Täglich

9 1 0
                                    

Entnervt verlasse ich das neue Schulgebäude. Es sieht aus, wie ein aus Beton zusammen gewürfeltes Konstrukt, das ein 'hipper' Künstler, Architekt oder Visionär entworfen hat und jetzt meint damit Geld verdienen zu können. Grässlich. Das sage ich dazu, nicht mehr.

Auf dem Weg zum Bus, wo mir die kleinen Kinder aus der Grundschule vor den Füßen her hüpfen und stolpern und diese nerven strapazierenden hohen Töne von sich geben, schalte ich meinen MP3 Player an und sofort dröhnt mir laute Musik in den Ohren.
Ich lege einen Zahn zu nur um dann ein paar Sekunden schneller an der schmierigen, verblichenen Plakatwand an zu kommen und meinen gewohnten Platz in der kleinen Gruppe aus vier Mädchen ein zu nehmen.
Sogleich wird mir eine Zigarette hingehalten und ich zünde, den in meinem Leben sehr wichtigen Stängel mit einem mir zu geworfenen Feuerzeug an. Die Bewegungen laufen wie einstudiert ja fast schon mechanisch ohne einen Wortwechsel ab.

Leider kommt es nicht einmal zum zweiten Zug an dem giftigen Tabak. Denn der alte quietschende Bus fährt vor.
Ein weiteres Mal fühle ich mich nicht wie eine Prinzessin die in eine Kutsche einsteigt, sondern eher wie ein gammliger alter Penner, als die Tür des Fahrzeugs mit einem rumpeln aufschwingt und die sich dicht aneinander gedrängten Kinder einen Schritt zurückweichen lässt.
Ein Dunst der sich nicht definieren lässt, strömt aus dem alten Gefährt.
Ich steige ein und suche meinen gewohnten Platz, der ganz hinten liegt, auf.

Als ich mich auf den Sitz schwinge entfaltet sich ein riesiger Nebel aus Staub und Schuppen von den verschiedensten Menschen, der eine Ewigkeit in den alten Fasern dieses Sitzes fest gehangen haben muss.
Durch den Staub und die stickige Luft brennen meine Augen und meine Kehle ist ganz trocken.
ich habe mittlerweile ernsthaft Angst eher an einer Staub Allergie oder sonstigen als am Rauchen zu sterben.

Ich sehe meine Freundin zu dem Bus hasten und sich dann förmlich in den Bus werfen.
Keuchend läuft sie den schmalen Gang im inneren entlang und rumpelt gegen die Sitze mit ihrer Tasche und der breiten Taille.
Außer Atem nimmt sie dann schließlich neben mir Platz.
Ein kurzer Augenkontakt und ein Mundwinkel nach oben ziehen reichen, wie immer halt, in unserm schnellen und taktlosen Alltag den wir führen.

TäglichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt