Kapitel 1

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Heute war es soweit. Heute würde ich nach London fliegen, zu meinem Vater. Ich würde alles hier in Hamburg zurücklassen, sogar meine Mutter würde hierbleiben, mit meiner kleinen Halbschwester, Olivia. Ich wollte die beiden nicht zurücklassen, immerhin war Liv erst 5 Jahre alt und meine Mutter nicht besonders zuverlässig, aber ich wollte auch nicht in Hamburg bleiben.

Es war nämlich schon immer mein Traum, an der berühmten Dance Academy in London zu tanzen, und als ich die Zusage der Academy bekommen hatte, habe ich beschlossen, dass ich zu meinem Vater, den ich noch nicht einmal richtig kannte, ziehe. Ich habe meiner Mutter viele Zettel geschrieben, was sie alles machen muss und wie sie sich um Liv kümmern muss, da ich diese Rolle bisher übernommen hatte. Ich habe den beiden versprochen, alle paar Wochen vorbeizukommen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen stieg ich in das Taxi, das mich zum Flughafen bringen sollte. Meine Mutter und Liv standen in der Haustür und winkten mir mit traurigen Gesichtern hinterher. Ich winkte zurück, bevor ich mich in meinen Ledersitz sinken ließ. Ich ging in Gedanken nocheinmal durch, ob ich auch alles eingepackt habe, und ob ich alles Wichtige für meine Mutter aufgeschrieben habe. Etwas beruhigt sagte ich zu mir selber, dass ich nichts vergessen hätte, und dass ich das, was ich doch vergessen habe aufzuschreiben, auch noch übers Telefon sagen könnte.

Als ich zwei Stundenspäter im Flugzeug saß, begann ich nervös zu werden: wie mein Vater wohl war? Ich wusste nur, dass er Produzent von Musik und Filmen war und damit eine Menge Geld verdiente. Ich hatte ihn noch nie gesehen und fragte mich jetzt, wie ich ihn bloß erkennen sollte, wenn er mich vom Flughafen abholt. Was war eigentlich, wenn er mich überhaupt nicht mochte? Wenn wir uns nur stritten? Wenn er michnicht ausstehen konnte? Ändern kann ich daran dann auch nichts... Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen, aber ich konnte es einfach nicht abstellen.

Ich hatte Angst vor dem, was passieren würde, aber auch vor dem, was bereits geschehen war. Das war ein weiterer Grund, weshalb ich nach London wollte: Ich wollte mein altes Leben hinter mir lassen und noch einmal neu anfangen. Dazu hatte ich mit der Dance Academy und meinem Vater die perfekte Gelegenheit bekommen und wollte meine Chance jetzt nutzen.

Ich zog, immer noch nervös, meinen weinroten Pulli zurecht und fuhr mir durch meine dunklen, braunen Haare. Das war eine Angewohnheit von mir: Ich fuhr mir immer durch die Haare oder wickelte sie um meinen Finger, wenn ich nervös oder aufgeregt war. Die Stewardess brachte mir ein Glas Wasser, in dem ich eine Tablette auflöste und es trank.

Als die Lautsprecherstimme verkündete, das wir gleich in London landenwürden, schluckte ich einmal. Da war mein neues Leben, greifbar nahe. Wollte ich das wirklich? Hör auf, dir darüber Gedanken zumachen, jetzt gibt es sowieso kein zurück mehr. Meine schlauere Seite hatte Recht, jetzt war es zu spät darüber nachzudenken. Ich war in London, bei meinem Vater. Ich würde auf die Dance Academy in London gehen und hoffentlich schnell Freunde oder so finden. Ich wurde durch ein Ruckeln aus meinem Tagtraum gerüttelt: ich war gelandet.

Gotta be you [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt