Der Cocktail

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Ich träume, das ist mir klar. Ich laufe durch eine Allee von grünen Bäumen, über mir ein strahlend blauer Himmel. Ich höre die Vögel im Geäst singen, fröhlich zwitschern sie ihr Lied. Von hier aus kann man eine Stadt sehen, Häuser in rot, blau und grün. Überall grelle, strahlende Neonreklameschilder. Bars, Hotels, Spielotheken, alles in knalliges, künstliches Neonlicht getaucht. Die Straßen sind voller Leute, alle gekleidet in viele verschiedene Farben. Da ist eine blaue Tür und wenn ich ganz nahe dran vorbeigehe, kann man leise Musik spielen hören.
Ich öffne die Tür, es ist eine Bar. An der Theke sind noch ein paar Plätze frei. Die Frau dahinter trägt ein knallrosa Cocktailkleid, ihre Haare sind Türkis gefärbt und ihre aufgeklebten 10cm-Nägel sind bonbonfarben-orange lackiert. Sie lächelt mir zu und klimpert übertrieben mit ihren lächerlich großen, ganz sicher falschen, Wimpern. Ein Wunder, dass sie ihr nicht abfallen! Ob ich mal etwas echt Besonderes probieren möchte? Ich sage ja, aber nur, damit sie mich in Ruhe lässt. Vielleicht war ich etwas zu grob, denn sie schaut mich einen Moment irritiert an, bevor sie sich von mir abwendet. Ich schaue mich um, die Bar ist gut besucht, alles voller Menschen, nur die Theke ist fast leer bis auf ein paar junge Frauen am anderen Ende, genauso übertrieben künstlich wie die Barkeeperin. Ich sehe in die Gesichter der anderen Gäste, irgendetwas stimmt mit ihnen nicht. Die Leute sehen glücklich aus, aber ausdruckslos, wie in einem Moment des Glücks eingefroren. Die Frau stellt ihre sog. Spezialität vor mir auf den Tisch. Es ist ein Cocktailglas, aber statt mit Alkohol, ist es mit bunten Pillen und Tabletten gefüllt. Bei diesem Anblick wird irgendwo tief in mir etwas aufgewühlt. Verwundert betrachte ich mein Glas erneut. Die Frau hinter der Theke lächelt immer noch, ich sehe mich ein weiteres Mal um. Ich will doch glücklich sein! Glücklich wie alle anderen!
Ich will gerade nach meinem Glas greifen, als sich jemand auf den Hocker neben mir fallen lässt. Ein Typ, ungefähr in meinem Alter, er hat braune Haare und grüne Augen, so grün wie die Bäume der Allee. Er lächelt mich an, sein Lächeln wirkt so anders wie das der Frau und der anderen Gäste. Irgendwie echter. Ich schaue wieder auf mein Glas, all die knallbunten, poppigen Pillen. Plötzlich kommt mir das alles falsch vor, so künstlich. Ich halte das alles nicht mehr aus, die Lichter, die Leute, all die festgefrorene Glücklichkeit! Der Junge neben mir schaut nochmal zu mir rüber, dann steht er auf und verlässt die Bar. Er öffnet die Tür, Sonnenlicht durchflutet den halbdunklen Raum, alles wird in warmes Licht getaucht. Da stehe auch ich auf und gehe.
Draußen laufe ich durch einen Park. Der Kerl aus der Bar steht wartend zwischen zwei grünen Bäumen. Ich kann das Licht der Sonne wieder spüren, die Vögel singen hören und ich spüre wieder ein Lächeln meine Mundwinkel herauf ziehen. Ich drehe mich zu ihm um... da erwache ich aus meinem Traum.

Hey, ich dachte, ich schreib einfach mal was. Falls es gefallen hat, schreibt mir bitte. Wenn nicht, dann lasst's! 😉

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