Verhängnis

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Marco

Kein Wort von Nicole, dafür ein erneuter Streit. Warum musste uns diese Made auch stören, gerade als ich los legen wollte mit meiner Entdeckung. Hundert Fragen gingen mir durch den Kopf und keine Antwort dazu. Nein, mir wollte einfach kein vernünftiger Grund einfallen, weswegen mir Nicole nicht direkt sagte wer Jason war. Der nächste Brüller war, das sie sich um ihn kümmern wollte und ihn in ein Hotel bringen wollte. Das war meine verdammte Aufgabe! Das war so abgesprochen oder nicht? Dennoch musste ich mich zügeln. Durfte nicht durchdrehen. Zuviel Eifersucht war ungesund und ich gerade nicht in der Lage diese dennoch zurück zu nehmen. „Marco?! Was ist da los? Blei in den Beinen?" rief mir Tuchel hinterher und ich wusste genau was er meinte. Mein Kopf war knall voll und ich hatte kein bisschen Platz darin für meine Aufgaben auf dem Feld. Das war kein Training was ich hier ablieferte, es war ein Haufen Mist. Ich hob die Hand, senkte den Kopf und hoffte, dass der Trainer verstand, dass ich verstanden hatte. Es wurde jedoch nicht besser. Kein bisschen. Am Ende des Liedes war, ich musste extra Runden drehen und war dann als letztes in der Dusche. Kostbare Zeit, die ich gebrauchte hätte, um Nicole um mich herum zu haben. Mein erster Handgriff in den Spind ging an mein Handy, welches mir keinerlei Nachrichten anzeigte und ich rief die Nummer von meiner Freundin auf. Einmal anrufen, um zu schauen was sie so trieb. Mein Finger schwebte über der Schaltfläche um den Anruf zu starten, doch ich berührte sie nicht. Dafür biss ich mir leicht auf die Unterlippe und sah so lang auf das Display bis das Licht ausging. Verdammt, ich war drauf und dran sie zu kontrollieren. Das gehörte in den Bereich krankhaft und ich feuerte das dumme Ding zurück in den Schrank. Ich packte mir mein Duschzeug und ging mich erfrischen. Leider half das kühle Nass auch nichts und ich blieb mir weiter Antworten schuldig. Die Antwort auf meine Frage, weswegen ich Nicole so wenig vertraute. Wieder musste ich erkennen, dass sie mir bis jetzt keinen Grund gab und doch wollte es nicht in meinen Kopf rein.

Längst waren all meine Mannschaftskollegen abgerauscht und ich schlich über den Parkplatz zu meinem Auto. Ich sah auf die Uhr und überlegte mir, ob Nicole schon zurück sei und den Clown abgesetzt hatte. Dann sah ich zum Tor und konnte erkennen, dass kein Fan da stand, was mich irgendwie beruhigte, denn heute hätte ich echt keine Lust zum Anhalten für ein Autogramm. Jedoch hatte ich den Winkel direkt neben dem Tor übersehen und als ich langsam über die Bodenwelle fahren wollte, öffnete sich plötzlich meine Beifahrertüre. Mir blieb fast das Herz stehen und gleichzeitig fluchte ich lauthals. Wie konnte mir so was Dämliches auch passieren? Sonst verriegelte sich mein Auto immer selbst. Erst im zweiten Moment wurde ich sauer, als ich erkannte, wer sich da in mein Auto gesetzt hatte. „Luisa, bist du eigentlich nicht ganz dicht?" fragte ich überrascht ruhig und sie strahlte nur dümmlich über das ganze Gesicht „hab ich dich erschreckt?"-„Nein" gab ich sarkastisch von mir und zog meine Augenbrauen noch tiefer auf meine Nasenwurzel. „Was soll der Scheiß und was suchst du überhaupt hier? Wolltest du nicht mit Nicole Frühstücken?"-„Oh das haben wir ja auch. Da sie aber Besuch mitgebracht hat, haben wir die Sache abgekürzt und ich wollte noch eine Freundin besuchen. Die war aber leider auch nicht da, darum dachte ich mir, ich überrasche dich mal"-„ist dir gelungen. Berauscht mich aber nicht" war meine ehrliche Meinung und ich wollte sie schnell wieder loswerden, aber erst nach dem sie mir sagte, welcher Besuch gemeint sei. Nicht das ich so dumm wäre um nicht zu wissen wen sie meinte, doch wollte ich es genau wissen. „Dann bring ich dich jetzt nach Hause, denn ich hab auch keine Zeit"-„schade, ich dachte wir könnten einen Kaffee trinken. Zumal ich nicht weiß, ob ich nicht doch meine Schwester störe" gespielt irritiert sah ich zu ihr rüber „was meinst du?"-„na sie und ihren Besuch. Immerhin ist es ihr Exfreund und die zwei haben sich sicher viel zu erzählen. Aber was erzähl ich da, du hast ihn ja schon kennen gelernt. Er ist extra aus England kommen. Süß oder?". Es war alles nur nicht süß und ich verkrampfte meine Hände um das Lenkrad. Mein Fuß ging automatisch etwas fester auf das Gaspedal und ich nahm den direkten Weg zu der Wohnung von Nicole. „Du fährst mich echt nach Hause oder?"-„klar was hast du denn gedacht? Ich dachte eigentlich, ich hätte mich klar genug ausgedrückt, als ich bei dir in Gladbach war"-„naja, ich ging davon aus, das du es eigentlich gar nicht so ernst meinst"-„ich meinte es ernst. Luisa, lass uns in Ruhe. Insbesondere mich. Das was zwischen uns war, war ein Fehler und komplett ohne Bedeutung. Daran wird sich auch nichts ändern"-„aber Marco bitte ..."-„nein! Bekomm das endlich in deinen Kopf rein. Ich will dich nicht!" sie blieb endlich stumm, bis wir fast da waren. „Lass mich da vorn raus"-„da wohnst du aber nicht"-„nein, aber meine Freundin"-„ich dachte die ist nicht da?"-„vielleicht ja jetzt" sie war am Schmollen und doch machte sie mir einen Strich durch die Rechnung. Denn mit ihr Schlepptau hätte ich eine bessere Ausrede für mein plötzliches Auftreten. Ich sah Luisa nach, wie sie in einem Hauseingang verschwand und fing an zu überlegen, was ich Nicole erzählen sollte. Eins war sicher, ich musste da rein platzen, doch ich wollte sicher nicht wie eine Dampframme ankommen und den eifersüchtigen Pinsel raushängen lassen.

Meiner Sache gar nicht mehr so sicher parkte ich auf dem Parkplatz, von dem aus ich sie schon mal beobachtet hatte und stellte den Motor aus. Sollte ich das wirklich machen oder nicht lieber doch darauf vertrauen, dass sie keine Dummheiten machte? Ich wusste absolut nicht mehr was richtig oder falsch wäre und seufzte leise vor mich hin. Zu allem Überfluss fing ich an meine Fingernägel mit den Zähnen zu malträtieren und ich ließ den Motor wieder an. Ich musste hier weg, um keinen Fehler zu machen und zog mein Auto zurück auf die Straße. Da kam mir auch schon Luisa wieder entgegen. Mir fiel mein ursprünglicher Plan wieder ein und hielt neben ihr an. „Deine Freundin nicht da?" sprach ich sie an nach dem ich das Fenster runter gelassen hatte. Heftig schüttelte sie mit dem Kopf und fing dann an zu grinsen „und du? Wolltest du nicht zu meiner Schwester". Ich nickte nur, was ging sie auch meine Gedanken an. „Traust dich nicht allein oder was?" sie lachte frech auf und schob dann ungefragt ihren Hinter in mein Auto. „Was gibt das jetzt?"-„Na wenn wir beide doch nichts zu tun haben, können wir doch -doch- etwas zusammen unternehmen. Wie wäre es mit Kaffee von Starbucks? Der ist lecker"-„Luisa, der letzte Gedanke und ich bin mir sicher, nicht einmal der, werde ich an dich und einer gemeinsamen Unternehmung verschwenden" das meinte ich auch so todernst wie ich es sagte. Sie schob ihre Unterlippe vor, sah mich mit Augenaufschlag an und legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel „jetzt stell dich nicht so an. Ist doch nur ein Kaffee" ich packte ihr Handgelenk und drückte es von meinem Bein weg. Ich traute ihr kein Stück und ihrer Freundlichkeit schon gar nicht. „Lass es" herrschte ich sie an, doch es hielt sie nicht davon ab, mir ihren Arm in den Nacken zu legen, sich an mich ran zu ziehen und legte ihren Kopf in meine Halsbeuge. „Marco, stell dich doch nicht so. Wie wäre es, wenn du es als glückliche Fügung sehen würdest. Du kannst auch uns beide haben"-„du hast einen Knall Luisa" lachte ich auf und packte erneut nach ihrem Handgelenk, der Hand, die sie mir gerade auf die Wange gelegt hatte. Drückte mich soweit es ging von ihr weg und griff auch nach dem Arm, der in meinem Nacken lag. „Warum kannst du mich nicht einfach in Frieden lassen? Es würde uns bestimmt allen besser gehen" sie rutschte mir nach und ich kam unter Bedrängnis. Der einzige Fluchtweg der mir noch blieb, wäre die Türe aufreißen gewesen und womöglich blindlinks in ein heranfahrendes Auto zu rennen. Doch so weit kam ich gar nicht, denn im Augenwinkel erkannte ich etwas was meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Da stand Nicole mit Jason und Luisa hing noch immer an meinem Hals. Perfekt war das nächste Missverständnis.

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt