Kapitel 9

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Während die anderen redeten, versank ich in meinen Gedanken. Ich wusste, dass ich kalt auf andere Menschen wirkte, ich selber fand mich auch kalt und in gewisser Weise gefühllos und leer. Ich wollte keine anderen Menschen um mich haben, weil ich Angst hatte, verletzt zu werden, aber auch davor, die anderen zu verletzten.

Ich hatte diese Ängste, weil ich schon genug enttäuscht wurde. Meine Mutter hat mich enttäuscht, meine Freunde haben mich alleine gelassen und der, den ich geliebt habe, hat mich fallen gelassen.

Vielleicht habe ich mir auch nur eingebildet, ihn zu lieben, ich hab es ihm nie gesagt und wir sind uns nie auf diese Weise näher gekommen. Aber dann hat er alles mit einem Mal zerstört. Erst hat er mich mit sich nach unten gezogen und dann hat er mich in den Abgrund gestoßen.

Ich war vollkommen verzweifelt. Zu meinem Glück hatte meine Mutter sich daran erinnert, dass sie eine Tochter hatte, die Hilfe brauchte, und auch Liv hatte mir geholfen, auch wenn sie noch sehr jung war und gar nicht wirklich wusste, dass sie mir half.

Und jetzt war ich wieder alleine, Mama und Liv waren in Hamburg, dort waren auch meine ganzen ehemaligen Freunde, die ich alle verloren hatte. Hier hatte ich nur meinen Vater, den ich vor gerade mal zwei Tagen kennengelernt hatte und Michelle und Alice und vielleicht sogar Eleanor, die wenigstens nett zu mir waren.

Aber keiner von denen kannte mich, keiner wusste, was ich erlebt habe und ich wollte auch gar nicht, dass es jemand erfuhr, denn dann wäre ich wieder alleine. Wer will denn schon etwas mit einem todunglücklichen, drogenabhängigen Mädchen zu tun haben?

Ich wurde durch meinen Vater aus meinen Gedanken gerissen, der meinen Namen rief.

„Ist alles in Ordnung, du guckst so komisch?" Er musterte mich fragend, aber ich winkte nur ab.

„Ich war in Gedanken, alles okay." Die Jungs standen auf, offenbar wollten sie gehen, aber nicht ohne mi rvorher einen seltsamen Blick zu schenken. Die dachten bestimmt, ich wäre verrückt oder so, ich meine, wer versucht auch schon den Boden mit seinen Blicken einzufrieren?

„Worüber hast du denn nachgedacht?", fragte der Lockenkopf jetzt. Der wollte mich doch verarschen, oder? Als ob ich dem jetzt auf die Nase binde, worüber ich nachgedacht habe. Ich warf meinen besten Killerblick zu, woraufhin er leicht zusammenzuckte und sagte kalt:

„Das geht dich gar nichts an, Curly."

„Curly!?", fragte er empört. Ich sah ihn genervt an.

„Ja, hast du ein Problem damit?" Er sah mich unzufrieden an und wollte etwas sagen, aber der Teddy, Liam, zog ihn mit sich nach draußen. Wenigstens einer, der nicht nur doof im Hirn war. Hatte der Lockenkopf ernsthaft erwartet, ich würde ihm das beantworten?

„Wir sehen uns, Trace!", rief Louis mir zu, woraufhin ich nichts erwiderte. Der Blonde schloss die Tür hinter sich und ich war mit Simon alleine.

„Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig.

„Ja, alles klar.", sagte ich etwas abwesend. Mir war gerade eingefallen, woher ich den Namen 'One Direction' kannte: Ich hatte ein paar Lieder von denen in meiner Playlist. Ich nahm mir vor, mal ein bisschen was über die Jungs herauszufinden. Wozu gibt es schließlich das Internet?

Da klopfte es schon wieder an der Tür, diesmal kam ein Mann herein.

„Hier ist die CD mit den Liedern von der Liste.", sagte er und reichte meinem Vater die CD.

„Danke, Luke.", bedankte er sich und der junge Mann verließ den Raum, allerdings auch nicht, ohne mich kurz zu mustern. Ich sah ihn kalt an, wie ich es auch bei allen anderen machte. Nur Michelle hatte ich nicht so angeschaut und Alice war die einzige, die sich nicht von meinem Blick hatte einschüchtern lassen. Die Jungs haben mich so blöd angeguckt, als hätten sie noch nie ein Mädchen gesehen, was sie nicht überglücklich ansah.

Aber so war es wahrscheinlich ungefähr, sie hatten ihre Fans und die waren natürlich super gelaunt, wenn sie sie sahen, aber auch ansonsten gab es wahrscheinlich eher weniger Mädchen, die sie böse ansahen und sie nicht anschmachteten, so schlecht sahen sie schließlich nicht aus. Aber ich hatte absolut kein Interesse an denen, vor allem nicht, wenn sie nervten.

Mein Vater riss mich wieder aus meinen Gedanken, indem er mir die CD hinhielt. Ich nahm sie und steckte sie ein.

„Ich muss jetzt noch Büroarbeiten erledigen. Wenn du willst, kannst du schon nach Hause gehen."

„Ich gehe lieber noch kurz einkaufen, wir haben fast nichts mehr da."

„Dann nimm das hier." Er hielt mir einen Schein hin. Ich steckte ihn ein.

„Bis später.", sagte ich und er winkte mir noch einmal lächelnd zu, bevor ich die Tür hinter mir schloss.

Gotta be you [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt