"Friendship is about who came and never left your side."

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Paluten war mit Maurice allein. Das hieß er war eigentlich komplett allein, denn Maurice schlief und war nicht anprechbar. Auch als Micha und Manu bei ihm gewesen waren hatte er geschlafen. Langsam setzte sich Palle auf den Stuhl, der auf Kopfhöhe neben dem Bett des Schlafenden stand. Seine Augen betrachteten den so unebenen Körper, welcher unter einer dünnen, weißen Decke verborgen lag. Vorsichtig, wie von selbst, strich Palle dem Blonden eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er war so unfassbar bleich. Er sah so unglaublich verletzbar aus. Manu hatte Recht gehabt. Es war alles so unwirklich. Alles was in Palles Kopf umherirrte war die eine Frage nach dem Grund. Der Grund, warum Palle nun hier saß und um seinen Freund trauerte. Der Grund, warum seine Gedanken verrückt spielten.
"Maurice..." Seine Stimme war kaum ein Flüstern. Nur ein kaum vernehmbares Hauchen von dem Palle nicht erwartete, dass es gehört werden könnte. Eine einzelne Träne setzte sich von Palles Augenwinkel ab und kullerte über seine Wange. Es gab keine Zufälle. Es hatte einen Grund, dass ausgerechnet Micha der Fahrer gewesen war und Palle war sich sicher, dass der Grund etwas mit ihm zutun hatte. Mit zitternden Fingerspitzen zog Palle die Bettdecke ein Stück zurück; nur so weit, dass die sich schwach auf und ab bewegende Brust seines Freundes freilag. Palle fiel plötzlich auf wie hässlich diese typischen Krankenhaushemden doch waren. Am liebsten hätte er Maurice das Hemd ausgezogen. Er wusste selbst nicht, warum er sich etwas Deratiges wünschte und fühlte sich augenblicklich schlecht. Unter anderem wegen Manu, dem er offensichtlich keine Treue versprechen konnte. Palutens Hände lagen noch immer auf dem Saum der Decke, welche Maudados halben Oberkörper bedeckte. Er konnte es sich nicht selbst erklären, aber etwas in ihm trieb ihn dazu die Decke noch ein Stück nach unten zu ziehen. Bald lag sein Bauch frei, dann kam nichts mehr. Oberschenkel, Knie, Unterschenkel, Füße; alles weg. Nur ein kleiner Stummel auf beiden Seiten war dem Jungen noch geblieben. An beiden lag ein Druckverband an. 23 Jahre alt und bereits beidbeinig amputiert. Wieder einmal überkamen Palle die Schuldgefühle. Er begann nicht nur sich selbst zu hassen, sondern auch die Ärzte zu verurteilen. Wie konnte man am nächsten Tag seiner Einlieferung bereits amputieren? Wer weiß; vielleicht hätte sich Maudados Körper wieder aufgerafft, wenn man ihm mehr Zeit gegeben hätte. Eine Amputation war schließlich nur im absoluten Notfall durchzuführen. Soweit Palle wusste waren einige Blutgefäße in den Beinen des Verletzten stark zerquetscht worden. Auch hatte er einmal etwas von einem üblen Knochenbruch im linken Unterschenkel, den es jetzt nicht mehr gab, gehört. Die Ärzte hatten eine Heilung sofort ausgeschlossen und so schnell es möglich war amputieren wollen.
"Sie hätten warten sollen." flüsterte Palle leise und betrachtete Maudados blasses Gesicht. Paluten spürte plötzlich eine Bewegung im Oberkörper seines Freundes, welche sich von dem gleichmäßigen Atmen unterschied und wenige Augenblicke später öffnete dieser auch schon den Mund, wenn auch nicht gerade weit.
"Sie haben nicht gewartet." flüsterte Maurice die Augen weiterhin geschlossen haltend. "Ich hatte keine Wahl."
Einen kurzen Moment dachte Palle, dass er träumte. Doch als Maurice langsam die Augen aufschlug wusste er wie real die ganze Sache war.
"Es war besser so." flüsterte Palle vorsichtig. Er glaubte sich selbst nicht.
"Aber was passiert jetzt?" flüsterte der Aufgewachte und versuchte sich aufzurichten, was ihm allerdings nicht gelang.
"Der Arzt wird deine Eltern anrufen. Die werden dann kommen. Mach dir keine Sorgen."
"Ich will meine Eltern anrufen. Palle...bitte mein Handy..." In den grünen Augen, die Paluten bisher noch nie gesehen hatte stand der Schmerz geschrieben, den der Student verspürte. Seine Stimme war brüchig und leise. Was würde passieren, wenn er jetzt seine Eltern anrief?
"Aber Dado. Du wirst sie nur unnötig beunruhigen."
"Mit was? Mit meiner Stimme? Ich habe keine Beine mehr, Palle. Gib mir einfach das Handy." Zögernd griff Palle nach dem Handy, das auf dem Beistelltisch lag. Im Grunde hatte sein Freund ja Recht. Maurice würde mit seiner Stimme seine Eltern nicht auf das vorbereiten können, was diese hier im Krankenhaus erwartete. Verkrüppelt. Mitten im Studentenleben. Als Maudado das Handy ergriff, sah Palle wie sehr auch er zitterte.
"Danke, Palle." murmelte Maurice und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
Paluten sah, wie Maurice langsam und aufmerksam eine Nummer eintippte und sich anschließend das Handy ans Ohr hielt.
"Ma?" flüsterte er schließlich nach einigen Sekunden. Seine Augen leuchteten für einen Moment auf. Palle konnte aufgrund der gespenstigen Stille die daraufhin eintrat eine Frauenstimme aufgebracht etwas sagen hören. Maudados Augen füllten sich mit Tränen.
"Es...Es tut mir so leid, Ma. Wirklich. Ich..." Ein Schluchzen entfloh seiner Kehle. Die zuvor so aufgebrachte Stimme seiner Mutter wurde leiser. So leise, dass Palle sie kaum hören konnte.
"Ich hatte einen Unfall, Ma." Maudado holte tief Luft. "Ich liege im Krankenhaus. In Köln." Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten. Palle war erstarrt, Maurice sah gebannt in die Ferne und hatte dabei sogar aufgehört zu zittern und die Frau am anderen Ende der Leitung schwieg. Jedenfalls hatte Palle gedacht, dass sie geschwiegen hatte.
"Mir geht es...Es ist ok. Ich denke nicht, dass ich sterben werde oder so, keine Sorge." Paluten betrachtete wie sich Maudados Gesichtsausdruck veränderte. "Ich sagte es ist ok. Nur bitte...bitte komm nach Köln." Tränen rannen über Maudados Backen und befeuchteten das Hemd, das er trug. "Die Ärzte wollen mit Verwandten sprechen." Es tat Palle im Herzen weh seinen Freund so aufgelőst zu sehen. "Nein...Komm einfach...Ich habe Freunde bei mir...Ja." So lautlos wie mőglich stand Palle auf. "Mach dir keine Sorgen. Ich gebe den Ärzten deine Nummer. Sie werden dir alles sagen." Paluten war erstaunt űber die Kraft, die Maurice in seine Stimme legte, nur um seine Eltern nicht zu beunruhigen. "Nein, kann ich nicht. Ich sollte mich noch ein wenig ausruhen. Wird schon gehen." Ein tiefer Atemzug erfűllte Palles Lunge. "Tschűss. Bis bald." Mit einem lauten Seufzer stieß er die Luft wieder aus sich heraus. Maudado legte auf und sah Palle an.
"Ich verlasse dich nur sehr ungern, Dado." murmelte Paluten leise. Doch Maurice rang sich ein Lächeln ab und sah seinen Freund liebevoll an.
"Ich bin nicht allein, Palle."
"Das alles tut mir so unendlich Leid. Ich weiß nicht...warum bist du denn nach Kőln gekommen?" Ohne auf die Frage zu antworten schűttelte Maurice den Kopf und sah Palle ernst an.
"Wehe dir du trauerst um mich. Das ist eure Chance, also ergreif sie!" Wie hätte Palle nicht trauern können? Vorsichtig rang er sich ein Lächeln ab.
"Ich bin froh, dass du lebst."
"Dann ist das ein Grund zu feiern."

Manu an der Hand haltend lief Palle durch die Flure des Hauses, in welchem sich seine Wohnung befand. Sie hatten über Maudado geredet, jetzt, da sie das Haus betreten hatten, schwiegen sie. Sie konnten schließlich nicht wissen, welche Hausbewohner sich zur Zeit auf dem Flur herumtrieben. Das Schweigen machte sich bezahlt, als Palle Tim sah.
"Tim?" Der wieder an der Wand lehnende Tim lächelte Palle an.
"Ja, der bin ich. Hattest du nicht mal Lust zum Essen zu kommen?"
"Ja klar ich..." Paluten sah fragend zu Manu, welcher nur gleichgültig mit den Schultern zuckte.
"Es werden nicht viele Leute da sein. Alex, Freddie und vielleicht noch Felix, wenn er Lust hat." Tim sah nachdenklich zu Manu, "Erzähl ihnen was du willst. Ich erzähle nichts."
"Ist gut." murmelte Manu, musterte Tim argwöhnisch und lächelte dann etwas. "Man muss es irgendwann hinter sich bringen, hab ich Recht?"
"Wenn das zwischen euch ernst ist..."
"Ist es!" gab Palle schlagartig zurück und legte hastig einen Arm um Manu, "Sehr ernst." Tim nickte lächelnd.
"Ich finde das toll, glaubt mir." sagte er. Palle glaubte ihm. Er wusste, dass Tim es ernst meinte. Maudados Worte hallten in seinen Gedanken wieder:
"Wehe dir du trauerst um mich. Das ist eure Chance, also ergreif sie!"
'Keine Sorge Dado..." dachte Palle und sah Tim dabei tief in die Augen, 'Ich werde die Chance ergreifen.'

Guuute Nacht c: <3

GLPalle ~~ Heimliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt