Amelie wurde von den warmen Sonnenstrahlen wachgekitzelt. Verschlafen öffnete sie die Augen. Das grelle Morgenlicht brannte in ihren Augen, doch sie empfand es als angenehm. Sie spürte die Berührungen auf ihrer zarten Haut, wie kleine, weiche Küsse. Apropos Küsse. Sie dachte an gestern Abend zurück, an den Moment, als sie und Elyas sich geküsst hatten. Automatisch zauberte ihr die Erinnerung ein fettes Grinsen aufs Gesicht. Sie war glücklich, dass sie Elyas zufällig kennengelernt hatte. Er war sozusagen ihr mickriger Ast im Meer, an den sie sich klammerte.
Amelie schaute vorsichtig auf. Elyas schlief noch, sein Arm lag auf ihrer Hüfte und er schmiegte sich im Schlaf an sie. 'Wie gut er aussieht, obwohl er schläft.' Sie hielt einen Moment inne, um ihn zu beobachten. Wenn er aufwachte, wäre der schon fast magische Moment vorbei. Sie musste bei seinem Anblick lächeln. Seine Haare waren leicht zerzaust, seine Augen in tiefem Schlaf geschlossen. Seine Atmung ging leicht und regelmäßig. 'Was für ein wunderbarer Mensch.' Sie unterdrückte krampfhaft den Impuls, ihn einfach zu küssen. Die Verlockung war sehr groß, schon fast zu groß. Doch sie wusste, wie man damit umging. Sie ignorierte konsekret alle Signale, die ihr ihr Körper gab.
Amelie spürte ein leichtes Unwohlsein und wusste sofort, woher es kam. Entschlossen nahm sie seinen Arm, streifte ihn ab und kam behutsam hoch. Die Decke legte sich sorgfältig wieder über ihn, sie wollte nicht, dass ihm kalt wurde, oder er wohlmöglich im falschen Moment aufwachte. Es würden nur ungewollte Missverständnisse entstehen. Er würde es nicht verstehen. Es würde sie nicht verstehen.
Doch sie wollte den Zeitpunkt umgehen, an dem sie die Realität einholte und sich schmerzhaft mit Nägeln in ihr Fleisch bohrte. Ihr bewusst machte, dass alles nur ein Traum, eine Illusion gewesen war, dass er verschwunden war und sie zurückgelassen hatte. Sie wollte den Absturz vermeiden, den Gedanke daran verdrängen. Sie wollte ein freier Vogel sein. Und freie Vögel zogen weiter.
Amelie überlegte kurz, ob ihr Vorhaben auch richtig war. Allerdings hatte sie jetzt keine Zeit, um großartig zu argumentieren. Hastig, aber dennoch auf Zehenspitzen schleichend, holte sie ihre Sachen und tippelte zur Tür. Sie öffnete sie äußerst vorsichtig, drehte sich noch einmal um und schaute zur Couch. Elyas schlief immer noch, anscheinend träumte er irgendetwas. Seine Augenbrauen zuckten leicht und seine Augen rollten hinter den Lidern. Sollte sie nicht lieber zu ihm gehen, ihm seine dunklen Gedanken nehmen und seine Nähe weiter zulassen? Das war es doch, was sie wollte. Das war es, was sie brauchte! … Oder etwa nicht?
'Hör auf!' Amelie schob ihre Gedanken und ihr Zögern zur Seite, wischte alles einfach weg. Dann verschwand sie aus der Wohnung. Aus seiner Wohnung.
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Elyas M'Barek FF
FanficAmelie hat panische Angst, verletzt zu werden. Seit Justin sie nach einem One-Night-Stand sitzen lassen hat, traut sie sich nicht mehr, eine neue Beziehung oder einen Flirt einzugehen. Ihr Vertrauen in die männliche Spezies ist erloschen. Doch dann...