E I N S

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Gedankenverloren beobachtete ich die leuchtenden Sterne, die mich mit ihrem unbeschreiblichen Funkeln hypnotisierten und in ihren Bann zogen. Würden wir Menschen nicht so unglaublich viele Lichtquellen haben, wäre genau dieses Funkeln viel deutlicher und könnte auch andere gestresste und verzweifelte Menschen so beruhigen, wie sie es bei mir tun.

Jedes Mal, wenn ich zu diesem dunklen Himmel empor blicke, tauche ich in meine eigene Welt ein.
Doch dieser Moment wird oft von meinen Mitmenschen zerstört.
Wie jetzt auch.

Ein lautes Hupen ließ mich aus meinem Gedanken schrecken und ich sah mich erschrocken um. Vor mir stand ein Motorrad, welches mir mit seinen grellen Scheinwerfern genau ins Gesicht strahlte. Schützend legte ich meine Hand vor mein Gesicht und ging von der Straße runter.

Mit einem letzten wütenden Blick verabschiedete sich der bullige Fahrer von mir und brauste mit seiner Maschine davon.

Kopfschüttelnd lief ich weiter und betrachtete dabei genau meine stille Umgebung. Auf der Wiese neben dem Fußweg, auf dem ich lief, waren ein paar Schafe, welche nahe beieinander in dem nassen Gras lagen und sich gegenseitig wärmten. Vereinzelt hörte man sie blöken, als würden sie miteinander kommunizieren.

Schon nach ein paar Minuten, sah ich mein kleines Ferienhaus hinter einem Wachholderbeerenstrauch  stehen und öffnete die knarrende Tür. Auch wenn hier alles ziemlich schlicht und einfach eingerichtet war, fühle ich mich richtig wohl.
Doch bald muss ich mich verabschieden.

Ich hatte mir zwei Tage eine Auszeit genommen, da ich die Stadtluft, den Straßenverkehr und die Menschenmassen nicht mehr ertragen habe.
Aber diese wunderschöne Zeit endet bald und ich kehre zurück in die Hölle aus Hochhäusern und oberflächlichen Menschen ohne Träume.

Leise seufzte ich und ging in das kleine benachbarte Schlafzimmer, in dem nur ein Einzelbett und ein kleines Holzschränkchen stand.
Doch das reicht vollkommen.

Müde ließ ich mich mitsamt meiner Kleidung auf das Bett fallen, welches unter meinem Gewicht quietschte und knackte.

Erschöpft schloss ich meine schweren Augenlider und stieg in die Welt hinab, die ich am meisten liebte.

Die Traumwelt.


Ich atmete zum letzten Mal die frische, saubere Landluft ein, schulterte meinen Rucksack und stieg in den Zug, der mich zurück nach Köln bringen würde. Planlos lief ich durch die engen Gänge und setzte mich auf die einzige Sitzbank, die noch nicht besetzt war.

Nachdenklich schaute ich aus dem großen Fenster und beobachtete, wie die Bäume und Sträucher an mir vorbei flogen und die unbepflanzten Felder sich wie grüne Teppiche bis zum Horizont erstreckten und mit diesem verschmolzen.

"Entschuldigung, ist hier noch frei?" Überrascht drehte ich mich zu einer jungen Frau, etwa in meinem Alter.

"Klar." Antwortete ich und stellte meinen Rucksack zu meinen Füßen, damit sie sich setzten konnte.

"Wissen Sie, wie lang die Zugfahrt bis zum Kölner Hauptbahnhof dauert?" Fragte sie und lächelte mich schüchtern an.

"Ungefähr vier einhalb Stunden, aber die Fahrzeit verzögert sich oft."

"Okay, danke. Ich war mir nicht mehr genau sicher, also Entschuldigung für die Störung."

Irritiert musterte ich sie von der Seite und öffnete meinen Mund, schloss ihn aber sofort wieder, da ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte.

Schwarzbunt [DieserPan]  OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt