10. Kapitel - ALEX

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10 Jahre zuvor

"Hast du Hunger?" Die Schule war gerade aus, als wir wie so oft direkt zu Jamie gingen.

"Ja und wie." Antwortete ich ihm. Schnurstracks liefen wir in die Küche wo seine Mutter bereits das Mittagessen zubereitete.

"Hallo Mrs.Kenning." Begrüßte ich sie.

"Oh Hallo Jungs. Alex, bitte, ich habe dir schon so oft gesagt, dass du mich Katja nennen sollst." Ich nickte nur. Bei den Kennings fühlte ich mich immer mehr zuhause als wie bei meinem Dad. Ich fühlte mich geborgen und so als ob ich tatsächlich irgendwo hingehörte.

"Deckt ihr schonmal den Tisch, Essen ist gleich fertig."

Ein paar Minuten später war der Tisch gedeckt und das Essen war angerichtet, sodass wir anfangen konnten. Ich aß alles mit Freuden was sie zubereitet, ich meine etwas besseres als das Essen von Jamies Mom gab es einfach nicht.

"Und ist bei euch zuhause alles gut, Alex?" In ihrer Stimme konnte ich hören, dass sie besorgt war. Sie wusste, dass ich es nicht leicht mit meinem Dad hatte, aber nicht, dass er mich schlug. In letzter Zeit hatte ich Glück und konnte ihm so gut es ging ausweichen, aber es kam doch mal vor, dass ich Pech hatte und ihm unfreiwillig im Haus begegnete. In der Hinsicht war er oftmals unberechenbar.

"Ja, es ist soweit alles okay." Log ich. Ich wollte nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen machte. Jamie sah zu mir rüber und ich konnte in seinem Gesicht lesen, dass er es lieber hätte, wenn ich ihr die Wahrheit sage. Aber ich wollte nicht, dass sie es wusste. Jamie hatte mir nach einem großen Protest versprechen müssen es weder ihr noch jemand anderem zu sagen.
2 Jahre würde ich es schon noch überstehen. Hoffentlich.

"Das ist ja schön." Sagte sie lächelnd. "Ihr braucht nicht mit abräumen helfen. Ihr habt doch bestimmt noch Hausaufgaben zu erledigen."

So gingen wir in sein Zimmer hoch und setzten uns an unsere Aufgaben. Als wir endlich fertig waren schlug er vor einen Film zu schauen.
Schließlich setzte er sich zu mir aufs Bett, wir machten es uns gemütlich und er drückte auf PLAY. Um ehrlich zu sein hatte ich aber weniger Augen für den Film als für ihn. Währenddessen erwischte ich mich nämlich immer wieder dabei wie ich zu ihm rüber sah.
So viele Mädchen sahen ihm hinterher, aber ob er selbst wohl wusste wie gut er eigentlich aussah? Wie heiß er mit seinen dunkelblonden Haaren und seinen blauen Augen, in denen man sich einfach verlieren konnte, war? Alles worüber ich nachdenken konnte war wie sehr ich ihn berühren wollte, aber ich wusste genau, dass ich das nicht sollte. Ich sollte nicht so für meinen besten Freund empfinden.
Sagte der Typ, der bereits total und hoffnungslos in Jamie Kenning verliebt ist.

Plötzlich sah er ebenfalls vom Bildschirm auf und zu mir rüber.
"Gefällt dir der Film nicht? Wir können auch was anderes gucken." Das war ehrlich gesagt nicht mein Problem.

"Äh... ne... alles okay." Stotterte ich. Holy shit, ich stotterte nie. Was war nur los mit mir, dass ich mich auf einmal so verhielt? Ja, ich gebe es zu, das war eine blöde Frage. Aber ich wollte einfach nicht, dass sich die selbe Situation wie im Freibad nochmal abspielte. Weil ich glaube dann würde ich echt alles ruinieren.

"Bleibst du heute Nacht eigentlich hier?" Ich war überrascht, dass er immer noch fragte, wo ich fast jede Nacht hier verbrachte. Aber merkwürdigerweise verspürte ich heute das Bedürfnis nach Hause zu gehen. Es war nicht so, dass ich nicht in seiner Nähe sein wollte. Das Problem war, dass ich es zu sehr wollte.

"Ich glaube, ich werde nachhause gehen. Muss dort noch ein paar Sachen erledigen."
Und zum aller ersten Mal in unserer Freundschaft hatte ich ihn angelogen.

"Okay... wenn du meinst. Und mit dir ist wirklich alles okay?"

"Ja, ja, alles in Ordnung." Und schon wieder log ich ihn an.

Ob er wohl bemerkte, dass etwas anders war?
Ob er wohl Verdacht schöpfte?
War ich einfach schon paranoid, weil ich so große Angst hatte IHN zu verlieren?

Finding Happiness (menxmen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt