Sabrina

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Wow.

Das war der einzige Gedanke, der in meinem Kopf war, als ich Sabrina das erste Mal sah.

Sie war nur mit einem lilanen Handtuch und darunter Unterwäsche bekleidet herausgekommen und bei ihrem Anblick kam ich mir augenblicklich sehr hässlich vor.

Charlie und Mel waren schon echte Schönheiten, aber Sabrina hatte kurze braune Haare die leicht verwuschelt waren, ihre Haut war markellos und ihre stahlblauen Augen leuchteten.

Als sie ging, bewegten sich ihre langen Beine tänzerisch auf mich zu.

"Sabrina", stellte sie sich vor und hielt mir die Hand hin.

"Lydia", sagte ich, während ich die Hand schüttelte.

Sabrina musterte mich.
Ich ärgerte mich, das ich nicht wenigstens einen Concealer und Wimperntusche verwendet hatte, als ich heute früh im Bad stand.

Ich fühlte mich klein und hässlich.
Das konnte ja was werden.

Sabrina wandte sich ab und ging zu ihrem Schrank, während alle 6 Augenpaare des Zimmers auf ihr ruhten.
Charlie zog die Augenbraue hoch und sah Mel an, diese zuckte nur mit den Schultern.
Scheinbar hatte Sabrina sich anders als sonst verhalten.
Nicht das mich das stören würde.

Ich verstand was Alex gesagt hatte, als er meinte hier würden Tussen wohnen.
Sie waren hübsch und wussten das anscheinend auch.

Schließlich brach Mel das Schweigen.
"Also, Lydia, wo kommst du her?"

"Cambridge", meinte ich lächelnd.
"Die letzten drei Jahre war ich allerdings auf einem deutschen Internat und nur in den Ferien zu Hause.
Meine Eltern sind nach England gezogen kurz bevor sie mich bekommen haben.
Wo kommt ihr denn her?"

"Italien, logischerweise. Ich habe mit 13 einen Schüleraustausch hierher gemacht und will seitdem nicht mehr weg. Ich liebe es hier", antwortete Charlie.

Cool. Ziemlich entschlossen das Mädl.

"München. Und nein ich hab da schon immer gewohnt und nicht in irgendwelchen anderen coolen Ländern", seufzte Mel.

Ein Magen knurrte.
"Wer war das?", fragte Sabrina.

Charlie hob die Hand.
"Können wir zum Mittagessen gehen?", fragte sie.

Wir nickten und Charlie sprang freudestrahlend auf.
Sie nahm meine Hand und hakte die bei sich ein.
"Du musst natürlich an unserem Tisch sitzen, du hast keine Wahl.
Sag mal hast du eigentlich vor deinen Haarschnitt so zu behalten? Ich bin sehr begabt im Haarschneiden und es würde viel besser aussehen, wenn sie ein wenig kürzer wären, weißt du? Ungefähr so wie bei Sabrina! Du hast dicke Haare, das sähe super aus", quatsche Charlie sofort los.

Bis wir im Speisesaal angekommen waren, hatte ich ihr versprochen etwas mit meinen Haaren machen zu dürfen, mit ihr zum Turnen zu gehen (ich konnte ein wenig Gerätturnen) und ihr etwas auf dem Klavier vorzuspielen.

Ich fand Charlie klasse und auch Mel und Sabrina schien ich nicht abgeneigt, auch wenn sich Sabrina immer noch ein wenig zurückhielt.

Der Speisesaal war wunderschön, Holzverkleidet und sah sehr edel aus. Typisch Internat eben.
8 lange Tafeln standen im Raum, jeweils mit einer anderen Farbe der Tischdecke. Ein paar Schüler saßen vereinzelt an Tischen.

"Für jede Stufe gibt es eine andere Farbe, dieses Jahr haben wir endlich lila!", Mel zwinkerte mir zu: "Meine Lieblingsfarbe".

Zum Mittag gab es entweder Lasagne oder gebratenes Gemüse mit Avocadocreme, was ich ziemlich cool fand.
"Das Essen ist hier fast immer sehr gesund. Es gibt selten 3 Speisen zu Auswahl, aber manchmal gibt's noch das vom Vortag. Wir sind sehr umweltbewusst und versuchen nicht zu viel wegzuschmeißen", meinte Sabrina, die vor mir an der Theke stand. "Und Salat kann man immer essen", fügte sie hinzu.
Sie nahm Salat und bat um ein wenig Avocadocreme.

Ich bestellte Lasagne und nahm mir einen Orangensaft mit an den Tisch.
Wir setzten und quasi in die Mitte der Tafel und stellten unser Essen vor uns.

Charlie sah auf und flüsterte plötzlich:
"Oh mein Gott! Da ist er!"

Mel quickte leise und schaute sich unauffällig um.
Ich schaute ebenso und versuchte herauszufinden, wer denn so besonders war.
Eben gerade hatte jemand den Saal betreten und es war: Alex. Ich kicherte.

Dann sag ich die anderen an. Alle (auch Sabrina) starrten ihn an.
"Was habt ihr denn?", fragte ich verwundert.

"Das -" Charlie deutete hinter sich "ist Alex Ross, der heißeste Lehrer der Schule"

"Ja ich weiß, aber warum himmelt ihr ihn denn an?" Ich grinste. Wenn Alex wüsste, dass die "Tussen" auf ihn stehen, wäre er wahrscheinlich sehr überrascht.

"Er ist so- naja- süß und intelligent und gutaussehend", schwärmte Mel.
"Er gibt sehr guten Mathematikunterricht", gab Sabrina zu.
"Und wenn er über Kunst spricht ist ein Leuchten in seinen Augen", seufzte Charlie.

"Wow. Ihr seid ja verschossen", lachte ich.
Ich sah zu Alex und sah, wie er mich gleichzeitig entdeckte. Er grinste und kam auf uns zu geschlendert.

Er hatte gelogen. Ich sah an seinem selbstgefälligen Gang und seinem Griff in die Haare um es zu verstrubbelnd, dass er sich ganz genau bewusst war, wie sehr diese Mädchen ihn anhimmelten.

Er blieb bei uns stehen und setzte sich neben mich. Dann stützte er seinen Ellenbogen auf den Tisch und boxte mit der anderen Hand gegen meinen Arm.
"Na wie läufts? Alles fit bei dir Lydia?"

"Ja alles cool, ich hab sehr liebe Mitbewohner und ein tolles Zimmer."

"Das ist super! Ich meine alles ist ja auch besser als mein Sofa stimmt's?", scherzte er.
Charlie keuchte leise auf und wechselte einen geschockten Blick mit den zwei Mädchen ihr gegenüber.

Alex beachtete die anderen kaum. "Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du dein ganzes Zeug gleich mit rübernimmst? Ich hätte dir geholfen!"

"Quatsch, das war kein Problem", meinte ich.

Alex stand auf.
"So ich hab Hunger. Wir sehen uns später ja?"

"Geht klar", grinste ich und winkte zum Abschied. "Ciao"

Oh Alex, ich werde dich sowas von knuddeln, dachte ich. Das Eis zwischen mir und den Mädchen war gebrochen, denn sie fragten mich komplett über Alex aus.
Ich erzählte ihnen viel, aber nicht alles. Schließlich war Alex Lehrer, dass durfte ich nicht vergessen.

Badboys und andere HindernisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt