Teil4

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Denrestlichen Samstagabend und den ganzen Sonntag hatte ich damitverbracht, mich wieder in meinem zu Hause einzuleben und mich auf dieSchule am Montag vorzubereiten. Alles ging genau so weiter, als wäreich nie weg gewesen. Mom musste Sonntag arbeiten und ließ michalleine mit dem Rest der Familie zu Hause, was mir gar nicht gefiel.Ich war schon immer so etwas wie der Außenseiter gewesen. Gegenmeine perfekte Cousine kam ja auch sonst niemand an, mit ihrenetlichen Talenten wie fechten, Geige und Klavier spielen und ihrenguten Noten. Ich hatte nichts besonderes. Deshalb ging ich amMontagmorgen auch allen anderen aus dem Weg wie üblich, damit ichkeinen stören würde. Fertig zurecht gemacht und mit gepacktemRucksack

entschiedich mich dafür, alleine mit dem Bus zur Schule zu fahren und verließfrühzeitig das Haus – gegen den Willen meiner Mutter, doch das warmir egal. Über Nacht war es so kalt geworden, dass der Bodenteilweise gefroren war und man wirklich aufpassen musste, nichtauszurutschen und mit einem Satz am Treppenabsatz lag. Also bahnteich mir vorsichtig mit Schal und Handschuhen meinen Weg zurHaltestelle durch. Glücklich darüber, im einigermaßen beheiztenBus zu sitzen, kramte ich meinen Stundenplan aus der Tasche undinformierte mich über den ersten Raum, den ich nachher aufsuchenmusste. „Ist sie das?", drang es in meine Gedanken durch und ichhob dem Kopf um zu sehen, worum es ging. Schräg links vor mir saßenzwei alte Bekannte die mich anstarrten und ihren Kopf dabei schieflegten. „Ja! Die hat sich aber krass verändert." Ich senktemeinen Blick wieder auf meinen Rucksack und ließ Leslie und Sarahreden, was sie wollten. Sie waren zwei der besten Freundinnen meinerCousine, doch sie waren nicht annähernd so freundlich zu mir gewesenwie Charlotte. Sie hatte nämlich immer versucht mich zu integrieren,wie mir im Nachhinein bewusst wurde, doch ich hatte mich selbst zumAußenseiter gemacht, auch wenn ich es mir nicht so recht eingestehenwollte. Die Fahrt kam mir so unendlich lange vor, dass ich schondachte, der Busfahrer würde uns woanders hinfahren. Aber schließlicherreichten wir dann doch unser Ziel und zum ersten mal seit 4 Monatenstieg ich endlich wieder an meiner Schule aus – in meinem normalenLeben. Alles war gleich. Die Schülermengen, die sich vor dem Gebäudesammelten, sie Bäume, die ihre Blätter verloren hatten und mit Eisbedeckt waren und das Gebäude selbst, in das täglich hunderteMenschen raus und rein strömten. Nur ich hatte mich verändert.„Hey." Ich entwand mich dem Anblick meiner Umgebung und drehtemich zu Leslie um, die mir auf die Schulter getippt hatte. „Geht'sdir wieder besser?", fragte sie ehrlich besorgt und mit einemkleinen Leuchten in den Augen, das ich schon immer bewundert hatte.„Ja, geht schon", antwortete ich knapp mit einem Lächeln.Offiziell war ich wegen einer Erkrankung ins Krankenhaus gekommen undhatte dort bleiben müssen – keiner wusste von meiner psychischenStörung, außer Charlotte und ich hoffte inständig, sie hatte eskeinem weitergesagt. „Dann ist gut. Wir sehen uns gleich, bei MrWhitman." Bei seinem Namen rollte sie amüsiert die Augen, so wiesie es immer getan hatte, wenn sie mit ihren Freundinnen über ihnsprach. Mein Blick folgte ihr, wie sie sich davon machte und zuCharlotte, Sarah und Cynthia ging, die wie immer zusammen standen.Zuerst hatte ich vor mich zu überwinden und zu ihnen zu gehen. Dochals ich sah, wer sich ebenfalls zu ihnen gesellte drehte sich mir derMagen um. Mein 'Zeitreisebegleiter'. Mein 'Freund' – Gideon.Charlottes Freund.

Back to Life - Liebe besiegt alles. | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt