Veronica
"Sind wir endlich da?", frage ich aufgeregt meinen Freund Leonard. "Ja Baby, sag Hallo zu unsere Bleibe", antwortet er. "Ich sehe aber nichts", lache ich. "Du kannst die Augenbinde jetzt abnehmen", sagt er. Ich entferne sie lächelnd. Es wird mir am Anfang zu hell, dass ich die Augen zukneifen muss. Als ich sie wieder aufmache, parkiert Leonard uns vor einem Hotel. Es ist klein und nicht gleich in der Stadt, was ich sehr gut finde. Man merkt nicht, dass es ein Hotel ist, sondern ein altmodischer Block. "Bevor wir in unsere neue Wohnung ziehen, sind wir vorrübergehend hier", sagt er, als er die Handbremse zieht. Ich nicke verständnisvoll: "Ich freue mich. Hier können wir ein neues Leben anfangen. Ich habe aber nur eine Frage, weil ich nicht sehen konnte, wo wir hingefahren sind. Wo sind wir?" "In Nordkroatien", antwortet er lächelnd, "besser gesagt Čakovec." Ich sehe mich um, als ich aus dem Auto steige. Gleich über die Strasse befindet sich ein Park, der wunderschön aussieht. Die Krähen umkreisen den Park mit ihren schönsten Flugkünsten. Dieser Park zieht mich auf eine merkwürdige Weise an, sodass ich auf den zugehe.
Ich überquere die Strasse und möchte gerade in den Park laufen. Leonard ruft nach mir: "Veronica, warte! Was ist mit unserem Gepäck?" "Ich möchte nur mal etwas sehen!", rufe ich zurück. Als ich den nächsten Schritt mache, packt mich etwas von hinten. Ich hole tief Luft und sehe wie Jemand mich festhält. "Gehen Sie nicht weiter", zischt dieser an meinem Ohr. Ich befreie mich aus dem Griff und schubse den Fremden zu Boden. Ein junger Mann sieht zu mir auf und sagt leise: "Ich flehe Sie an, gehen Sie nicht weiter!" Leonard kommt angerannt und fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke und wende mich wieder zu dem Typ, der langsam aufsteht. Er ist viel größer als ich, hat kurze Haare, ist muskulös gebaut und in seinem Blick sehe ich Angst. "Warum? Das ist doch nur ein Park", frage ich den verängstigten Kerl. "Nein, Sie bringen sich nur in Gefahr", antwortet er, "glauben Sie mir. Wenn Sie weiter gehen, sind Sie so gut wie verschollen." Leonard mischt sich ein: "Komm Veronica, der Kerl will uns nur verarschen." "Ich meine es ernst, ab Sonnenuntergang müssen Sie sich von hier fern halten", ergänzt er noch verängstiter. Ich verdrehe die Augen. Das glaube ich dem Verrückten nicht.
Im Hotel checken wir für zwei Wochen ein. Die Rezeption macht einen guten Eindruck. Es hat einen Aufenthaltsraum für Mahlzeiten. Die Einrichtung erinnert an die Kriegszeiten von 1939. "Hier ist der Schlüssel für das Zimmer. Das Zimmer befindet sich in der ersten Etage", sagt die Empfangsdame. "Ich komm gleich nach Leonard, geh schon mal vor", sage ich. Als er ausser Sichtweite ist, frage ich: "Gleich gegenüber ist ein Park. Muss man Eintritt zahlen, damit man ihn betreten darf?" Der Blick der Empfangsdame verängstigt sich und sie antwortet: "Es kostet das Leben der Menschen." "Aber warum?", frage ich verwirrt und ungläubig. Schockiert sieht sie mich an. "Das habe ich befürchtet, meine Liebe. Dieser Park hat Sie angelockt", flüstert sie, "bleiben Sie fern vom Park, sonst geschieht mit Ihnen das Gleiche wie dem kleinen Mädchen vor drei Tagen." Sie reicht mir eine Zeitung. Ich überfliege ein paar Zeilen.Mädchen im Park verschollen keine Leiche, kein Lebenszeichen.
Ich muss leer schlucken, weil das so beängstigend klingt.
Das Bild des Mädchens betrachte ich genauer. Sie ist schätzungsweise 10 Jahre alt, hat schwarze Haare wie ich. Ihre Augen sind grün.Schweigend ziehe ich mich zu Leonard zurück. Ist es wahr, was der Typ und die Empfangsdame von eben gesagt haben?
Nervös schalte ich einen alten Fernseher an und aus, bis Leonard fragt: "Was ist los Veronica?" Ich lege die Fernbedienung weg und antworte: "Was ist, wenn es stimmt?"
"Was stimmt?"
"Na das mit diesem Park", antworte ich. Er schüttelt den Kopf: "Das ist doch nur ein Mhythos." Ich reiche ihm die Zeitung und frage: "Wie würdest du mir dann das erklären?" Er betrachtet es kurz und wirft es in den Papierkorb neben dem Bett und lacht: "Es ist vor drei Tagen geschehen. Die Polizei hat das Mädchen bestimmt schon gefunden."
Der Fernseher beginnt zu flimmern. Ich weiss nicht mehr, ob ich ihn nun ausgeschaltet habe oder nicht. Wie erstarrt schaue auf den Fernseher. Es erscheint kein Bild. Ich schalte um, kein Bild. Ich schalte wieder um, kein Bild. Warum funktioniert es nicht? "Schatz, weisst du was mit dem Fernseher los ist?" Leonard sieht sich die alte Flimmerkiste von hinten an. "Ich weiss auch nicht", antwortet er.
Eine Krähe setzt sich ans Fenster und sieht zu uns herein. Der Blick bleibt an mir hängen. Seine dunkle Augen fixieren mich, als würde dieser Vogel tief in meine Seele schauen. Es beginnt mich anzukrähen. So etwas wie eine Warnung. Noch immer sehe ich diesen Vogel an, bis er unruhig mit den Flügeln flattert. Ich wende mich zum Fernseher, der immer noch diese Flimmergeräusche macht. Als ich hinsehe, erscheint mein Name. Ich kreische und Leonard stösst sich den Kopf unter dem Fernsehtisch an, weil er die Kabeln untersuchte. "Was ist den los?", fragt er ein wenig verärgert. "Sieh mal auf den Fernseher", sage ich zittrig. Er setzt sich zu mir und betrachtet mit mir das Bild im Fernseher. "Was sollen wir tun?", frage ich, "soll ich das melden?" "Warte einen Augenblick", antwortet er. Der Name verschindet, als ein Bild auftaucht. Es taucht ein alter gefallener Baum im Fernseher auf. Das Mädchen, welches vermisst wird, ist auch zu sehen. "Veronica...", flüstert das Mädchen im Fernseher. Aus Panik greife ich zur Fernbedingung und schalte den Fernseher aus. Ich höre mein rasantes Herzklopfen. Leonard bleibt jedoch ruhig. Was zur Hölle ist los?
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Verschollen im Park
HorrorBetrete nie einen Park in der Nacht, es könnte sein, dass man spurlos verschwindet oder tot aufgefunden wird. Veronica und ihr Freund Leonard sind ahnungslos, die in diese Gegend ziehen.