19. Ein Plan

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"Versprich mir dass du dich heute schon darum kümmerst."
Am nächsten Morgen hält Jim mich in der Küche auf und schaut mich ernst an, so ernst, dass ich das Gefühl habe mein Leben hinge davon ab. Ich stehe mit einem Tee in der Hand vor ihm, bereit jederzeit zur Arbeit zu gehen. Obwohl ich schlecht geschlafen habe, bin ich einigermaßen wach, was aber nicht heißt dass ich genauso lange arbeiten kann wie gestern. Im Gegenteil, heute bin ich fest entschlossen um vier den Bus nach Hause zu nehmen, ganz gleich was Mister Wulf sagt. Noch einmal lasse ich das nicht mit mir machen.
"Ich kann dir das nicht versprechen-"
"Doch du kannst Mel, ansonsten kümmere ich mich darum. Dann geschieht deinem Mister Wulf ein kleiner, tragischerweise, tödlicher Unfall und du bist ihn los", unterbricht mich mein Mann und macht eine wegwerfende Handbewegung.
"Untersteh dich! Wenn du ihn tötest kannst du was erleben", protestiere ich und trinke meinen Tee aus, um die Tasse in die Spülmaschine zu stellen. Jims genervtes Seufzen im Ohr gehe ich aus der Küche in den Flur.
"Meine Güte, ich verstehe nicht warum du dich so anstellst, immerhin ist er nur ein äußerst unbeliebter Mensch. Aber lass uns nicht streiten."
"Genau, ich stelle mich an. Ist ja nur ein Menschenleben das du mal eben beenden willst", murmele ich mehr zu mir selbst während ich meine Jacke anziehe, doch natürlich hat Jim das gehört.
"Jetzt sei doch nicht sauer, ich werde nichts dergleichen tun, okay?"
Mit meinem Rucksack auf dem Rücken drehe ich mich zu meinem Ehemann um, der lediglich in T-shirt und Jogginghose gekleidet in der Küche steht, und mich mit schief gelegtem Kopf anschaut. Er ist mit mir zusammen aufgestanden, was eigentlich ganz süß ist, aber nur um mit mir über Wulf zu reden.
"Mhm."
"Och komm, schenk mir ein Lächeln."
Als Antwort ziehe ich eine Augenbraue hoch und strecke Jim schließlich gespielt beleidigt die Zunge raus, woraufhin er lacht.
"Alles klar, das ist unter deiner Würde."
Ich drehe mich wieder weg damit er mein Grinsen nicht sehen kann und gehe zur Haustür, denn mein Bus kommt gleich.
"Tschüß", meint Jim noch, dann schließe ich von draußen die Tür hinter mir. Hoffentlich wird dieser Arbeitstag weniger anstrengend als der gestrige.

~~~

Zur Mittagspause bin ich bereits davon überzeugt dass dieser Tag anders anstrengend ist als gestern, aber nicht unbedingt weniger. Mit einem Seufzen lasse ich mich neben Sybille auf ein Sofa im Pausenraum fallen, wo sie bereits wartet.
"Na? Du siehst fertig aus", begrüßt sie mich und ich bedenke sie mit einem Lächeln, das ihr signalisiert dass sie recht hat. Ich bin fertig, und das nicht nur körperlich.
"Bin ich auch. Irgendwann werfe ich ihn noch aus dem Fenster", drohe ich grinsend und Sybille lacht. Anders als Jim meine ich das nicht ernst, auch wenn sich Wut in meinem Bauch sammelt wenn ich an meinen Chef denke. Zum Glück hat er nichts wegen der Akten gestern gesagt, sondern nur schweigend zur Kenntnis genommen dass ich bis spät in den Abend gearbeitet habe.
"Oh, ich glaube da würden dir einige bei helfen", meint Sybille und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee, der vor ihr auf einem Tischchen steht. Nachdenklich lege ich den Kopf schief.
"Und was wenn wir das wirklich machen?", überlege ich und sie schaut mich überrascht an.
"Nein, nicht wirklich, ich meine nur, was wenn wir als gesamte Abteilung Aspekte für eine umfassende Beschwerde sammeln?", beeile ich mich hinzufügen und Sybille​ sieht erleichtert aus.
"Und ich dachte schon du bist eigentlich ein Psycho und ich wusste nur nichts davon."
Lachend schaut sie mich an, doch ich lächle nur. Wenn sie wüsste mit wem ich verheiratet bin.
"Also was hältst du davon?", frage ich gespannt nach und sie wirkt sofort nachdenklich.
"Theoretisch... würde das gehen, aber wir brauchen definitiv genug Beschwerden, mehr als zwei Drittel der Abteilung müssten mitmachen damit es klappt. Und wir müssten uns natürlich an Wulfs Chef wenden, sonst bringt das nichts."
"Das kriegen wir hin."
Hauptsache keiner muss sterben.
"Hm, ich weiß nicht. Einige fürchten vielleicht ihren Job zu verlieren und wollen deshalb den Mund halten", wendet Sybille ein und ich will gerade etwas erwidern, als mein Handy beginnt zu klingeln.
"Sorry...", murmele ich während ich es aus meiner Hosentasche hole, aber Sybille winkt ab.
"Kein Problem."
Kaum habe ich das Handy entsperrt, blinken mir zwei Nachrichten auf WhatsApp entgegen. Eine ist von Katie, die andere von Jim.

Moriarty In Love - The GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt