Kapitel 5

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~Zack~

Meine Pfoten donnerten über den Waldboden, ich rannte als wäre der Teufel hinter mit her. Vielleicht war es das auch, trieb mich immer weiter fort von meiner Heimat. Hinderte mich daran stehen zu bleiben ohne das Gefühl zu haben, eingeholt zu werden. Schnaufend erreichte ich die Grenze von Dereks Territorium. Ich stoppt, reckte meine Nase in die Luft. Ich wittert eine Patrouille ganz in der Nähe. Nur ein Schritt, ein einziger Schritt und ich wäre raus. Ich könnte rennen bis keiner mehr wusste wo ich mich aufhielt. Ich war mir sicher keiner der Wölfe auf dem Rudel würde mich aufhalten. Sie wollten mich ja eh nicht hier haben. Warum also bleiben. Wegen ihm? Ja er war meine Mate, aber ich brauchte ihn nicht. Ich brauchte keine weitere Person, die mich verletzte und verließ. Außerdem würde er sich sehr gut um sie kümmern.

~Derek, ich habe Zack an der Grenze gewittert. Scheint als wolle er abhauen.~

Unabsichtlich hatte ich mich in die Unterhaltung eingelinkt. Wie nun unschwer zu erkennen war, schien nicht nur mein Aussehen absonderlich zu sein, sondern auch meine mentalen Fähigkeiten. Ich konnte mich anders als jeder andere Wolf in jede beliebige Unterhaltung einlinken, ohne das es jemand mitbekam. Normalerweise könnte sich ein Wolf nur mit dem Rudel verständigen. Genau in diesem Moment gäbe es für mich die Möglichkeit es Ihnen zu zeigen. Doch ich tat es nicht, viel zu groß war die Angst nicht akzeptiert zu werden. Aber eigentlich war es auch wiederum egal, denn ich wollte gehen. Trotzdem hielt mich irgendetwas auf, irgendein kleiner Teil meines Gehirns hinderte mich einen weiteren Schritt zu tun. Im Nachhinein hätte ich nicht sagen können welcher. Schon bald war es zu spät. Ich hörte nun deutlich die Schritte von den Wölfen und auch am Geruch erkannte ich sie. Und Ihn. Derek. Wieder dieser betörenden Geruch, der mein animalisches Ich verrückt spielen ließ. Aber dann nahm ich noch einen Geruch wahr, den von Cäcilia. Sie stand neben Derek, hatte ihre kleine Hand in seinem Fell vergraben. Die Tränen in ihrem Gesicht ließen mich auf der Stelle zu ihr laufen. Kurz vor den Beiden blieb ich stehen, darauf bedacht Derek nicht zu nahe zu kommen. Es war schlau von ihm gewesen sie heiraten her zu bringen, das müsste ich zugeben. Sie kam auf mich zu, nahm umarmte mich. Ich leckte ihr die Tränen von der Wange, sie kicherte. Das erwärmte mein Herz. Ich gab ein zufriedenen Laut von mir und prustete ihr Luft in das Gesicht. Dann nahm sie plötzlich meinen Kopf zwischen ihre Hände und schaute mich ernst an. „Du darfst nicht gehen, Zack, ich will nicht alleine sein. Lass mich bitte nicht alleine.“ Ich schaute sie betrübt an. „Schau mal, die sind die ersten die Nett zu uns sind. Ich weiß, du wolltest nicht hier sein, aber wir können doch auch noch später zu dem besonderen Ort. Du hast versprochen, dass wir zusammen dahin gehen. Bitte.“
Sie hatte recht. Als wir geflohen waren, da hatte ich ihr versprochen wir würden zu einem Ort gehen, wo alles besser werden würde. Wo niemand war der uns verletzen könnte. Langsam nickte ich, blickte an ihr vorbei zu Derek, auf deren Gesicht Erleichterung erschien.

~Du bleibst~ stellte er fest.

~Vorerst.~

Dann hob ich den Vampir auf meine Rücken und trabte langsam an den Anderen vorbei Richtung Rudelhaus. Der Weg kam mir lange vor und ich fand es unangenehm, die Anderen in meinem Rücken zu wissen. Aber sie vorbei zu lassen, das ging nicht, die Blöße würde ich mir nicht geben, auch wenn ich wusste, dass sie nur meines Fluchtverhaltens wegen in meinem Rücken blieben. Anders als die Anderen blieb ich in Wolfsform. Ich fühlte mich im Moment so sicherer.

Wir betraten das Haus und ich verzog mich sofort in das Zimmer, wo ich mich meiner Klamotten entledigt hatte. Ich verwandelte mich zurück und zog mir die Sachen wieder über den dünnen Körper. Dann ging ich in die Küche, denn ich verspürte durch den anstrengenden Lauf einen riesen Hunger. Ich durchstöberte die Schränke und den Kühlschrank und fand noch eine Schale voll Lasagne, die ich mir, dreist wie ich war, schnappte und binnen weniger Minuten verputzte. „Hat es geschmeckt.“, ich fuhr herum und erblickte einen schmunzelnden Derek im Türrahmen. Ich leckte mir über die Lippen und nickte. Er starrte mich kurz an, dann kam er näher.
Kurz leuchtete die Erinnerung in mir auf, als er mir das letzte Mal so nahe gekommen war, in der Kabine. Mein Puls verschnellerte sich. Ich lehnte mich an die Kücheninsel, die sich in der Mitte der großen Küche befand, welche komplett in weiß gehalten war. Er blieb vor mir stehen, kratzte sich dann am Hinterkopf, als wäre er nervös. Ich war es allemal, ohne es verhindern zu können.
„Darf ich dir eine Frage stellen?“, seine Stimme klang vorsichtig. Eigentlich verspürte ich nicht wirklich Lust mich zu unterhalten, trotzdem nickte ich.
„Der besondere Ort? Wo ist der?“ Ich zögerte, ließ mir Zeit mit der Antwort.
„Es ist mehr ein Was als ein Wo. Wo weiß ich selber nicht. Es muss ein Ort sind, wo uns niemand kennt, wo im besten Fall niemand ist. Wo wir einfach normal sein können und auch so gesehen werden. Nicht als Absonderheiten.“
Er legte den Kopf leicht schief, blickte mich nachdenklich an. „Ich finde nicht, dass du eine Absonderheit bist.“

The Lone Wolf [BoyxBoy] (slow Updates) #wattys2017 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt