Geplant ungeplant

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Einige Wochen später

"Und 5, 6, 7, 8. 5, 6, 7, 8. Mehr Spannung!" Versuche ich die Musik zu übertönen. Mittlerweile hat Nick sich wieder komplett von seiner Verletzung erholt und darf wieder Sport machen. Es haben sich derweil verschiedene Dinge zwischen uns verändert. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, dennoch habe ich mich mit Nick angefreundet und habe gelernt ihm wenigstens ein kleines bisschen zu vertrauen. Ich merke, dass sich auch etwas von seiner Seite aus verändert hat, was genau das ist weiß ich nicht ganz genau. Auch Luna und ich sind näher zusammen gewachsen, wir haben gelernt, dass wir einander voll und ganz vertrauen können, egal was kommt und das hat uns zusammen geschweißt. Wir sind die besten Freundinnen geworden, wir helfen uns immer gegenseitig, lassen alles stehen und liegen, wenn der andere ein Problem hat und ziehen uns gegenseitig aus der Patsche. "Weiter, nicht schlapp machen!" Schreie ich. Ich kann nach wie vor noch kein Sport machen und trainiere Nick. "Auf geht's!" Auch Lukas wirft jetzt etwas ein. Wir sind beide sehr streng mit ihm, aber eigentlich sind wir total stolz auf ihn. Seine Leistung, trotz seiner Schmerzen ist bewundernswert. Lukas und ich schauen uns an und nicken zufrieden, schreien aber weiter. Wir werden ihn erst am Ende des letzten Trainings loben, also heute, dass er seine Leistung nicht überschätzt. "Kick links, Sprung, Drehung." Koordiniere ich ihn. "Spannung Nick, Spannung!" Ruft Lukas. Das ist das einzige,, was uns noch ein bisschen nervt, dass die Spannung noch nicht richtig sitzt, aber es wird mit der Zeit. Das Lied endet mit einer Kick- Sprung Kombination, die besser aussieht, als ich sie jemals machen könnte. Lukas und ich fangen an zu klatschen und laufen auf Nick zu. Wir strecken ihm die Hand zu abklatschen hin. Atemlos hebt er die Hand und schlägt ein. "Gut gemacht." Loben wir ihn das erste Mal. "Du bist soweit." Nicke ich und lächle Nick zu. "Zeig allen was du drauf hast, Kleiner!" Ergänzt Lukas. 'Kleiner' sagt Lukas, weil er nicht glauben kann, wie schnell das ging, wie schnell das alles geschafft hat. Zu mir sagt er auch immer 'Kleines' und jedes mal fange ich an zu grinsen. "Danke!" Sagt er bescheiden. "Gut noch einmal und dann ist Schluss für heute. Und morgen treffen wir uns um 9:30 Uhr. Dein Auftritt ist um 10:00 Uhr. Denk dran ich werde als Fiona auftauchen nicht als Franzi." Erkläre ich unser Vorgehen. "Okay. Dann hau rein!" Sagt Nick motiviert und stellt sich bereit. Ich drücke auf die 'Play- Taste' und die Musik fängt an zu spielen. Diesmal sagt niemand etwas. Weder Lukas oder ich kritisieren während des Tanzes, wir lassen ihn einfach machen. Er führt alle Bewegungen ohne einen einzigen Fehler durch, zu Lukas' und meinem Erfreuen. "Perfekt! Dann kannst du dich umziehen gehen. Un denk dran, sei pünktlich morgen!" Entlasse ich ihn. "Er wird das morgen rocken!" Gibt Lukas zu. Und es ist extrem selten, dass er sowas sagt. Ich nicke. "Und das alles nur wegen dir!" Lobe ich ihn und sein Training. "Ist auch dein Verdienst." Gibt er ungern zu. Ein Mann voller Stolz, den es kränkt, ein Kompliment zu geben. "Danke!" Sage ich glücklich. "Tschau!" Sage ich. Ich verlasse die Halle und hüpfe den Gang entlang. An der Männer Umkleide treffe ich auf Nick. "Das hab ich alles nur euch beiden zu verdanken!" Strahlt er. Man sieht, dass er sich auf morgen freut. Ich strahle zurück. Während unseres kurzen Smalltalks kommen 4 Gestalten auf uns zu. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich meinen Tanzpartner Michael. Darauf folgen Lucas, Maike und Lucy. "Oh mein Gott!" Rufe ich auf einmal. Könnte ich rennen, würde ich es tun, in die Arme der anderen. "Was sucht ihr denn hier?" Frage ich aufgeregt. "Darf man seine Freunde nicht mehr besuchen?" Fragt Michael ironisch. Dass gerade er das sagt, wundert mich, er hatte mir vor wenigen Tage noch geschrieben, dass er aus irgendeinem Grund nicht kommen kann. Und genau darauf spreche ich ihn jetzt an. "Ja, ich habe dich ein wenig angeschwindelt, aber ich wusste, dass die eine Lösung einfällt!" Gibt er falsch grinsend zu. Ich grinse ebenso falsch zurück und schüttle dabei den Kopf. "Äh.. Franzi?" Fragt Nick etwas verwirrt. Ich drehe mich um. "Komm her!" Winke ich ihn zu mir. Er tut etwas schüchtern, stellt sich dann aber doch zu uns. "Leute, das ist Nick! Nick ist mein Ersatz für morgen und ich muss euch vor Wahnen, zieht euch warm an, er hat es echt drauf.!" Stelle ich den anderen Nick vor. "Nick, das sind Michael, mein Tanzpartner in Aue, Lucas, Lucy und Maike." Stelle ich Nick, meine Freunde vor und deute nacheinander auf die anderen. Beide Parteien nicken einander kurz zu. "Das ist er also." Michael zieht eine Augenbraue nach oben und schaut kritisch an ihm herunter. "Was soll das" Flüstert Nick. "Ich weiß es nicht. Echt." Antworte ich ebenfalls flüsternd. Dann verzieht er die Miene, aber ins negative. "Das will ich sehen." Sagt er dann. "Glaub mir, das wirst du!" Antworte ich triumphierend. "Morgen 10:00 Uhr." Sage ich, hake mich bei Nick ein und humple weg. "Du darfst das nicht persönlich nehmen, ich hab keine Ahnung, was mit ihm los ist. Vielleicht hat er Angst, dass du ihn ersetzten könntest." Spaße ich glaube aber selbst nicht daran. "Irgendwie hat er mich verunsichert, was ist, wenn ich das nicht schaffe?" Fragt er. "Ach was! Du bist kannst das, ich glaube an dich!" Entgegne ich. Dann fährt seine Mutter vor. Ich verabschiede mich von Nick, der bei seiner Mutter ins Auto steigt. Ich gehe derweil wieder nach drinnen. "Was sollte das gerade?" Frage ich Michael, der immer noch mit den anderen in der Halle steht. "Wie was sollte das? Ich verstehe nicht ganz was du meinst." Erwidert er. "Du weißt genau was ich meine mein Lieber. Du hast ihn mit deinem unnötigen Kommentar total verunsichert! Was wolltest du damit erreichen?" Frage ich. "Nichts. Ich habe einfach nur gesagt, dass ich sehen will, ob er tatsächlich so gut ist, wie du geprallt hast! Denn ich glaube nicht, dass er mir das Wasser reichen kann." Sagt er. "Du verhälst dich wie ein kleines Kind! Was ist dein Problem?" Will ich wissen. Er lässt dich auf meine Diskussion nicht ein und verschwindet. Ich schaue die anderen verwirrt an. "Er ist schon seit der hinfahrt so auf Streit gebürstet, niemand weiß wieso." Erklärt Lucy Schulter zuckend. "Wir haben ihm nur die Infos weitergegeben, die du uns gegeben hast, seitdem ist er so." Fügt Lucas hinzu. "Das letzte Mal war er so, als zu weggezogen bist." Sagt Maike. "Was? Wieso?" Frage