Elyas und Amelie hatten sich nicht einen romantischen Kitsch-Film angesehen, wie Amelie es vorausgesehen hatte. Nein, sie hatten einen Lieblingsfilm von ihm gesehen. Ein Zombie-Massacker. Das war zwar eine angenehme Überraschung, der Streifen an sich war aber wirklich furchtbar. Eigentlich ging alles nur darum, dass die Zombies auferstanden, sich über die Menschen hermachten und die übrig gebliebenen die Welt retten mussten. Manche Szenen gingen derart ins Detail, dass Amelie angewidert ihr Gesicht hinter Elyas Schulter verstecken musste. Oder sie kreischte entsetzt auf, hielt sich die Hände vors Gesicht, schaute schnell zu ihm, um sich das Spektakel im TV nicht ansehen zu müssen. Sie hatte solche Filme schon immer nicht verstanden. Was war der Sinn dahinter? Sie beschloss, dass solche Werke wohl einfach als Ausgleich existierten. Als Ausgleich zu den ganzen Romanzen. Amelie konnte beiden Arten von Film nichts abgewinnnen.
Sie hatten Pizza bestellt, Elyas hatte nach einer Weile angefangen, sie zu füttern. Amelie hatte das jedoch nur nervös gemacht. Sie wusste zwar, dass er einfach so süß drauf war, doch damit umgehen konnte sie nicht. Also versuchte sie, ihr Unbehagen zu verstecken. Er sollte nicht mibekommen, dass sie sich unwohl fühlte, das hatte er nicht verdient, nicht nach alldem, was er für sie getan hatte. Sie grinste, überspielte ihr Unsicherheit und griff ebenfalls nach einem Pizzastück.
Als sie fertig gegessen hatten, legte Elyas den nächsten Film ein. Anscheinend war er ganz vernarrt in dieses Genre von Filmen. Diesmal waren es jedoch keine Zombies. Es war eine Alien – Invasion. Zwar nicht wirklich besser, doch Amelie hatte nicht vor, ihm das zu sagen. Sie wollte mit ihm den Abend in Ruhe verbringen und nicht unnötig Aufwand erzeugen.
Der Film ging ziemlich lang und sie hatten sich zwischendurch eine warme Decke geholt. Elyas hatte nach einer Weile vorsichtig seinen Arm um sie gelegt. Sie genoss seine Nähe, spürte seine Wärme. Amelie legte einfach ihren müden Kopf auf seiner Schulter ab und war froh über die Verbundenheit, die zwischen ihnen herrschte. Es fühlte sich einfach richtig, so gut an. Zart und zugleich fordernd. Kitschig und doch perfekt. Eben einfach richtig. Und sie war sich dennoch bewusst, dass ihre inneren Grenzen immernoch existierten.
Als der Film endlich zu Ende war, war Amelie schon fast eingeschlafen. Doch als die nervtötende Menü – Musik ertönte, wurde sie aus dem Halbschlaf gerissen. Leicht verwirrt hebte sie den Kopf. Dann schaute sie etwas orientierungslos auf. Ihr fiel wieder ein, dass Elyas noch neben ihr war. Hastig blickte sie nach Links – und musste verzückt lächeln. Elyas war eingeschlafen, mit dem Arm um sie geschlungen und sogar mit ihrem schweren Kopf auf der Schulter. Sein Anblick war einfach... er war einfach... unbeschreiblich. Obwohl er im Tiefschlaf war und seine Augen geschlossen, sah er wieder umwerfend aus.
Ihr wurde ziemlich warm unter der Decke, außerdem war Elyas Anblick definitiv mit daran Schuld.
Amelie verspürte jedoch keineswegs den Drang, aufzustehen. Sie hatte das Gefühl, als ob dieser Augenblick dann zerbrechen würde. Langsam aber sicher. Kontinuierlich aber unaufhaltsam. Sie beugte sich zaghaft über Elyas. Studierte seine Gesichtszüge. Verfiel in Trance. Schmunzelte einfach unbemerkt weiter.
Im nächsten Moment fand sie sich mit ihren Lippen auf seiner Wange wieder. Sie hatte zufrieden die Augen geschlossen, presste ihren Mund drängend auf seine Haut.
'Was machst du da? HALLO?' Ihre innere Stimme schrie so laut sie konnte, unüberhörbar, durchdringend. Erschrocken hob sie den Kopf, ihre Augen weiteten sich verständnislos. Wie konnte das geschehen? Sie hatte es gar nicht richtig mitgekriegt. Ihr Kopf hatte das getan, was sie eigentlich wollte. Doch ihr Verstand hatte sich ausgeschaltet.
Sie sprang auf, blieb vor dem Sofa stehen. Hoffentlich wachte er nicht auf...
„Mmh.“ Sie starrte bewegungslos auf sein Gesicht. „A-amelie?“ Er öffnete verwundert die Augen und guckte sie verschlafen an. Dann realisierte er, was so eben geschehen war. Ein riesiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „ Komm her.“ Er versuchte, vom Sofa aufzustehen. „Komm her Amy!“ Seine Augen guckten direkt in ihre. Amelie bekam Gänsehaut. Wie eine Marionette, deren Fäden gesteuert wurden, ließ sie sich zu ihm auf die Couch nieder. Sie traute sich nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. „Du bist echt verrückt.“ Elyas schmunzelte sie amüsiert an. Sie rückte schüchtern näher an ihn heran. Sie war einerseits froh, es getan zu haben. Doch es beunruhigte sie, dass sie einfach so die Kontrolle verloren hatte.
Amelie beschloss, die Diskussion mit ihrem Verstand auf später zu verschieben. Elyas war jetzt wichtiger, nicht ihre eigenen Gedanken.
Sie griff zögernd nach seiner warmen Hand. Elyas nahm ihr Gesicht in die andere Hand. Er schaute ihr mit glänzenden Augen ins Gesicht, er sah sie fragend an. Amelie war alles egal. Sie zerrte die Decke zu sich heran und legte ihre Hand um seinen Hals. Jetzt wusste sie es. Sie war eindeutig verliebt in Elyas. Unweigerlich verliebt.
Dann spürte sie seine starken und doch so wohltuenden Lippen auf ihren.
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Elyas M'Barek FF
FanfictionAmelie hat panische Angst, verletzt zu werden. Seit Justin sie nach einem One-Night-Stand sitzen lassen hat, traut sie sich nicht mehr, eine neue Beziehung oder einen Flirt einzugehen. Ihr Vertrauen in die männliche Spezies ist erloschen. Doch dann...