Kapitel 30

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Federicos Sicht

Ich wusste ganz genau, was mich erwarten würde, wenn ich nach Grönland gehe, aber es jetzt zu erleben- das war einfach nur schockierend. Ich hatte Ludmila zuvor mit noch keinem anderen Typen gesehen. Klar, Diego hatte mir mal erzählt, dass sie als Mensch viele Verehrer hatte, aber das liegt doch alles weit in der Vergangenheit. Wahrscheinlich war ich einfach viel zu naiv. >>Was fällt dir ein, hier einfach aufzutauchen?<< fuhr sie mich an und schubste mich wütend gegen die Wand des Aufenthaltsraumes, in dem wir uns trafen. >>Ich musste dich einfach sehen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten.<< Sie schnaubte verbittert. >>Ich bin glücklich verdammt noch mal! Endlich seit all den Jahren bin ich glücklich und das lass ich mir von dir nicht kaputt machen.<< Sie lief nervös auf und ab. >>Mit einem Menschen? Du bist mit einem zerbrechlichen, sterblichen Wesen glücklich, dass dir was bieten kann? Ein Beziehung, die höchstens 10 Jahre dauern kann, weil er dann merken würde, dass du ja immer noch 17 bist, obwohl du schon längst 37 sein müsstest? Das ist doch lächerlich.<< Ich war verdammt wütend. Ich weiß, dass es wohl klüger wäre, wenn ich meine Gefühle zügeln würde, aber ich verlor einfach die Kontrolle. >>Es geht doch gar nicht darum, was er mir bieten kann, sondern darum, was ich brauche. Und ich brauche jemanden, der mir zuhört, wenn ich von meiner Arbeit erzähle. Jemand, der mich in den Arm nimmt, wenn ich traurig bin und jemand, der mir vertraut.<< Sie 'sah mich wütend an. >>Ach ja? Und wird er dir immer noch zuhören, dich immer noch in den Arm nehmen und dir immer noch vertrauen, wenn er erfährt, dass du ein blutsaugendes Monster bist?<< schrie ich sie an. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt, aber das übernahm schon Ludmila für mich. Ihre ausgestreckte Hand knallte gegen meine Wange und ließ mich ein paar Schritte rückwärts taumeln. Sie trank Menschenblut und war dadurch viel stärker, als ich es bin. >>Du bist das wahre Monster.<< fauchte sie und ihre Augen funkelten so stark, dass man das rot durch die Kontaktlinsen hindurch sehen konnte. Zornig nahm ich meine Sonnenbrille ab. >>Würde ein Monster sich auch das für dich antun?<< fragte ich und sah sie an. Ihr Mund verzog sich zu einer überraschten Miene und sie starrte mich an. >>Deine Augen...sie sind....hellbraun.  Wie kann das sein? Hast du...<< Sie war sprachlos. Zum ersten Mal an diesem Tag war sie sprachlos. >>Ich habe mich monatelang nur noch Tierblut getrunken und habe endlich wieder meinen Blutdurst unter Kontrolle. Ich wollte mich verändern...für dich. Ich wollte dir beweisen, dass ich auch gut sein kann. Mir ist klar, dass ich niemals gut genug für dich sein werde, aber ich bitte dich dennoch darum, unserer Liebe eine Chance zu geben. Und ich verspreche dir, dass ich mir die größte Mühe geben werde, zu einem Mann zu werden, der dich auch verdient hat.<< Ludmila stand immer noch sprachlos vor mir. Ihr gefochtener', blonder Zopf löste sich langsam und ihr weißer Kittel hatte Flecken, von denen ich mir wünschte, nie zu erfahren, woraus sie bestanden, aber sie sah so wunderschön aus, wie eh und je. >>Ich weiß nicht, was ich tun soll.<< sagte sie und lehnte sich an die Wand. Ich griff nach ihrer Hand. >>Dann lass mich dich überzeugen.<< Noch bevor sie etwas erwidern konnte, zog ich sie an mich und küsste sie. Es war mir egal, dass sie quasi an einen anderen Vergeben war; es war mir egal, dass es wahrscheinlich total bescheuert klang, was ich zuvor gesagt hatte und es war mir auch egal, dass jederzeit ein Arzt oder ein Pfleger herein kommen konnte. Ludmila erwiderte den Kuss, doch ich kannte sie zu gut. Gleich würden sie die Schuldgefühle packen. >>Stopp, das können wir nicht tun.<< sagte sie und stieß mich ein Stück von sich weg. >>Aber ich liebe dich und du liebst mich. Wieso muss alles immer so verdammt kompliziert sein?<< Unsere Hände waren immer noch in einander verschränkt. >>Weil es eben nicht so einfach ist. Ich bin mit Minik zusammen und ich liebe ihn wirklich sehr, aber...nicht so, wie ich dich liebe.<<  Sie sah mich traurig an. >>Kannst du mir bitte noch etwas Zeit lassen? Ich muss mir mit meinen Gefühlen ins Reine kommen.<<

Diecesca und Fedemila - Blut oder Liebe 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt