51. Weihnachten bei den Wilde's

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Nicks Sicht

,,Tja und irgendwann...", erzählte mein Vater weiter. ,,...wendete sich er plötzlich vollkommen von uns ab. Nick war schon immer ein sehr eigenständiger Fuchs. Als er 16 war, zog er einfach von zuhause weg. Wir konnten ihn nicht aufhalten. Und dann wussten wir überhaupt nichts von seinem Leben, denn er meldete sich nie bei uns."
,,Ach, Nick. Wieso hast du das nur getan?", fragte mich meine Mutter deprimiert.
,,Ich weiß es nicht. Ich war selbstsüchtig und hatte nur vor Augen Tiere hinterlistig zu betrügen und abzuzocken. Nun würde es mir gar nicht mehr in den Sinn kommen es wieder zu tun, aber ich war einfach nur geblendet von dem vielen Geld.", berichtete ich ein wenig unbehaglich.

,,Die Geldmacherei ist mir so sehr zu Kopfe gestiegen, dass ich völlig vergessen habe, was wirklich wichtig im Leben ist.", sagte ich und blickte dabei zu Judy. ,,Ich dachte, mein Geld allein machte mich glücklich, doch eigentlich war ich doch sehr einsam, bis zu jenem Zeitpunkt."
Nun nahm ich ihre Pfote in meine.
Sie schmunzelte verlegen.

,,Na, Gott sei Dank. Vielen Dank, Judy.", bedankte sich meine Mutter bei ihr.
,,Ach was, es gibt nichts zu danken.", winkte meine Freundin lachend ab.

,,Na dann, erzählt doch mal. Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte Dad interessiert nach einem kurzem stillen Moment.

Also erzählten wir beide ihnen von unserer ganzen Geschichte. Von unserer ersten „unterhaltsamen" Begegnung bis zu jetzt.

Es tat gut, endlich mal wieder mit meinen Eltern zu reden. Ich hatte ja gar nicht gemerkt, wie wichtig sie mir eigentlich sind und wie sehr ich sie vermisst habe. Ich habe sie völlig aus meinem Kopf verbannt. Was war ich bloß für ein blöder Fuchs?

Währenddessen strahlten Judy, meine Eltern und ich über alle Ohren.

,,Moment, ich hatte noch etwas im Backofen.", bemerkte Mom erschrocken.
,,Oh, soll ich Ihnen helfen?", fragte mein Häschen hilfsbereit und stand nach ihr auf.

,,Das wäre nett.", antwortete sie erfreut und lief in die Küche.
,,Tu mir bitte einen Gefallen, Judy.", bat meine Mutter sie.
,,Ja?", fragte Judy, während sie ihr hinterherging.
,,Bitte, duze mich doch, sonst komme ich mir noch älter vor, als ich es ohnehin schon bin.", erklärte sie belustigt.
,,Okay, verstanden.", lachte Judy.
,,Übrigens, mein Name ist Katherine.", war das letzte Wort, das ich von meiner Mutter noch hören konnte, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwanden.

Sie redeten bereits so, als hätten sie sich nicht gerade erst kennengelernt.

Ohne es zu bemerken, sah ich Judy verträumt hinterher.
Ich könnte sie stundenlang ansehen und mir würde nicht langweilig werden. Sie ist einfach so bezaubernd und süß.

Ich hätte niemals geahnt, jemals so von einer Häsin sprechen zu können.

,,Wow, Nick.", holte mich mein Vater aus meiner Tagträumerei.
,,Hm?", machte ich verwirrt.
,,So habe ich dich ja noch nie erlebt."

Fragend sah ich ihn an. ,,Was meinst du?"

,,Judy. Sie hat dir ganz schön den Kopf verdreht, was?", fragte er lächelnd.
,,Tja, was soll ich dazu sagen. Sie ist das Beste, das mir je passiert ist.", erläuterte ich idyllisch und völlig ungeniert. Ich sagte es einfach gerade aus, denn ich konnte so oder so nicht verheimlichen, was ich für sie empfand.

,,Ich bin froh, dass du sie gefunden hast. Aber, ehrlich ich hätte nie gedacht, dass du dich jemals so jemanden wie sie verliebst.", sagte er nachdenklich.
,,Ich auch nicht. Ehrlich nicht.", gab ich schulterzuckend zu.

,,Du hattest schon viele Freundinnen, aber mal ehrlich, jeder wusste, dass es in spätestens zwei Wochen vorbei wäre.", erinnerte er mich amüsiert.

,,Oh man.", ich legte mir beschämt die Pfote vor's Gesicht. ,,Tja, wie gesagt: Man ist nicht immer sonderlich stolz auf seine Vergangenheit."

,,Aber sie... Sie ist anders als alle anderen. Sie tut einfach ihr Ding und lässt sich von nichts und niemandem herunterziehen. Judy ist besonders und es grenzt sicherlich an einem Wunder, dass sie es geschafft hat gleichzeitig mich, einen ehemaligen Trickbetrüger zu einem besseren Tier zu machen und einen Fuchs, wie mich zum wahrscheinlich ersten Polizist in der Geschichte zu ernennen.", schmunzelte ich.

Er überlegte für einen Moment.
,,Dir ist bewusst, dass sie ein Häschen ist...", wendete er plötzlich grübelnd ein.

Ich verzehrte meine Miene in einen fassungslosen Gesichtsausdruck. ,,Natürlich... Was genau meinst du damit?", wollte ich perplex wissen.

,,Du sollst das jetzt bitte nicht falsch verstehen. Es ist ja schön und wunderbar, dass ihr zwei euch gefunden habt, aber habt ihr je mal über eure Z-Zukunft nachgedacht?", erläuterte er mir vorsichtig.

,,Unsere Zukunft?", ich geriet selbst in Überlegenheit.

Bevor mein Vater das nächste Wort übernehmen konnte, tat ich es: ,,Halt... Ich weiß, was du meinst. Sie ist ein Hase, ich ein Fuchs. Das unterscheidet sich. Aber das ist mir völlig egal."

Ehrlich gesagt habe ich selbst auch noch nie darüber nachgedacht. Unsere Zukunft?

Verloben, heiraten und eventuell sogar eine Familie gründen?
Wie sie das Ganze wohl sieht?

,,Sicherlich würden da einige Differenzen aufeinandertreffen.", murmelte Dad.

,,Ja, ja... Aber, das Thema kommt ein wenig zu früh, finde ich.", lehnte ich ab und kratzte mich unbehaglich am Nacken.

,,Zu früh? Ich finde es wäre perfekt im Moment."

Ich hob eine Augenbraue.

Mein Vater hatte schon immer ein großes Mundwerk.

,,Dad...", sagte ich und deutete somit darauf hin, dass er das Thema wechseln sollte.

Nur gut, dass Judy im Moment nicht da war.

,,Was denn? Willst du denn nicht?", wollte er perplex wissen.
,,Äh, doch, natürlich will ich das. Keine Frage. Es ist nur, wir sind erst seit kurzem zusammen.", erklärte ich ihm.

,,Körperlich vielleicht, aber mental schon seit langem."

Ich grinste. ,,Och, Dad. Du warst schon immer sehr tiefgründig."

Und im nächsten Moment kam auch schon meine Mutter und Judy angehoppelt mit zwei dampfenden Blechen von Keksen.

,,Du hast deine Leidenschaft für's Backen nicht verloren, Mom.", bemerkte ich zufrieden.
,,Ganz recht.", bestätigte sie mir und stellte es vorsichtig auf den Kaffeetisch vor dem Sofa.
Sofort griffen einige Pfoten nach den Keksen.

,,So, Judy, hast du denn schonmal über die Zu..."
,,Dad!", unterbrach ich ihn hektisch und fuchtelte mit meinen Pfoten herum.
,,Gerald, ich habe dich doch darum gebeten diese Frage nicht zu stellen.", erinnerte ihn meine Mutter entnervt, wobei Judy nur perplex zwischen uns umherblickte.

,,Was?", fragte sie verwirrt.

,,Ach, nein. Vergiss es einfach, Möhrchen.", winkte ich grinsend ab und nahm sie in meine Arme, um ein wenig abzulenken.
Verwirrt und überfordert erwiderte sie diese Umarmung nur halbherzig.

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt