"Phantomschmerzen. Typisch, bei frisch amputierten Patienten." Palle nickte langsam und sah dann nach rechts zu Micha. Sein Kumpel hatte verheulte Augen und verzauste Haare, woraus Paluten schloss, dass Micha die vergangene Nacht wohl kaum geschlafen hatte. Er hatte Palle und Manu nachdem die zwei zu Mittag gegessen hatten plötzlich angerufen und sie ins Krankenhaus bestellt. Er hatte atemlos erzählt, dass Maudado wach gewesen war und über Schmerzen in seinen bereits amputierten Beinen geklagt habe, was er als ziemlich erschreckend empfunden hatte.
Auf einmal funkelten Michas trostlose Augen auf und erwartungsvoll sah er den Arzt an, woraufhin dieser den Blick sofort hilfsbereit erwiderte.
"Wird er diese...Schmerzen noch lange haben?" fragte Micha nach kurzem Zögern. Er sah so unfassbar ängstlich aus. Jeder Gedanke an Maudado schien ein kleines Stück von ihm selbst zu zerstören. Der Arzt kratzte sich nachdenklich an seinem fast kahlen Hinterkopf. Er war schon relativ alt. Paluten schätzte ihn auf ungefähr 58 Jahre. Wenige graue Haare bedeckten seinen Kopf.
"Nun ja," begann der Arzt zögernd, "Das kommt ganz auf ihren Freund an. Manche Patienten leiden ihr Leben lang unter solchen Schmerzen. Sie müssen sich bei so etwas leider ein wenig gedulden."
"Aber kurz davor hat er noch gesagt, dass seine Beine einfach weg wären. Er hat gesagt, er würde sie nicht spüren. Nachdem ich ihm von der Amputation erzählt habe, hatte er plötzlich Schmerzen."
"Phantomschmerzen können jederzeit auftreten. Vielleicht haben sie sich durch die Einsicht keine Beine mehr zu haben erst ergeben. Es ist ungefähr so vorzustellen, dass wenn sie sich selbst fest entschlossen einredest, dass ihnen schlecht ist, ihnen auch schlecht wird, verstehen sie?"
"Und wieso mussten sie unbedingt amputieren? Gleich beide Beine?" Manu war hinter Palle hervorgetreten und runzelte skeptisch die Stirn, während er auf eine Antwort des Arztes wartete. Sein Blick war provozierend und verständnislos, "Hätte es wirklich so kurzfristig sein müssen?"
"Es war lebensnotwendig für ihren Freund."
"Manu..." flüsterte Micha leise und sah beschämt auf den Boden. Ihm war die Unhöflichkeit seines Freundes scheinbar sehr unangenehm, "Ich hab dir doch erzählt, was der Arzt darüber gesagt hat." Nase rümpfend kam Manu noch ein weiteres kleines Stück auf den Mediziner zu, welcher jedoch ruhig stehen blieb und gezwungenermaßen weiterhin hilfsbereit lächelte. Palle war sich sicher, dass der Arzt in seiner Karriere viele Schicksalsschläge erlitten hatte und nun mit einem aufmüpfigen Angehörigen wohl vor ein eher kleines Problem gestellt worden war.
"Ich wollte es nur nochmal von ihm hören." murmelte Manu kalt, "Und immer noch hat er keine Details verraten." Das Lächeln auf den Lippen des Arztes erstarb. Er wurde nun sachlicher und ernster. Das war sein Job.
"Ich bitte sie, Herr Büttinger..."
"Manuel." Seufzend schüttelte der Arzt den Kopf, doch Manu sah ihn nur trotzig an. Sein Vehalten war gundlegend falsch.
"Von mir aus, Herr Manuel...Wenn sie Details über seine Verletzungen wollen, könnte ich diese ihnen durchaus bieten..."
"Aber?"
"Sie sind weder Verwandte noch stehen mit dem Betroffenen in einer Lebenspartnerschaft, von daher kann ich ihnen aus rechtlichen Gründen vorerst nichts sagen."
"Ich habe ein Recht etwas über seinen Zustand zu erfahren!" rief Manu wütend und hob drohend seine rechte Hand, "Sagen sie das nochmal und..."
"Manu...bitte..." Micha hatte ihn am Arm gepackt und sah ihn mit glasigen Augen an. Frustration und Angst zeichneten seine Gesichtszüge, als er Manu so vor sich sah. Wütend und Midsverstanden. "Ich habe es doch auch schon versucht. Lass es sein..." Schnaubend erwiderte Manu Michas Blick, riss sich los und trat wieder drei Schritte zurück hinter Palle, wobei er dabei sanft dessen Seite streifte. Paluten war sich sicher, dass diese Berührung Absicht gewesen war. Warum auch immer.
"Wir..." Palle sah sich kurz zu Manu um und warf ihm einen drohenden Blick zu, welcher stur erwidert wurde, "...verstehen das natürlich. Könnten sie uns nicht trotzdem noch etwas mehr sagen? Wann denken sie wird Maurice wieder voll und ganz ansprechbar sein? Wann kann er aus dem Krankenhaus entlassen werden? Und wie denken sie geht es in seinem Leben jetzt weiter? Wird er einen Rollstuhl brauchen?"
"Nunja...Zu allererst würde ich eigentlich gerne Angehörige sprechen. Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten. Kennen sie irgendeine Nummer? Sie sagen schließlich, sie seien enge Freunde." Palle und Micha schüttelten gleichzeitig die Köpfe. Ihre Beziehung zu Maudado war schwer zu erklären, doch der Arzt forderte überhaupt keine Erklärung.
"Dann werde ich ihnen offengebliebene Fragen in wenigen Minuten in meinem Sprechzimmer beantworten, sofern ich das kann. Einen Moment noch. Die Schwester holt sie dann, ok? Sie können ruhig in das Zimmer des Patienten gehen. Sie wird sie dort abholen." Palle und Micha nickten erneut gleichzeitig. Der Arzt nickte ebenfalls und verschwand dann in dem Labyrinth aus weißen Gängen.
"Mensch, Manu." stöhnte Palle auf und drehte sich wieder zu seinem Freund um, um ihn böse anzufunkeln. "Wieso warst du so unhöflich?" Manu sah entsetzt auf.
"Ich? Unhöflich?" brachte er ungläubig hervor, "Der Kerl hat uns doch nur Stuss erzählt!"
"Der Arzt wird so etwas besser wissen, als du, Manu." murmelte Micha mit gesenktem Haupt, woraufhin der Angesprochene sich störrisch abwendete. Seufzend nahm Palle Manus Hände in die Seinen, was dieser erstaunlicherweise zuließ.
"Wir sollten uns jetzt erstmal um Maurice kümmern." sagte Palle leise und suchte den Blick des nach unten Schauendens.
"Versuch ich ja..." kam ein leises Gemurmel zurück.
"Manu..." Mit einem langen Seufzer sah der junge Mann auf und musterte Palle mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck. Palle nutzte die Gelegenheit, löste eine Hand aus Manus Griff und ließ diese zu dessen Kopf wandern, wo sie auf Manus Wange liegen blieb. Palles Finger streiften dabei Manus kurze Haare, während sein Daumen vorsichtig den Wangenknochen befühlte. "Du weißt selbst, dass du grad ziemliche Scheiße gelabert hast, oder?" flüsterte Palle und ohne mit der Wimper zu zucken nickte sein Gegenüber. Wenistens konnte er sich diesen einen Fehler dann doch eingestehen. Überraschenderweise fiel Palle plötzlich auf, dass Manu den Tränen nahe war und angespannt die Lippen aufeinander presste. Wiedereinmal versuchte er seine Gefühle vergeblich zu verbergen, was Palle zu Mitleid mit seinem Freund verleitete.
"Lass es raus, wenn es raus muss." flüsterte Palle wieder und hauchte Manu nun einen liebevollen Kuss auf die Stirn, "Weinen tut manchmal gut, weißt du?"
"Ähm Leute?" meldete sich Micha, welcher die ganze Zeit stumm neben Palle gestanden hatte zu Wort, "Tut mir Leid, wenn ich euch bei eurem Liebesding störe, aber wir sollten jetzt mal zu Maurice gehen." Manu ignorierte Micha und sah Palle intensiv an, weshalb dieser keine Chance hatte dem Blick auszuweichen.
"Es ist meine Schuld." brachte Manu leise hervor. Ohne ihn anzusehen, wusste Palle, dass Micha für einen kurzen Moment die Luft angehalten hatte. Eine plötzliche Anspannung lag in der Luft, bis Micha wie aus dem Nichts wütend mit einem Fuß aufstampfte.
"Du bist Schuld?" fragte er ungläubig und gestikulierte wild mit seinen Händen herum, "Ich habe ihn überfahren, falls du es vergessen hast." Bei Manu kullerten die ersten Tränen. Wütend schnaubte Palle und zog den nun weinenden Manu in eine Umarmung.
"Ihr streitet euch nicht ernsthaft gerade darüber, wer fast unseren Dado umgebracht hat." brachte er Micha vorwurfsvoll anschauend hervor, doch selbst war er überzeugt, dass er die Schuld an dem Unfall trug. Hätte er damals nicht mit Rewi geschlafen... Es hätte alles so anders kommen können. So anders. Wenn er nur nicht...
"Wir streiten nicht." murmelte Manu und presste sein Gesicht in Palles Schulter. Micha schüttelte nur ausdruckslos den Kopf, bevor er sich langsam begann in Bewegung zu setzen. Er war scheinbar nicht gerade wild darauf, die Diskussion weiterzuführen, was Palle erleichtert zur Kenntnis nahm. Vorsichtig löste Palle sich von Manu und nahm ihn so in den Arm, dass er den jungen Mann nah bei sich hatte und trotzdem pronlemlos laufen konnte.
"Es ist alles so unwirklich." murmelte Manu leise in Palles Ohr, während dieser ihn vorsichtig neben sich herführte. Er versuchte ein wenig Abstand zu Zombey zu halten. Streit war das letzte, was Manu jetzt noch brauchte. Was jeder einzelne von ihnen brauchte. Auch Maudado.
"Ich weiß." murmelte er dann nachdenklich, "Hauptsache Dado hat überlebt. Sieh es doch positiv. Ich meine, klar ist es schrecklich, wie er nun auskommen muss, aber es hätte noch viel schlimmer enden können." Manu schüttelte langsam den Kopf. Palle konnte seinen niedergeschlagenen Eindruck kaum ertragen. Es war schwer zu glauben, dass Palle und Manu letzte Nacht so viel Schönes erlebt hatten, womit sie das Schlechte einfach haben verdrängen können. Diese Gefühle, die sie in der Nacht verspürt hatten, Unbeschwertheit, Freude, Liebe und Lust, waren wie vertrieben aus ihren ernsten Körpern und Gesichtern.
"So etwas zerstört Menschen, Palle. Wer würde unter diesen Bedingungen noch leben wollen?" Palutens Herz zog sich zusammen. Maudado war ein so lebensfroher Mensch. Er wäre der letzte, der... Niemals würde er sich... Nicht einmal wegen einer Behinderung oder sonstigem.
"Glaub mir. Maudado ist der letzte, bei dem ich denken würde er wäre suizidgefährdet." brachte Palle flüsternd, unter großer Mühe hervor. Manu blieb ruckartig stehen, was Palle dazu verleitete es ihm gleichzutun. Mit funkelnden, leuchtend grünen Augen starrte Manu Palle an. Auf einmal sah er, trotz seiner verweinten Augen, unglaublich ernst aus. Manus Gesichtsausdruck war dennoch wie ein leeres, weißes Tuch. Er sagte nichts über seine Gedanken aus. Kaum wahrnehmbar schüttelte er schließlich den Kopf.
"Das denkst du, Patrick." brachte Manu zitternd hervor, "Dabei kennst du ihn doch überhaupt nicht, oder?"Irgendwie hab ich momentan Probleme, was das Schreiben betrifft...hab wieder mal einfach drauf los getextet und dann alles wieder gelöscht, weil es reinster Kott war... <(._.)/
¤Adios¤
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GLPalle ~~ Heimliches Verlangen
Fanfiction"Manu sah Palle geschockt und verständnislos an. "Fandest du das etwa toll, was ich da gerade mit dir getrieben habe?" Paluten war überfordert. "Du nicht?" nuschelte er und presste seinen gesamten Körper angespannt gegen den Boden." Was wenn deine G...