Chapter Ⅳ

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Der Wecker klingelte, doch Caro war bereits im Badezimmer und duschte. Sie konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Meist lag sie wach im Bett und starrte an die Wand. Sie stellte sich die Frage, ob es wirklich richtig war, in der Anstalt zu arbeiten. In ihrer Ausbildung war sie noch nie zuvor mit psychisch kranken Menschen in Kontakt gekommen, weswegen sie dies gerade reizte. Doch nun begannen sich erste Zweifel an der neuen Arbeit zu entwickeln. Die selbstbewusste und strukturierte junge Frau stieg aus der Dusche, wickelte ein Handtuch um ihren Körper und sah in den beschlagenen Spiegel. Mit einer Hand wischte sie über den Spiegel, um ihr Gesich darin zu sehen. Caro hatte Augenringe, die sich jedoch bestimmt gut mit Make Up überdecken lassen. Sie schminkte sich und beschloss der Anstalt eine weitere Chance zu geben. Sie glaubte, dass diese Therapien nur auf den ersten Eindruck so brutal wirkten. Jedoch wusste sie nicht, dass sie bisher an ihrem gestrigen ersten Arbeitstag nur das wirklich harmlose gesehen hatte.
Nachdem sich Caro ihre Dienstkleidung angezogen und ihr Haar streng zusammen gebunden hatte, verlies sie das Schwesternwohnheim, in dem sie vorrübergehend untergekommen war, und lief in das Nachbargebäude auf ihre Station.
Dort begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln ihre Kollegen, doch diese blickten entweder ernst oder leer, also ausdruckslos, die junge Schwester an. Anschließend wurde die Dienstübergabe fortgesetzt und der Nachtdienst verließ die Anstalt. Caro sollte zur Einarbeitung ab sofort sich fest um eine Patientin kümmern. Sie bekam die Akte einer jungen Patientin, welche sie am Vortag bereits zu einer Therapie begleitet hatte. Caro bedauerte es nicht wirklich, dass sie mitten drinn die Therapie gestern verlassen musste. Zu sehen, wie die junge Frau gefoltert wurde, in dem auf sie eiskaltes Wasser für mehrere Minuten prasselte, war nicht einfach für Caro. Natürlich waren die Erklärungen des Arztes plausibel und nachvollziehbar, doch ihr Herz sagte ihr, dass dies keineswegs richtig und menschlich war. Caro atmete tief durch. Es war nicht einfach, aber genau das wollte sie doch - Herrausforderungen. Oder? Sie zweifelt bereits an sich selbst, ist in Gedanken versunken, während sie über den Gang lief, zum Zimmer der Patientin. Sie wusste, dass sie nicht in der Rangordnung war, wo sie es sich erlauben konnte, Fragen zustellen, die Zweifel mit sich brachten. Sie hat eine ärztliche Anordnung hinzunehmen und durchzuführen.
Caro klopfe an kurz, ehe sie die Tür des Patientenzimmers öffnete. Mit einer freundlichen Stimme begrüßte sie die beiden Damen und fragte Alice, ob diese noch Hilfe braucht, um sich frisch zu machen. Erst nachdem sie ihre Frage ausgesprochen hatte, viel ihr auf, dass die Patienten keine Möglichkeit haben, sich irgendwie zu waschen. Alice setzte sich auf und nahm die Frage von Schwester Caro nicht ernst, da sie wusste, dass dies nicht möglich war. Sie lehnte einfach dankend ab, stand auf und folgte der Krankenschwester aus dem Zimmer. Während Alice und Caro auf dem Weg zur Therapie waren, kam eine Schwester mit blond-grauem Haar und ersten Hautfalten in das Zimmer zu Alice' Bettnachbarin. Die Schwester hielt es nicht für notwendig die Patientin darüber aufzuklären, was nun gleich passiert. Stattdessen sagte sie ihr, dass sie in Zukunft keine Probleme mehr bereiten sollte. Dabei warf die Alte der Patientin einen genervten Blick zu und legte das nasse Tuch, welches sie mitgebracht hatte, auf Amanda's Gesicht. Diese kniff zuerst die Augen fest zusammen. Dann begann sie zu zappeln, denn se wollte das Tuch unbedingt wieder runter reißen, doch es ging nicht. Egal wie sehr sie sich bemühte, die Fixierung lies nicht nach. Amanda glaubte zu ersticken oder eher zu ertrinken. Sie konnte durch das nasse Tuch nicht mehr atmen. Panik breitete sich in ihr aus. Sie veruchte alles, bewegte panisch ihren Kopf hin und her, nur um das Tuch von ihrem Gesicht runter zu bekommen.
Die alte Schwester nahm das Tuch wieder und Amanda schnappte erstmal nach Luft. Sie atmete panisch und lag mit aufgerissenen Augen da. "Ich hoffe du hast verstanden, wer hier das Sagen hat. Also mach keine Probleme, klar?'', sagte die Alte genervt, ehe sie das Zimmer wieder verlies. Amanda musste diese kurze Schocksituation ersteinmal verarbeiten.
Derweile liefen Alice und Caro schweigend in ein Behandlungszimmer. Dort wurde, wie jede Woche, die Patientin gemessen, gewogen, ihr wurde Blut abgenommen und ihre Sinne wurden getestet. Alles wurde dokumentiert von einem jungen Mann, der gerade sein Praktikum während seines  Medizinstudiums hier absolviert. Schwester Caro unterstützte die Patientin und den angehenden Arzt bei den Untersuchungen. Nach ungefähr einer halben Stunde, verliesen beide Frauen das Zimmer und der nächste kam herein. Schwester Caro begleitete Alice zurück ud fragte sie, ob sie vielleicht in den Aufenthaltsraum möchte. Immerhin hat Alice noch Zeit bis zur Therapie. Die Patientin schüttelte ihren Kopf. Sie möchte ihre Mahlzeit lieber weiterhin auf dem Zimmer einnehmen. Außerdem wollte sich Alice mit der Neuen in ihrem Zimmer unterhalten. Schwester Caro lächelte nur, verstand die Entscheidung der jungen Frau und begleitete sie zum Zimmer. Auf den Weg dorthin, begegneten sie einem Arzt, nicht irgendein Arzt - der Chefarzt. Dieser war in Begleitung eines jungen Mannes. Alice erkannte, dass es Kwon Jiyong aus dem Aufenthaltsbereich war. Sofort strich sie durch ihr Haar, um es irgendwie zu richten. Der junge Mann im Anzug erkannte Alice und schenkte ihr ein Lächeln. Die Herzfrequenz der Patientin begann zu steigen. Sie fragte sich, ob er auch ein Arzt ist. Kurz sah sie ihm nochmal nach, ehe sie und Caro die Treppen hinunter liefen. Schwester Caro hatte den Blickaustausch der Beiden bemerkt und sagte leise, dass der junge Herr wirklich gut aussieht und Alice sich was interessantes geangelt hat. Einen Moment lang sah Alice Caro verwirrt an. Sie war eindeutig ganz anders, als jede Krankenschwester, die hier arbeitet. Kurz darauf färbten sich jedoch ihre Wangen verlegen rot. Caro schmunzelte und fragte sie, wer er ist. Alice zuckte jedoch nur mit ihren Schultern und meinte, dass sie nur seinen Namen kennen würde. Die beiden Frauen kamen an dem Patientenzimmer von Alice und Amanda an. Schwester Caro versprach Alice, dass sie versucht herauszufinden, wer der unbekannte Schönling genau ist und warum er her kam.
Alice wollte eigentlich gegenüber Caro skeptisch sein, doch die liebevolle Art der Krankenschwester lies jeden Zweifel an ihr verschwinden, sodass Alice nun glaubte, der Schwester vielleicht sogar vertrauen zu können.
Alice setzte sich auf ihre Liege und aß den bereits erkalteten Haferbrei. Hin und wieder sah sie zur schweigenden Frau, welche noch immer fixiert auf der Liege lag. Alice fragte sie nach ihrem Namen, doch sie bekam keine Antwort. Dann fragte Alice, ob sie ihr von dem Frauenmörder erzählen würde. Wieder keine Reaktion.
Sie bemerkte, dass ihre Bettnachbarin nicht kommunizieren wollte, respektierte dies und lief nun doch in den Aufenthaltsraum. Nur um Jiyong vielleicht nocheinmal zusehen.
Tatsächlich stand er da, als würde er warten. Alice lief zögerlich auf ihn zu. Als er dies bemerkte, drehte er sich in ihre Richtung, kam ihr wenige Schritte entgegen und grüßte sie erneut sanft lächelnd. Er erkundigte sich, wie es ihr ging und was sie heute noch vor hatte. Alice erzählte ihm von einer Liste im Dienstzimmer des Pflegepersonals, wo alle Therapien für die ganze Woche nachzulesen sind. Jedoch ist diese nur für das Personal. Alice wusste nicht worüber sie sonst reden sollte. Nachdem sie an die heute bevorstehenden Therapien dachte, fiel ihr als erstes diese Liste ein. Sie ahnte jedoch nicht, dass sie ihn gerade einen interessanten Hinweis gegeben hatte.
Jiyong entschuldigte sich, dass er leider nicht mehr Zeit hat. Zum Abschied nahm ein die Hand der jungen Frau und gab ihr einen sanften Handkuss. Alice ihr Herz schlug schneller. Ihre Hände wurden kalt und etwas feucht, da sie nervös wurde. Ein fremdes Gefühl entstand in ihr. Jiyong versprach ihr, dass sie sich wieder sehen. Anschließend verlies er den Aufenthaltsraum. Alice stand nun da wie angewurzelt und konnte noch gar nicht glauben, was gerade geschehen war. Sie starrte ihren Handrücken breit grinsend an, während sich ihre Herzfrequenz nur langsam wieder normalisierte. Sie war glücklich - ein Gefühl, welches sie seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Sie hoffte, dass sie ihn schon bald wieder sehen würde.
Nachdem etwas Zeit vergangen war, ging es nun zur Therapie. Diese sollte sich Schwester Caro schweigend genau ansehen. Der Arzt erklärte, dass nach neusten Forschungen diese Methode gut dafür sein soll, sich den ängsten zu stellen. Die Patientin soll jegliche Orientierung verlieren. Nur wenn sie sich der Angst stellt, kann sie die Angstattacken bewältigen - meint der Arzt.
Der Patientin wurden die Augen verbunden. Die Arme wurden auf dem Rücken fixiert und sie wurde kopfüber aufgehangen. Damit sie nicht allzu laut schreit, bekam sie einen Knebel in den Mund. Während sie nun dort hing, wurde sie gedreht. Nun sollte sie wirklich keine Orientierung mehr haben; dies war tatsächlich der Fall. Für Alice war diese Therapie neu. Sie wusste genauso wenig wie Schwester Caro, was hier passiert. Am liebsten wollte Alice schreien, als sie kopfüber hing und sich alles drehte, doch sie bekam nur dumpfe gequälte Geräusche heraus. Alice hatte tatsächlich Angst bekommen. Sie konnte sich nicht großartig bewegen, nichts sehen, verstand kein Wort des Gesagten mehr und wusste nicht mehr, wo oben oder unten ist, ob sie jeden Moment irgendwo dagegen fällt oder ähnliches. Schwester Caro wollte die Patientin am liebsten dort runter holen. Sie sah, was es für Alice für eine Qual war und konnte nicht glauben, dass das hilfreich sein konnte. Nachdem Alice einige Minuten so dahing, wurde sie wieder runter auf den Boden gelassen. Dies geschah nicht gerade sanft. Anschließend wurde alles entfernt, sodass sie sich wieder frei bewegen konnte. Der Arzt hatte seine Beobachtungen notiert und ordnete an, dass dies nun einmal täglich gemacht wird, damit es auch wirklich die Wirkung erzielt, die erreicht werden soll. Schwester Caro nickt nur kurz. Ihr Lächeln war verschwunden. Sie begleitete Alice zurück auf ihr Zimmer und wusste selbst nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte.
Aus dem Zimmer, wo Amanda noch drinn lag, kamen laute Schreie, weswegen Caro kurz zögerte und nicht wusste, ob sie warten sollte oder nicht. Es lief eine ihrer Kolleginen an ihr vorbei, die ihr den Tipp gab, die Untersuchung nicht zu stören. Caro nickte nur kurz und fragte sich, wie diese Untersung ablief. Vermutlich genauso barbarisch, wie Alice Therapie.
Der Arzt stellte die Diagnose von Amanda fest. Unheilbare Homosexualität. Dies bedeutete für Amanda, dass sie den frischen Luftzug von draußen nie wieder spüren würde. Nachdem der Arzt fertig war, verlies er das Patientenzimmer, gefolgt vom Pflegepersonal. Caro grüßte kurz und ging, als Alice im Zimmer war. Bald war Dienstübergabe, dann hat das heutige Chaos ein ende - zumindest für Caro.
Alice lies sich auf dem Boden nieder, lehnte dabei an einer Wand. "Ich heiße Amanda'', sagte eine erschöpft klingende weibliche Stimme. "Ich bin Alice'', murmelte sie nur zurück.

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Entschuldigt bitte Rechtschreibfehler
Hinterlasst mir gern eure Meinung zum Kapitel (:

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 09, 2017 ⏰

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