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„Und du möchtest wirklich selbst fahren? Es ist kein Problem für mich, dich nach Hause zu bringen. Wir könnten noch ein wenig Zeit miteinander verbringen.“ Wir haben soeben die Krankenstation verlassen. Marianne kam etwa eine viertel Stunde nach unserem Gespräch zur Tür hinein und fragte nach meinem Befinden. Nachdem ich ihr versichert hatte, das alles wieder in Ordnung war, durfte ich gehen. Die ganze Zeit über musterte sie mich seltsam reserviert. Ich weiß nicht, was Mareike mit ihr geredet hatte, aber so ganz schien die Schwester nicht überzeugt. In jene Gedanken versunken, hörte ich gar nicht, was meine Lehrerin mich soeben gefragt hatte. Erst als sie stehen blieb und ich fast in sie hineingelaufen wäre, sah ich fragend zu ihr auf. „Äh... entschuldige bitte, ich war gerade in Gedanken. Hast du was gesagt?“ Sie seufzte und fuhr sich durch die blonden Haare. „Ich möchte nicht, dass du alleine nach Hause fährst. Was ist, wenn dir wieder schwindelig wird?“ Ich schüttelte meinen Kopf und lächelte ein wenig. „Ich finde es schön, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber mir geht es schon viel besser. Außerdem... Ich... Ich wäre gern etwas alleine. Heute ist eine Menge passiert. Verstehst du das?“ Mareike machte einen Schritt auf mich zu und streckte die Hand nach mir aus. Bevor ihre Finger meine Wange berührten, zog sie die Hand zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr behagte die Sache ganz und gar nicht. Das fiel mir sofort auf, als ihre Augen einen traurigen Ausdruck annahmen. Nach einer Weile nickte sie. „Ja, ich verstehe das. Ich bin für dich da, wenn etwas ist. Bitte mach dir nicht so viele Gedanken wegen Amelia. Ich bin mir sicher, dass sich alles wieder einrenkt.“ Ich nickte nur und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Amelia je wieder auf mich zukommen würde. Dafür hatte ich sie viel zu sehr verletzt. An meinem Auto angekommen, drehte ich mich nochmal zu Mareike. Sie stand immer noch an der selben Stelle und winkte mir zu. Ich tat es ihr gleich, setzte mich in mein Auto und fuhr los.

Auf dem Weg nach Hause nagte bereits das schlechte Gewissen an mir. Ich hatte Mareike einfach abgewiesen, dabei wollte sie mir doch nur helfen. Da ich bisher immer alleine war und die Beziehungssache absolutes Neuland für mich war, hatte ich mir nichts weiter dabei gedacht. Im nachhinein hätte ich ihr Angebot, noch mit zu mir zu kommen auch annehmen können. Nun war es aber zu spät. Zuhause angekommen, schmiss ich meine Tasche in den Flur und machte mir in der Küche einen Kaffee. Mit der dampfenden Tasse in der Hand setzte ich mich in den Sessel und zog das Handy aus meiner Hosentasche. Insgeheim hatte ich die Hoffnung, das Amelia sich gemeldet hatte. Aber das war natürlich nicht der Fall. Ich öffnete den Verlauf von Mareike und schrieb ihr, das ich gut zuhause angekommen war und entschuldigte mich für mein Verhalten. Lange musste ich nicht auf eine Antwort warten. Sie versicherte mir, dass alles in Ordnung war und wir uns morgen in der Schule wiedersehen würden. Ich legte mein Handy auf den Couchtisch und widmete mich meinem Kaffee. Ich trank einen Schluck und spuckte ihn gleich wieder in die Tasse. Kalter Kaffee war wirklich widerlich.

Den Rest des Tages unternahm ich nicht mehr viel. Ich saß in meinem Sessel und ließ entweder die Gedanken kreisen oder schaute in den Bildschirm des Fernsehers der nebenbei lief. Eigentlich war es ganz angenehm, alleine zu wohnen. Es gab keine Warterei vorm Badezimmer, keine Diskussion, was heute gekocht werden sollte und auch keine Einmischung seitens der Eltern, wenn man mal wieder zu lange wachblieb. Das einzige was mich störte war die Einsamkeit. Man hatte wirklich keinen zum reden im Haus. Besonders an schlechten Tagen ist das alles andere als toll und heute war definitiv so ein Tag. Ich seufzte und nahm mein Handy erneut zur Hand. Nach mehrmaligem Klingeln nahm die Person am anderen Ende ab.

„Hallo Schatz, schön das du dich auch mal bei uns meldest. Wir geht es dir? Was macht die Schule? Hast du dich gut eingelebt?“ Ich musste lächeln. Meine Mutter war wirklich neugierig und stellte zu viele Fragen. Aber das konnte ich ihr auch nicht verdenken. Schließlich hatte ich bisher noch nicht viel erzählt.

Ich wünsche mir Glück (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt