienst quittieren und eine neue Runde der Qual einläuten konnte.
Er zitterte so sehr, dass er erstaunt war, dass er den Schalter der Nachttischlampe fand. Glücklicherweise funktionierte die kleine Lampe noch und tauchte den Raum in ein warmes, weiches Licht. Es konnte Stephens eisige Hände und Füße nicht wärmen oder den Horror in seinem Herz vertreiben, aber es zeigte ihm wenigstens deutlich, dass er nicht mehr in der Schreckensdimension war. Stephen vergrub das Gesicht in seinen Händen und spürte wie heiße Tränen über seine schmerzenden Hände rannen.
YOU ARE READING
Aftermath [Doctor Strange-FF]
FanfictionNach dem Sieg über Dormammu gibt es einiges neu zu klären. Die Oberste Zauberin ist tot, wer wird ihr Nachfolger? Das New Yorker und das Londoner Sanctum brauchen neue Meister und eine Rundumrenovierung und was soll mit dem Auge von Agamotto gescheh...