Kapitel 27

23 2 0
                                    

Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderungder ganzen Welt.

~ Otto von Bismarck

*

Seit einer Stunde sitzen wir jetzt schon in der Küche. Ich hatte uns jeden eine heiße Tasse Schokolade gemacht. Gesagt hat bis jetzt noch keiner. Und obwohl ich gerne wissen würde wer ihr das angetan oder wie das passiert ist blieb ich still und warte darauf das sie es mir selber erzählen wird. Zwingen möchte ich sie nicht.

Leicht schüttelte ich den Kopf und stand auf.

"Möchtest du etwas?" Eigentlich hatte ich ja gesagt ich würde etwas zu essen machen, doch daran hatte ich einfach nicht mehrgedacht. Erst wegen Louis dem ich nicht wirklich so schnell wachbekommen habe. Ich musste ihn aus dem Bett werfen damit er wachwird. Zwar war er etwas wütend als er sich vom Boden aufrappelte,aberdas nahm ich in Kauf. Denn für seine Freunde muss man manchmal auchein Risiko eingehen. Nachdem ich er dann in einem Gästezimmer sich hingelegt hat hat es schon an der Tür geklingelt. Und nach dem Anblick von Freya konnte ich für eine Weile nichts mehr machen außer sie festzuhalten und sie zu trösten. Selbst die heiße Schokolade hätte ich fast verbrannt nur weil ich die ganze Zeit in meinenGedanken gesucht hatte wer Freya etwas antun will. Eingefallen ist mir leider keiner. Wer hat schon etwas gegen Freya?

"Es war mein Vater."

Perplex sah ich sie an. Sie jedoch starrte abwesend in die Tasse rein. Hatte sie gerade wirklich gesagt es wäre ihr Vater? Oder hab ich mich verhört?

"Du liegst nicht falsch. Es war mein Vater."
Kurz sah sie mich an. Senkte den Blick aber sofort wieder auf die Tasse vor ihr.

"Es hat alles damit angefangen als meine Mutter von uns ging. Ich weiß das hört sich Klischeehaft an. Die Tochter wird wegen dem Tod seiner Mutter von seinem eigenen Vater verstoßen. Ich hatte es zwar geahnt das er mich verstoßen hat. Aber niemals hätte ich gedacht er würde mich schlagen. Ignorieren und nicht für mich da sein ja. Etwas anderes bin ich auch nicht gewohnt. Denn seit dem Tod von ihr ist er ein richtiger Workaholic geworden. Ich glaube es waren genau 3 Monate die ich alleine für mich Sorgen musste. Ich musste Essen kaufen, das aus sauber halten und noch neben bei für die Schule lernen. Als er dann öfters wieder Zuhause war hat er mich ignoriert, nur das nötigste mit mir besprochen und sich nur um das Geld gekümmert. Doch heute besser gesagt gestern war es anders. Ich weiß nicht ob er jemals etwas getrunken hat in seinem Leben oder ob ich es einfach nicht mit bekommen habe, denn so hatte ich ihn noch nie erlebt. Viel hatte er wahrscheinlich nicht getrunken denn er konnte noch normal mit mir sprechen als ich nach Hause kam." Tief holte sie bei dieser Erinnerung Luft. Ich konnte ihr es nichtverübeln. Selbst mir lief es Eiskalt den Rücken runter wenn ich nurdaran denke das mir so was jemals selber passieren würde. "Ich wollte ihm helfen nicht das er sich in seinem Zustand verletzt oder was auch immer noch passieren kann. Er hat sich aber immer von mir abgewandt, ist in die Küche hat Wasser getrunken und wollte dann die Treppe hoch laufen zur Treppe. Ich konnte aber sehen wie erzitterte,eher stolperte als richtig zu laufen. Natürlich bin ich sofort zu ihm gerannt um ihn zu stützen und rauf zu helfen."Ihr Blick wurde abwesend. Ihre Augen kalt. Leer. Einfach Emotionslos."Als ich ihn dann an der Schulter angefasst habe hat er sich sofort zu mir gedreht und mich an die Wand geschleudert. Hat angefangen mich an zubrüllen das alles meine Schuld wäre. Er mich nicht mehr ertragen würde da ich genauso aussehen würde wie Sie. Danach hat er angefangen auf mich ein zu schlagen bis ich auf denBoden lag. Als ich auf dem Boden aufkam war es Still. Alles um mich herum konnte ich nur noch sehr verschwommen wahrnehmen. Ich kann es noch genau vor mir sehen. Mein ganzer Körper schwer. An jedem Fleck Schmerzen. Das Rauschen in den Ohren. Das Gesicht Nass von denTränen." Mit Tränen in den Augen sah ich zu  Freya. Doch das war sie nicht. Denn dieses Mädchen vor mir zerbricht. Und daskonnte ich mir nicht ansehen. Sie sollte nicht so etwas erleben wie ich. Schnell wischte ich die Tränen von den Wangen. Mitleid brachte jetzt auch nichts.Außerdem ist es das letzte was sie jetzt wollte. Sie wollte das jemand für sie da ist. Ihr Hoffnung gibt. Ihr das Gefühl von Sicherheit gibt.

"Wo ist er jetzt?" Meine Stimme war nur ein Flüstern. Darauf bedacht das ich sie nicht erschrecke. Ich wusste nicht mal ob sie es gehört hat. Ob sie bei mir an der Kücheninseln saß und nicht in ihren eigenen Gedanken gefangen ist. Gefangen in der Erinnerung.

"Ich weiß es nicht. Ich bin vermutlich bewusstlos geworden. Denn irgendwann bin ich aufgewacht und es war niemand da." Sie zuckte mit den Achseln. Ging auch nicht weiter darauf ein. Wollte nicht wissen wo er war. "ich konnte aber nicht mehr in dem Haus sein in dem mein Vater mich schlägt." Mehr musste ich nicht wissen. Als ich Sicher war das sie fertig war stand ich auf und nahm sie in den Arm.
"Du kannst solange bleiben wie du willst."
Schluchzend verbarg sie ihren Kopf an meiner Schulter und ließ ihre Tränen freien Lauf.
"Danke."

*
Gedankenverloren saß ich am Morgen an der Kücheninsel und rührte in meinem Kaffee Rum. Freya lag noch oben in meinem Bett und schlief sich aus. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte hab ich sie ohne Wenn und Aber hoch in mein Zimmer in mein Bett geschleift.
Als sie dann eingeschlafen ist hab ich mich auch hingelegt aber bin dann relativ früh wieder wach geworden. Ich hatte ja schon genug Schlaf eigentlich. Ich hoffe nur das Freya das alles übersteht und nicht gebrochen wird.
In Gedanken versunken bemerkte ich nicht wie jemand die Küche betrat.
Erst als ich etwas feuchtes auf meiner Wange spürte und das etwas leise "Morgen" hörte kam ich wieder in die Realität zurück.

Etwas überrumpelt sah ich zu Louis. "Morgen.", murmelte ich. Nahm die Tasse zwischen meinen Fingern, hob sie an und nahm einen Schluck von meinem Kaffee.
Als Louis auch einen Kaffee hatte setzte er sich neben mich und sah mich mit einen Abwartenden Blick an. Den Blick ignorierend sah ich in meine Tasse.
"Was möchtest du von mir hören?" Immer noch in die Tasse blickend wartete ich auf seine Antwort.
"Wie geht es Freya?"
Verwundert über die Frage sah ich zu ihm hoch.
"Was denkst du wie es ihr geht?" Irgendwie hatte ich das Gefühl das er alles mit gehört hat. Wenn mein ein Wolf ist hat man nun mal ein gutes Gehör. Ich muss es ja wissen. Immerhin bin ich selbst einer.
Kurz fuhr er durch seine Haare was nicht viel brachte das sie noch vom Schlafen in allen Richtungen standen. Was mir auch auffiel war das er nur eine Jogginghose trug und mir somit seinen durchtrainierten Bauch präsentierte auf dem sich ein leichtes Sixpack zeigte.

"So viel ich mitbekommen habe geht es ihr etwas besser. Zu wissen was passiert ist steht mir nicht zu. Außer natürlich sie erzählt es mir selber. Was ich eher nicht denke denn wir haben ja nichts mit einander zu tun."

Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. An meinem Gesicht konnte man auch diese erkennen. Gerade als ich etwas erwidern wollte, den Mund schon einen Spalt offen hatte, unterbrach mich jemand.

"Vielleicht werde ich es dir erzählen Louis. Vielleicht erfährst du es nie oder du erfährst es wenn ich darüber reden kann. Wenn ich es überwinden habe und es in der Vergangenheit ist. Meine Gedanken, meine Träume nicht mehr beeinflusst. Mich nicht daran hindert mich auf irgendjemanden einzulassen. Erst dann und wirklich erst dann wirst du es vielleicht erfahren."







Das Wolfsmädchen #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt