Langsam ging ich durch die von Straßenlaternen und Verkehrslichtern beleuchteten Straßen. Ich liebte es nachts unterwegs zu sein. Besonders hier in Manhattan. Die Stadt schlief wirklich nie. Selbst mitten in der Nacht traf man auf Menschen, die geschäftig umher liefen, lachend, in Gruppen, aber auch alleine. Auch die Lichter der unzähligen Stores, Bars und Clubs erloschen nie ganz und setzten Farbakzente in die Dunkelheit der Nacht.
Ein kühler Wind wehte durch meine Haare, weshalb ich etwas erschauderte. Das war der einzige Nachteil. Nachts war es einfach immer viel zu kalt und ich fror mir den Arsch ab. Genervt schloss ich meine Jacke, obwohl das auch nicht viel Wärme brachte.
Zum Glück konnte ich schon den neonroten Schriftzug der die Worte „San Fran Bar" bildete am Ende der Straße erkennen. Es war der Standard-Treffpunkt, an dem jeden Freitagabend ungefähr jeder aus meiner High School anzutreffen war. Abgesehen von ein paar Nerds und Nonames, natürlich. Ich mochte es dort nicht besonders. Mir waren weder die Leute mit ihren oberflächlichen Freundschaften, noch die ganze Atmosphäre sympathisch. Viel lieber würde ich einfach in irgendeine ruhige Ecke der Stadt verschwinden, die vorbeifahrenden Autos beobachten und dabei die Nachtluft einatmen. Aber Cassandra, meine beste Freundin, war der Meinung, dass so etwas verschwendete Zeit sei. Sie hatte mich die ganze Woche lang überreden wollen mitzukommen, bis ich schließlich nachließ. Ich wollte sie nicht enttäuschen und so schlimm konnte es gar nicht werden, oder?!Als ich die Eingangstür erreichte und öffnete kam mir sofort laute Musik und Lachen entgegen. Mein Blick wanderte über die Menge, in ziemlich viele vertraute Gesichter. Ich kannte kaum jemand wirklich, obwohl ich jeden Schultag mit ihnen redete. Aber ich machte mir nicht viel aus oberflächlichen Freundschaften. Dann sah ich Cass. Sie saß relativ weit hinten auf einem Bar Hocker, neben ihr ein Mädchen mit haselnussbraunen, hüftlangen Haaren. Ich hatte sie schon ein-, zweimal in der Schule gesehen und sie schien ganz nett zu sein.
Schnell bahnte ich mir einen Weg durch die Menschenmenge und ging auf Cass zu. Als sie mich sah fing sie breit an zu grinsen und zog mich in eine Umarmung.
„Amber, ich dachte schon, du kommst nicht mehr", kicherte sie albern.
Okay, sie war wohl schon etwas glücklicher unterwegs. „Doch, doch, ich musste mich nur rausschleichen", meinte ich und lächelte sie an.
„Wirklich, mich wundert, dass dein Vater noch keinen Bodyguard engagiert hat, der dich überallhin verfolgt." Sie verdrehte die Augen und ich tat es ihr gleich. „Das würde noch fehlen", lachte ich. Mein Vater war wirklich ein Kontrollfreak.Seit meine Mutter vor ein paar Jahren ausgezogen ist, sind wir viel gereist und umgezogen. Meistens haben wir in Großstädten gewohnt. Dabei hatte er jedoch immer bestens aufgepasst, dass mir ja nichts zustößt. Auf die Dauer hatte er begonnen, das etwas sehr zu übertreiben, was mich aber nicht aufhielt. Er war sowieso kaum zuhause und daher bekam er auch nichts mit. „Hey, ich bin Emily, nenn mich einfach Em.", riss mich das andere Mädchen aus den Gedanken. Ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Augen musterten mich.
„Oh hi, ich bin Amber, ich glaube wir haben zusammen Chemie oder", erwiderte ich. Sie nickte, woraufhin wir anfingen über unseren Chemielehrer und den seltsamen Typen in der letzten Reihe zu lachen.
Nach etwa 30 Minuten stand Cass plötzlich auf. „Wo willst du hin" Ich runzelte die Stirn. Es war nicht Cass' Art einfach aufzustehen und zu gehen. „Ich geh nur kurz aufs Klo", sie kicherte wieder übertrieben. Emily und ich beobachteten, wie sie langsam fortging. Natürlich nicht in Richtung Damentoiletten, sondern in Richtung Jacob Brown.
Es war hoffnungslos. Jacob spielte im Hockey Team der Schule und war daher ziemlich bekannt und beliebt, vor allem bei den Mädchen. Auch Cass fuhr total auf ihn ab. Ich konnte ihn aber nicht leiden, weil es ihm total egal war, was um ihn herum geschah, solange er im Mittelpunkt stand. Ich beobachtete noch eine Weile, wie Cass Jacob anhimmelte und wendete dann meinen Blick wieder Emily zu. Fragend hob ich eine Augenbraue, als ich ihren Blick sah.
Sie starrte auf etwas hinter mir, ich wollte mich jedoch nicht allzu auffällig umdrehen. Man konnte schließlich nie wissen, wer da saß. „Em?", murmelte ich so leise es ging, doch sie reagierte nicht. Ich überlegte gerade, wie ich mich am besten unauffällig umdrehen konnte, als etwas Kaltes meine Schulter berührte. Ich zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum. Sofort starrte ich in stahlblaue Augen, die ich nicht zu zuordnen konnte.
„Hey, Amber." Die Stimme war einerseits einschüchtern und trotzdem hypnotisierend, aber ich hatte sie noch nie gehört. Generell sah er ganz anders aus, als alle anderen hier. Seine pechschwarzen Haare waren kurz und schienen normalerweise gestyled zu sein, denn jetzt fiel ihm eine Haarsträhne über sein linkes Auge, wobei mich das andere immer noch anstarrte. Er hatte eine Art dunkle, beängstigende Aura, von der ich mich nicht unterkriegen lassen wollte.
Es dauerte einen kurzen Moment, bevor ich mich wieder im Griff hatte. „Kennt man sich?", antwortete ich schnippisch. Emily schaute jetzt verwirrt zwischen mir und dem Fremden hin und her. „Du mich noch nicht." Sein Lachen war ziemlich dunkel und passte zu seiner ganzen Art. „Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich nervös wurde. Er musterte mich und beugte sich langsam zu mir vor. Viel zu nah. „Das erzähle ich dir bei einem Drink", sagte er so leise, dass es fast ein Flüstern war, trotzdem verstand ich alles klar und deutlich.
Schon da wusste ich, dass das nur eine dumme Idee sein konnte und ich besser einfach aufgestanden und gegangen wäre, aber meine Neugierde brachte ich fast um.
Ich schaute zu Cass, die immer noch mit Jacob flirtete und drehte mich dann wieder zu dem dunkelhaarigen Typen um. „Wenn du mir dann auch erzählst, wer du bist". Er lachte nur leise und bestellte.
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City Lights
Pertualangan„Kennt man sich?", antwortete ich schnippisch. Emily schaute jetzt verwirrt zwischen mir und dem Fremden hin und her. „Du mich noch nicht." Sein Lachen war ziemlich dunkel und passte zu seiner ganzen Art. „Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich...