27. Akt - Das Glück

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Robin

„Jetzt mach‘ es nicht so spannend“, forderte ich Riley auf. Anhand seines Grinsens war sowieso klar, wie das Probearbeiten gelaufen war.

„Ich habe den Job“, verkündete Riley grinsend, da er es scheinbar selbst nicht mehr länger zurückhalten konnte. Lewis und ich stießen gleichzeitig einen freudigen Laut aus. In dem Café mussten wir uns aber zurückhalten. Das hinderte mich nicht daran, mich schwungvoll zu erheben und Riley in eine Umarmung zu schließen. Sein umwerfender Geruch ließ mich zögern, als ich ihn eigentlich hätte loslassen müssen. Somit war er es, der die Umarmung beendete. Verlegen trat ich zurück und stierte auf den Fußboden.

„Das müssen wir feiern!“, beschloss Lewis überschwänglich. Er wirkte, als müsse er den Drang unterdrücken, auf einen Stuhl zu steigen und den Gästen des Cafés lautstark zu verkünden, dass sein Freund einen Job hat. Riley hat es geschafft. Er durfte seine Leidenschaft weiterhin ausführen und bekam obendrein Geld dafür. Zusätzlich würde er mit Kindern zusammenarbeiten. Kurzum: Es war perfekt.

„Klar, wenn du uns einlädst“, ärgerte Riley seinen Kumpel. Sein schiefes Grinsen schenkte er allerdings überwiegend mir. Ich war noch immer so verlegen, dass ich mehr als ein zaghaftes Nach-oben-biegen der Mundwinkel nicht auf die Reihe bekam. Unser aller Zukunft war ab dem heutigen Tag gerettet. Trotzdem war ein kleiner – oder auch großer – Wunsch meiner Zukunft bisher unerfüllt geblieben. Der Tag nach der Halloween-Party, an dem Riley Besuch von seinem Vater bekommen hatte, lag drei Tage zurück. Seitdem beschäftigte mich die Frage, wann ich denn endlich in den Genuss einer Antwort kommen würde. Eine Antwort, die unser Verhältnis definieren würde. Wir beide hatten bisher keine vernünftige Aussage dazu treffen können. Bei mir lag es allerdings an der Angst vor einer Abweisung. Ich kannte mein Inneres und seine Bedürfnisse. Alles in mir verzerrte sich nach Riley. Sollte er genauso empfinden, könnte ich dennoch verstehen, wenn er die Klärung seiner Familienangelegenheit an erster Stelle sah. Für den Anfang würde mir das Wissen reichen, dass er für mich die gleichen Gefühle verspürte. Falls dem so war.

Ein paar U-Bahn-Stationen später standen wir vor meiner Haustür. Für Erste sollte die ‚Party‘ dort stattfinden. Vorwiegend, weil wir dank Alice immer Süßes im Haus hatten. Weiterhin, weil meine erwähnte Freundin und ihr Freund – mein Bruder Samuel – Riley kennenlernen wollten.

Wir schafften es nicht einmal über die Türschwelle. Alice war sofort zur Stelle. „Hallöchen“, begrüßte sie uns gut gelaunt wie immer. Sie legte neugierig den Kopf schief und betrachtete Riley unverhohlen von Kopf bis Fuß. Kurzzeitig flackerte ihr Blick in meine Richtung. Ihr Grinsen wurde breiter. Leider ließ ich mich anstecken. Alice stellte sich Riley vor, begrüßte Lewis und rief anschließend meinen Bruder herbei. Als Sammy ein genervtes Ja zurück brüllte und dabei mit einer Zeitung raschelte, erkannte ich mit Schrecken die Ähnlichkeit zu Mama und Papa. Wenn die beiden demnächst anfingen, über Hochzeitspläne zu reden, wäre es wohl an der Zeit, mir eine eigene Wohnung zu suchen. Spätestens, wenn ein Kind im Anmarsch war. Das dauerte hoffentlich noch ein Weilchen.

Wir versammelten uns am Küchentisch und plauderten geschlagene zwei Stunde über unsere Zukunftspläne und bisherigen Lebenserfahrungen. Beim Thema Familie ruderte ich hastig zurück und schwenkte um auf das vierwöchige Schauspielprojekt. Riley sollte heute ausnahmsweise nicht über seine Eltern nachdenken müssen. Mein Eingreifen bemerkte er. Während Lewis ausführlich über das aufgeführte Stück referierte, legte sich eine Hand über meine Finger, die auf dem Oberschenkel ruhten. Rileys Hand. Auf die Gefahr hin, dass Alice es bemerken würde, schaute ich zu meiner Linken direkt in Rileys blaue Augen. Er lächelte sein umwerfendes Lächeln und wandte den Blick unterdessen ab. Das Pochen meines verliebten Herzens konnte mit Sicherheit jeder Anwesende vernehmen. Es hatte nicht einmal die Möglichkeit, sich zu beruhigen, da Riley seine Finger um meine schloss und mit dem Daumen meinen Handrücken streichelte.

If I Were A BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt