9. Kapitel - JAMIE

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Noch im Halbschlaf sah ich auf die Uhr:
7:21

Stöhnend ließ ich mich zurück ins Bett fallen und presste mein Gesicht in das Kissen.
Heute hatte ich seit langem endlich Mal einen freien Tag und wollte schön lange schlafen, weil seit ich IHN wieder gesehen habe, habe ich kaum noch ein Auge zu bekommen. Allerdings machte mir das Türklingeln einen Strich durch die Rechnung.
Ich wäre am liebsten liegen geblieben, aber entschied mich dann doch aufzustehen, um zu sehen welcher Irrer dort die Klingel dauerhaft drückte. Ich zog mir noch eben ein Shirt an und öffnete dann die Tür.

"Hallo Brüderchen!" Ich hatte noch nicht mal die Tür ganz offen, da kam die Irre auch schon auf mich zugestürmt und umarmte mich.

"Joy? Was... du bist hier?" Ich war ein wenig perplex, aber freute mich dennoch sehr, dass sie hier war.

"Natürlich, ich muss doch wissen wie du dich einlebst und ob es dir gut geht. Du meldest dich ja nie." Ich sah mich in meiner Wohnung um, wo immer noch die ganzen nicht ausgepackten Kartons standen.

"Du bist extra nach Chicago geflogen, um zu sehen ob es mir gut geht?" Ich wollte nicht unhöflich sein, aber das schien mir doch etwas merkwürdig.

"Na gut, du hast mich erwischt. Ich bin nicht nur deswegen hier." Sagte sie dann mit einem sehr freudigen Unterton.

Wir gingen erstmal in die Küche und Joy setzte sich gleich auf einen der Hocker an der Kücheninsel. Ich machte uns Kaffee und setzte mich dann zu ihr. Ihr stellte ich einen mit extra viel Milch und Zucker hin, weil ich wusste, dass sie es süß liebte.

"Okay, du bist also nicht nur hier, weil du mich ausspionieren willst. Was gibt's denn für Neuigkeiten?"

Joy hob ihren linken Arm an und hielt mir ihre Hand direkt vor die Nase. An einem der Finger steckte ein großer Klunker, es war ein Verlobungsring. Sie begann zu lächeln und strahlte nur so vor Glück.
"Toby hat mir einen Antrag gemacht. Und ich hab ja gesagt. Ich werde heiraten!" Sagte sie schon fast quietschend vor Freude.

"Wow. Ich freu mich so für dich... Wow." Ich war noch ein wenig sprachlos, immerhin würde meine große Schwester bald heiraten.

"Und wann ist es soweit?" Die Beiden waren erst vor knapp einem Jahr zusammen gekommen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir keine Gedanken machte.

"Jamie, ich weiß, dass du es verfrüht findest, aber ich liebe ihn und er liebt mich und ist es nicht das was zählt. Wir wollen im Sommer heiraten, am liebsten im Juli." Ihre blauen Augen funkelten und ich liebe es wenn sie glücklich ist.

"Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt wie Mom anhöre, aber ich denke solange du glücklich bist, hast du auch die richtige Entscheidung getroffen." Dass denke ich wirklich.

"Danke, es bedeutet mir viel, dass du das sagst. Apropos, was geht im Liebesleben meines kleinen Bruders gerade so vor? Läuft da was zwischen dir und deiner heißen Nachbarin. Sie hat vorhin so komisch geguckt."
Warum war sie nur immer so neugierig?

"Joy, du weißt ganz genau, dass ich momentan kein Interesse habe." Eine Beziehung war gerade das letzte was ich gebrauchen konnte.

"Meinst du an Frauen oder einfach generell."
Echt jetzt?

"Man, ich hatte mich echt gefreut, dass du gekommen bist, aber geht die Diskussionen wirklich schon wieder los?"

"Ich meine ja nur, dass du es Mom und Dad langsam mal sagen solltest. Du weißt, dass sie sich für dich freuen würden oder?" Sagte sie und eigentlich wusste ich, dass sie recht hatte.

"Ja, ich weiß, aber ich bin 26 und habe keinen Plan was ich eigentlich tue. Was ist wenn das nur eine Phase ist?"

"Du machst dir doch gerade nur selbst etwas vor. Weißt du noch als du vor knapp einem halben Jahr zu mir gekommen bist und gesagt hast, warte ich zitiere:
'Joy, ich glaube... nein ich BIN Bisexuell.' Du warst so überzeugt und happy. Ich glaube du hast nur Schiss und es anderen zu erzählen macht es real."

Leicht genervt verdrehte ich meine Augen.

"Ha, ich wusste es." Nun grinste sie verschmitzt, das tat sie immer wenn sie gewann.

"Lass mir einfach noch etwas Zeit, okay?"
Sie kam gar nicht mehr zu Wort, da leuchtete mein Handy neben mir auf:

Großer Brandt im Carbide & Carbon Building.

Eines der größten Gebäude der Stadt stand lichterloh in Flammen. Na toll, das wars wohl mit meinem freien Tag...


Finding Happiness (menxmen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt