Endlich etwas Ruhe, denke ich, als ich die Tür hinter mir schließe. Ich weiß, dass es nicht gerade nett ist, Julia allein zu lassen, weshalb ich vermute, dass sie eh bald in den Proberaum kommen wird. Ich kann nicht leugnen, dass es seltsam für mich ist, dass sie tatsächlich hier ist.
Etwas zögerlich nehme ich eine Akkustikgitarre in die Hand und hole mir einen Stuhl, auf welchen ich mich setze.
Konzentriert platziere ich meine Finger so, wie es mir Slash und Izzy gezeigt haben und spiele ein paar Akkorde. Es klingt etwas seltsam, aber halbwegs akzeptabel, wie ich finde. Daher wiederhole ich die Griffe einige Male, um sie mir besser einzuprägen.
Als plötzlich die Tür aufgeht, schaue ich gar nicht erst auf. Es war klar, dass es Julia nicht lange mit den Fünfen aushält. Umso mehr bin ich überrascht, als Slash sagt: "Klingt gar nicht schlecht." Ich blicke sie erschrocken an, während er und Izzy sich jeweils eine Gitarre und einen Stuhl holen und sich zu mir setzen.
Scheint, als wäre mein Plan, etwas alleine zu sein, nicht wirklich aufgegangen. Mittlerweile genieße ich es, dass ich bei ihnen bin und auch meine anfängliche Nervosität ist verschwunden.
"Gibt es Lieder, die du gerne spielen würdest?", fragt mich Slash und ich überlege. "Mir fällt eigentlich nicht wirklich etwas ein", gebe ich zu und Slash nickt. "Wir könnten dir 'Bad Moon Rising' zeigen, ist das in Ordnung?" Lächelnd nicke ich. Slash reicht mir seine E-Gitarre und geduldig zeigen mir die beiden die Akkorde, die ich benötige und welche Saiten ich anschlagen muss.
Es dauert, doch irgendwann kann man 'Bad Moon Rising' vielleicht mit Glück erahnen.
"Na hat doch gut geklappt", lobt mich Izzy, nachdem ich es zum ersten Mal fehlerfrei gespielt habe. "Danke", lächele ich. Ich spüre die Abdrücke, die die Gitarrensaiten in meinen Fingerkuppen hinterlassen haben und lege die Gitarre auf meinen Schoß. "Früher dachte ich immer, es wäre cool Gitarre spielen zu können und das denke ich immer noch. Aber es ist anstrengend", stelle ich fest und die beiden grinsen. "Das wird noch, bis jetzt stellst du dich nicht schlecht an", lobt Slash und ich lächle. Wenigstens wird mir so nicht langweilig.
"Wir könnten dir noch 'Sweet Home Alabama' zeigen, das dürfte auch machbar sein", überlegt Izzy und Slash nickt. Ich betrachte meine Finger.
"Okay, warum eigentlich nicht?"
Als ich auch diese Akkorde halbwegs draufhabe, habe ich das Gefühl, dass meine Fingerkuppen bluten würden. "Daran gewöhnst du dich bald", versichert mir Slash grinsend, der meine und seine Gitarre wieder aufräumt und auch Izzy nickt.
"Sag mal Izzy, stimmt es, dass Steven und Duff eine deiner Gitarren am See versteckt haben?", fällt mir plötzlich ein und die Mine des Schwarzhaarigen verfinstert sich etwas. Slash grinst bereits. "Ja, haben sie", brummt er, während Slash zu lachen begonnen hat. "Er ist eingeschlafen, das ist seine Schuld", erklärt Slash und klopft Izzy auf den Rücken. "Sie wissen wahrscheinlich eh schon nicht mehr, wo sie sie überhaupt versteckt haben", seufzt Izzy augenrollend. "Du hättest sehen sollen, wie er die beiden durch den Wald gejagt hat", lacht Slash und auch ich muss grinsen. "Wir können das gerne nachspielen", ruft er dann plötzlich, wirft mich über seine Schulter, sodass ich erschrocken aufschreie und reißt Izzy die Gitarre aus der Hand. "Slash, nein", sagt Izzy laut, doch er lacht nur und läuft von Izzy weg. "Hol sie dir", reizt er ihn, während ich wie ein nasser Sack über seiner Schulter hänge und mir das Blut in den Kopf steigt.
"Slash." Ich hebe meinen Kopf, um festzustellen, dass Izzy aufgestanden ist und langsam auf uns zugeht. "Komm schon Izzy, wenigstens sind wir nicht am Wasserfall." Slashs Ton ist provozierend und er läuft weiter zurück. "Gib mir einfach die Gitarre", sagt Izzy ruhig und läuft weiter auf uns zu.
Da lacht Slash und rennt los durch den Proberaum, Izzy ihm hinterher. Slash scheint jedoch mein Gewicht unterschätzt zu haben und strauchelt, als er um das Schlagzeug herumrennt.
Fast wäre er gestolpert und wäre ins Schlagzeug gekracht, wenn Izzy ihn nicht so heftig am Arm zurückgezogengezogen hätte, so dass wir nun beide auf Izzy liegen. Lachend liegen wir auf dem Boden und ringen nach Luft, die Gitarre ist zum Glück unversehrt.
So findet uns dann Axl.
"Ähm, ich traue mich ja gar nich zu fragen, aber wann gibt's Abendessen?" Skeptisch blickt er zu uns.
"Gar nicht, koch selbst", rufe ich ihm lachend entgegen und Slash, Izzy und ich brechen erneut in Lachen aus. "Okay Leute!", brüllt Axl ins Wohnzimmer, "Es gibt kein Abendessen! Unsere Köchin liegt high mit den zwei anderen Vollpfosten auf dem Boden und kriegt sich nicht mehr ein!" "Ich bin nicht eure Köchen!" Ich versuche mich aufzurichten, doch Izzy und Slash ziehen mich wieder auf den Boden. "Du bleibst schön hier! Heute kocht mal Axl! Ohne Hilfe!" "Spinnst du Izzy? Willst du uns alle vergiften?" frage ich ihn entsetzt. "Wer weiß, was er da zusammen braut... Stell dir vor, die arme Küche!", argumentiere ich. "Auch wieder wahr. Gut, du darfst du ihm beim Kochen helfen oder Slash?" "Besser als wenn Axl in der Küche steht..."
Sie lassen mich los und ich rappele mich auf. Ich reiche ihnen jeweils eine Hand und ziehe sie hoch. "Während Sarah und ich kochen, solltet ihr zwei hier besser aufräumen", meint Axl mit verschränkten Armen vom Türrahmen aus.
"Seit wann ist er so vernünftig?", frage ich mich an die zwei Gitarristen gewandt.
"Wahrscheinlich ist er nur neidisch, dass wir so einen Spaß mit dir hatten und er nicht", grinst Slash. "Gar nicht!", wirft Axl ein, wobei er wie ein trotziges Kind klingt. Ich seufze erschöpft, wegen dem ganzen Lachen und gehe zu Axl. Ein wenig absurd ist das Ganze ja gerade schon, doch es tut gut, einfach grundlos zu lachen, bis einem die Bauchmuskeln und die Wangen wehtun. Axl hat kein Bandana an, wodurch seine roten Haare ihm locker ins Gesicht fallen.
" Und? Worauf hat unsere neue Vernunft Lust?", frage ich ihn und er grinst breit: "Burger, viele Burger! Schön fettig und mit viel Käse!" "Das lässt sich machen", grinse ich ihn an und wir gehen in die Küche.
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Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]
FanfictionAls Sarah ihre Freundin Jenni in Köln besucht, hätte sie nicht gedacht, wie alles endet. Nach der Halloweenparty geht alles ganz schnell und nach der Flucht vor IHM, landet sie in einer Hütte mitten im Wald. Doch dass von da an ihr normales Leben ei...