ich. "Als ob du das nicht weißt! Sagt Lucas. Ich schaue ihn fragend an. "Der Typ war gnadenlos in dich verknallt!" Antwortet Lucy auf mein fragendes Gesicht. Ich reiße meine Augen auf und greife mir in die Haare. "Das wusste ich nicht!" Rufe ich. "Jetzt weiß ich, was sein Problem ist!" Sage ich. Ich lag mit meinem Scherz vorhin, gar nicht so daneben. Merke ich. Ich entschuldige mich bei den anderen und versuche Michael zu finden. "Babe?" Rufe ich und während ich seinen Namen rufe, wird mir plötzlich klar, weshalb er einen solchen Kosenamen für mich hat. Ich suche überall: In der Männer Umkleide, in der sich mittlerweile Jungs befinden, in den Duschen, beim Hausmeister, auf der Tribüne, aber er ist nirgends zu finden. Ich setze mich auf die Stufen der Tribüne und starre in die Halle runter. Plötzlich beginnt Musik zu spielen. Mike. Denke ich und hüpfe die Treppen mit einem Bein, so schnell ich kann, nach unten. Ich reiße die Tür auf: "Mike." Weiter reicht es nicht, ich habe nicht mehr genug Puste. Während ich versuche wieder zu Atem zu kommen, will Michael an mir vorbei, aber das lasse ich nicht zu. "Jetzt warte doch mal." Sage ich. "Was?" Fragt er genervt. "Warum hast du mir nichts gesagt? Stattdessen hast du dich wie ein kleines Kind verhalten. Ich hätte mit dir darüber geredet, du bist mein bester Freund, Mike und du weißt genau, dass du immer mit mir über alles reden kannst!" Sage ich ruhig. "Das Wort 'Bester Freund' ist das Problem!" Sagt er und dreht sich weg. "Du hättest trotzdem mit mir reden können. Wir wären uns schon irgendwie einig geworden." Erkläre ich ihm. "Dann rede ich jetzt eben mit dir." Sagt er und dreht sie wieder zu mir. "Ja? Ich höre." Reagiere ich und höre zu. Er erklärt mir sein Verhalten gerade und beichtet das, was mir die anderen wenige Minuten zuvor gesagt haben. Das aus seinem Mund zu hören ist schon etwas sehr seltsam, aber ich kann mich damit abfinden. "Ich konnte dir das nie sage, eben weil du mich immer 'nur' als besten Freund gesehen hast.",Das heißt er steckte Knietief in der 'Friend Zone'., "Und ich wollte einfach nicht, dass es komisch zwischen uns beiden wird, also habe ich nie mit dir darüber gesprochen." Erklärt er. 'Komisch', ja, das ist es, aber es wird auf keinen Fall komisch. Ich weiß zwar jetzt, dass er etwas anderes für empfindet, wie ich für ihn, aber das kann ich akzeptieren. Auf das was er gerade gesagt hat, finde ich gerade keine Antwort, weshalb ich ihn einfach nur anstarre. "Das meine ich, es fängt schon an komisch zu werden." Wirft er plötzlich ein. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er etwas sagt und zucke zusammen."Was?" Frage ich abwesend. "Komisch... Jetzt." Sagt er kurz. "Nein, es wird nicht komisch, ich weiß einfach nicht, was ich antworten soll." Erkläre ich. Auch Michael weiß gerade nicht, was er sagen soll und es bleibt still. Ich weiß nicht, was genau gerade in seinem Kopf vorgeht, aber es scheint, als seinen seine Gedanken nicht ganz beieinander, denn er bewegt sich langsam auf mich zu, als ob er mich gar nicht sieht und an mir vorbei laufen will. Doch, er bleibt einige Zentimeter vor mir stehen und schaut mir in die Augen. Okay, jetzt wird es merkwürdig. Denke ich. "Mike?" Frage ich. Ich wiederhole noch einmal. "Babe?" Frage ich dann, nachdem ich keine Antwort erhalte. Auch nach 2 maligem Fragen, erhalte ich keine Antwort. Ich schnippe mit den Fingern. "Ey, Mike." Immer noch keine Reaktion. Stattdessen kommt er näher. Mein Herz fängt an zu rasen. Meine Gedanken spielen verrückt und meine Glieder lassen sich nicht bewegen. Bewegt euch Beine oder Arme oder irgendwas. Schreie ich meine Gliedmaßen in Gedanken an, doch nichts tut sich. Nichts lässt sich bewegen, ich stehe da, wie eine Statue, Augen geöffnet, Arme hängen am Körper herunter. Ich spüre, wie Hände mich an meiner Hüfte packen und mich sanft nach vorne ziehen, einen warmen Hauch in meinem Gesicht. Und dann Lippen, die sich auf meine pressen. Ich will meinen Kopf nach hinten ziehen, aber es funktioniert nach wie vor nichts. Einige Sekunden später, lösen sie sich wieder. Jetzt erst kann ich mich wieder bewegen. Ich bleibe einen Moment sprachlos. "Es tut mir leid, das war ein Fehler." Sagt er beschämt und kramt seine Sachen zusammen. Ich fange an, schnell zu blinzeln, als ob ich etwas auskalkulieren würde. "Warte!" Rufe ich plötzlich. Michael schaut total entgeistert nach oben. "Ist in Ordnung." Sage ich. Ich schaue in ein fragendes Gesicht. "Es ist in Ordnung." Wiederhole ich, diesmal langsam, gerade so als ob er auf den Kopf gefallen wäre. Und das ist es tatsächlich. Ich meine, es war jetzt nicht unbedingt das was ich wollte, aber er ist im Moment etwas verwirrt. Michael schüttelt Fassungslos den Kopf. "Du bist nicht sauer?" Fragt er. Wäre es nicht Mike und hätte er mir nicht gerade gesagt, was er für mich empfindet, ja, definitiv, aber in dieser Situation, nein. Ich schüttle den Kopf. "Alles in Ordnung. Aber bitte schau, dass das nicht noch mal passiert, zumindest nicht jetzt, okay?" Michael nickt. "Dann sind wir uns ja einig." Sage ich, weiß aber, dass das nicht so ist. Er kann nichts für seine Gefühle genauso wenig, wie ich etwas für meine kann. Und jeder muss damit klar kommen. "Bitte versprich mir, dass es nicht komisch wird und diese Situation unter uns bleibt." Bittet er mich. "Klar!" Antworte ich. Aber das reicht ihn nicht, er streckt seine Hand hin, ich soll den Schwur, den wir uns in der 1. Klasse ausgedacht haben, machen. Ich nehme seine Hand entgegen und schwöre darauf, dass wenn ich etwas verrate, Michael alles ausplaudern darf, was er über mich weiß. "Danke!" Sagt er und verschwindet. Auch ich gehe, meine Mutter wartet bestimmt schon eine Ewigkeit auf mich. "Wo warst du?" Fragt meine Mutter als ich die Autotür öffne. "Lange Geschichte." Antworte ich. "Okay?" Meine Mutter ist verwirrt, sieht mir aber an, dass ich nicht darüber reden will und selbst, wenn ich wollte, ginge das nicht, es sei denn, ich will mich selbst ruinieren und das hatte ich jetzt nicht unbedingt vor. "Wie war das letzte Training?" Will sie wissen. "Sehr gut. Das wird morgen einfach der Hammer!" Antworte ich. "Dann bin ich ja zufrieden. Ach, übrigens, du sollst am Montag ins Krankenhaus kommen, der Arzt möchte sich deinen Bruch anschauen." Erwähnt meine Mutter nebenbei. Endlich. Denke ich. Es ist mittlerweile ein Monat um und ich hoffe seit einiger Zeit, dass der Gips bald abkommt und ich nicht operiert werden muss. Doch ob diese Hoffnung erfüllt wird, werde ich wohl erst am Montag erfahren.

Double Life (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt