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Am nächsten Morgen lernte ich dann auch einige meiner Lehrer kennen.

Nachdem Alina und Isabell mich um halb sechs aus dem Bett geschmissen hatten, gingen wir um sieben Uhr nach unten zum Frühstück. „Steht ihr jeden Morgen so früh auf?", fragte ich. „Klar, es dauert schließlich eine Weile um zu duschen, sich anzuziehen und sich zu schminken. Außerdem bleibt dann noch Zeit, um nicht gemachte Hausaufgaben mal eben schnell noch hinzuschmieren", meinte Isabell. „Könnt ihr mich dann nicht noch schlafen lassen?" Alina und Isabell sahen sich an. „NEIN, DAS KÖNNEN WIR NICHT!", lachten sie einstimmig. „Das kann ja heiter werden!", sagte ich und verdrehte die Augen.

In der ersten Stunde hatten wir ausgerechnet Mathe. Unser Lehrer war alt, dick und hatte eine Glatze. Und sein Unterricht war mindestens genau so spannend, als wenn ich mich zwei Stunden irgendwo hinsetze und die Wand anstarre. Natürlich stellte er mich und meine Kenntnisse gleich mal auf die Probe. Leider schnitt ich nicht gerade gut ab, aber Mathe war eben nicht mein Ding. „Da wirst du dich aber anstrengen müssen!" „Ich werde mich bemühen", sagte ich. In der zweiten Stunde hatten wir Englisch. Eine etwa 30 jährige Frau betrat die Klasse. Sie war schlank, groß und hatte schulterlange, blonde Haare. „Good morning!" Im Chor sang die Klasse: „Good morning, Miss Jones." Ich fand sie sofort sympathisch. Zwar war auch bei ihr der Unterricht ein wenig langweilig, aber was sollte man machen? In der dritten und vierten Stunde hatten wir Deutsch, in der fünften Stunde Kunst und in der letzten Stunde Chemie. Dann hatten wir endlich Mittagspause. Fast am verhungern stürzten Alina, Isabell und ich und auf die Nudeln. Danach hatten wir zwei Stunden zu unserer freien Verfügung. „Wir zeigen dir jetzt mal die Pferde." „Pferde?!", fragte ich panisch. „Hast du etwa Angst vor Pferden?", fragte Isabell. „Sagen wir es mal so, freiwillig setzte ich mich nie wieder auf die störrischen Viecher!" „Du weißt aber schon, dass wir zwei Stunden in der Woche verpflichtenden Reitunterricht haben?!" „Ich, ich, ich kann das nicht!", stotterte ich „das werde ich ganz bestimmt nicht machen!" Alina versucht mich zu beruhigen: „Mach dich bitte nicht so verrückt. Als ich vor zwei Jahren an diese Schule kam, hatte ich auch Angst vor Pferden, aber glaub mir, das gibt sich!" „Ganz bestimmt nicht!" antwortete ich voller Überzeugung. „Hat es denn einen bestimmten Grund warum du solche Angst vor Pferden hast?", wollte Isabell wissen. „Tut mir wirklich leid, aber ich kann und will nicht darüber reden!" „Na gut, morgen musst du ja sowieso zum Stall." „Ja eben, dann ist es morgen immer noch früh genug!" Alina und Isabell gaben sich schließlich geschlagen und so beschlossen wir, mit den Hausaufgaben anzufangen. Wirklich konzentrieren konnten wir uns aber nicht, wir hatten uns einfach zu viel zu erzählen. „Wenn das so weiter geht, dann kriegen wir im Unterricht bald gar nichts mehr gebacken", sagte Alina lachend. „Dann müssen wir uns eben alle in einen anderen Raum setzten", schlug Isabell vor, „Vielleicht bringt das ja was!". „Ich glaube selbst das bringt bei uns nichts", erwiderte ich, „Wir sind eben einmalig!". Die zwei Stunden vergingen wie im Flug. Leider, denn nun begann der Nachmittagsunterricht. Das hieß zwei Stunden Hausaufgabenbetreuung – ziemlich langweilig, aber dennoch hilfreich. Dann stand noch eine Stunde Sport auf dem Programm, danach hatten wir endlich frei. „An so lange Schultage muss ich mich erstmal gewöhnen", seufzte ich. „War das an deiner alten Schule nicht so?", wollte Alina wissen. „Natürlich hatten wir Nachmittagsunterricht, aber trotzdem blieb mehr Freizeit." „Bei uns sind auch nicht alle Tage so lang wie heute." „Na das tröstet mich aber gewaltig, denn auf Dauer könnte ich da echt nicht mithalten."

Am Abend, als wir in unseren Betten lagen, dachte wieder einmal keiner ans Schlafen. „Du hast uns noch gar nicht erzählt, was du in den Ferien gemacht hast", begann Alina. „Ihr habt mich ja auch noch nicht gefragt", sagte ich und lächelte verschmitzt. „Das holen wir nun hiermit offiziell nach!". „Ich habe im Geschäft meiner Mutter ausgeholfen." „Aha", meinte Alina skeptisch. „Was ist das für ein Geschäft?" „Ein Kosmetikstudio!" „Wie cool ist das denn", rief Isabell. „Dann kannst du uns doch ab und zu mal die Haare machen und uns schminken! Du kennt doch bestimmt alle Tricks!" „Meinetwegen, aber ich garantiere für nichts!", lachte ich. „Kein Problem, wenn es uns nicht gefällt, waschen wir einfach alles wieder ab." „Ich hätte j auch gerne ein eigenes Kosmetikstudio", seufzte Isabell. „So toll, wie ihr meint, war es gar nicht", erwiderte ich. Alina und Isabell sahen mich verdutzt an. „Ich musste bei einer Bekannten meiner Mutter wohnen. Sie konnte mich irgendwie nicht leiden, ich sie aber auch nicht. Für sie war ich eher so eine Art Angestellte, ich sollte ihr dauernd den Haushalt machen." „Warum hast du denn nicht bei deinen Eltern gewohnt?", fragte Alina. „Ach die, die reisen in der Weltgeschichte herum und wissen wahrscheinlich gar nicht, dass sie eine Tochter haben! Ich existiere für sie überhaupt nicht! Jetzt will ich aber auch mal was von euch wissen, gleiches Recht für alle!", ich sah Alina und Isabell erwartungsvoll an. „Tja, also ich wohne bei Pflegeeltern, wenn ich nicht gerade in der Schule bin", begann Alina zu erzählen, „Mein Vater hat sich vor meiner Geburt aus dem Staub gemacht und meine Mutter ist unmittelbar nach meiner Geburt gestorben!" „Das ist ja echt heftig", sagte ich mitfühlend. „Bei mir gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Meine Eltern aalen sich jetzt gerade in der Sonne. Weist du, die hausen in Los Angeles in ihrer Villa und mich schicken sie an die Nordsee in die Schule!", sagte Isabell. Wir quatschten noch bis spät in die Nacht hinein, bis wir dann einer nach der anderen einschliefen...

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