Kapitel 5

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„Bist du da, Trace?", rief er durch die Wohnung.

„Ja, ich bin in meinem Zimmer.", antwortete ich. Er kam in das Zimmer und lächelte mich an. Ich erwiderte es etwas kühler. Er schien kurz etwas irritiert über meine Kälte, fuhr dann aber fort.

„War es schön draußen?", fragt er nach.

„Ja, ich finde London echt toll. Ich soll übrigens von meiner Mutter grüßen, ich habe sie angerufen.", erwiderte ich und beobachte ihn genau. Er zuckte kurz zusammen, ließ sich aber nichts anmerken.

„Danke.", antwortete er knapp.

„Willst du noch etwas essen?" Er wechselte das Thema. Ich nickte und stand auf. Er hatte nur ein One-night-stand mit meiner Mutter gehabt, bei dem blöderweise ich herausgekommen war. Liv war ja nur meine Halbschwester. Aber bei ihrem Vater war es nicht anders gelaufen. Den kannten wir überhaupt nicht. Wir gingen in die Küche.

Während wir aßen, fragte er mich, wo ich denn gewesen sei. Ich beschloss, es ihm zu erzählen. Normalerweise sagte ich nicht, was ich so machte oder wie ich mich fühlte, ich behielt das alles lieber für mich. Also erzählte ich ihm nur, dass ich bei Harrods vorbeigegangen bin und im Hyde Park war.

Von Eleanor erzählte ich ihm nichts, das musste er schließlich nicht wissen. Als wir fertig waren, war es schon halb zehn. Ich ging immer relativ früh schlafen, da ich mit Liv zusammen in einem Bett geschlafen hatte, und wir gemeinsam ins Bett gingen.

„Ich stehe morgens immer früh auf und gehe laufen. Nur, damit du Bescheid weißt und dich nicht wunderst.", erzählte ich ihm. Auch wenn ich ihm nichts erzählen wollte, musste er ein paar Sachen wissen, ansonsten könnte es Probleme geben. Er nickte.

„Ich muss morgen um 9:00 im Büro sein."

„Ich bin dann um 10:00 in der Academy, bis wann ich da bin, weiß ich nicht."

„Dann schlaf dich ordentlich aus. Gute Nacht!", wünschte er mir.

„Gute Nacht!", erwiderte ich und verschwand in meinem Zimmer. Ich löste erneut eine Tablette in einem Wasserglas auf und trank es dann. Ich zog mir meinen Schlafanzug an und legte mich in mein Bett. Es war echt gemütlich. Gemütlicher als zuhause... aber ohne Liv.

Das war also mein erster Tag in London gewesen. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

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Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Handywecker geweckt, der immer auf 6:00 stand und mich auch schon in Hamburg jeden Morgen geweckt hatte. Liv wahte davon nicht auf. Ich zog mir meine Laufklamotten und -schuhe an, schnappte mir mein Handy vom Nachttisch und verschwand aus meinem Zimmer. Ich ging in die Küche, trank ein Glas Wasser, allerdings nicht ohne vorher meine Tablette darin aufzulösen, und ging dann aus der Wohnung.

Als ich das Haus verließ, steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und machte meine Musik an. Ich hörte eigentlich nur deutschen Rap, aber ich mochte diese Musik nicht einmal. Ich sollte mir mal ein paar andere Lieder auf mein Handy laden. Das würde ich später machen, jetzt begann ich mich zu dehnen. Ich prägte mir genau die Strecke ein, die maps mir anzeigte, um mich nicht zu verlaufen. Dann lief ich los. Ich lief in die Richtung Kensington Palace und dann dahinter in die Gardens.

Nach ungefähr zwei Stunden betrat ich wieder das Gebäude, in dem Simons Wohnung war. Ich schloss die Tür auf und ging direkt in die Küche, wo mein Vater schon saß und frühstückte.

„Guten Morgen, Simon!", sagte ich gut gelaunt.

„Guten Morgen!", erwiderte er lächelnd. Ich ging zum Kühlschrank und holte mir ein bisschen Joghurt heraus und füllte ihn in ein Schälchen. Damit setzte ich neben meinen Vater, der mich beobachtete.

„Ich bin nicht daran gewöhnt, dass hier noch jemand anderes lebt. Ich esse meist im Büro und komme erst spät nach Hause."

„Das ist in Ordnung, ich weiß noch nicht, wie mein Zeitplan in der Academy aussieht, aber ich kann für mich selber sorgen.", erwiderte ich etwas kühl. Er sah mich traurig an und meinte dann:

„Ich versuche, mir mindestens einmal in der Wocheabends freizunehmen, damit wir etwas zusammen machen können. Und wenn wir nur einen Film zusammen gucken ." Ich war überrascht von dieser Aussage, ich war es nicht gewöhnt, das jemand etwas änderte, nur damit er mich sehen konnte.

Für mich hatte sich keiner jemals wirklich Mühe gegeben, außer vielleicht meiner Mutter und Liv, aber die war auch erst fünf Jahre alt und meine Mutter war auch lange Zeit nicht für mich da gewesen.

Ich musste ihn wohl angestarrt haben, denn er fragte mich, ob alles in Ordnung wäre. Ich nickte nur schnell und beteuerte, dass ich mich freuen würde, wenn er sich für mich frei nimmt. Als wir fertig waren mit frühstücken, stellten wirunser Geschirr in die Spülmaschine.

Anschließend verabschiedete Simon sich von mir, wir würden uns erst am Abend wiedersehen. Ich verschwand in mein Zimmer und nahm eine Dusche, wie jeden Morgen nach dem Laufen. Ich zog mich an und packte eine Tasche mit allem, was ich so brauchen könnte: meine Tanzklamotten, meinen Ausweis und eine Wasserflasche.

Ich war etwas nervös und wickelte erneut eine Haarsträhne um meinen Zeigefinger, als ich die Wohnung verließ, immerhin war ich auf dem Weg zur Dance Academy in London, wo ich in Zukunft wohl noch öfter hingehen würde.

Gotta be you [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt