Kapitel 1: Einsamkeit

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( Empfehlung beim lesen : https://www.youtube.com/watch?v=R1jG99z7lVY -> in Dauerschleife)


Es ist kalt. Die Stadt in Finsternis getränkt. Die einzigen Lichter weit und breit, sind die leicht rötlichen Straßenlaternen auf der anderen Straßenseite. Von ihrem Fenster aus, schaut sie hinaus auf den kleinen Park, auf der anderen Seite, welcher an den Wald angrenzt. Aus irgendeinem Grund, fühlt sie sich beobachtet wenn sie am Fenster steht, obwohl niemand je zu sehen war. Der Stadtteil in dem sie lebt hat nur wenige Einwohner seid dem, Gerüchten zu folge, einige junge Menschen verschwunden waren. Sie sollen einfach aus ihren Häusern entführt worden sein. Sie versteht nicht wie man so etwas glauben kann, während sich in ihr ein unangenehmes Gefühl breit macht. Etwas angespannter schaut sie sich die düsteren Straßen an, welche vom Regen gesäubert, das Licht der Laternen spiegeln. In dieser Nacht scheint etwas anders zu sein, denn obwohl die Stadt noch kaum belebt war, erscheint sie ihr friedlicher als in den letzten Wochen. Ein möglicher Grund für dieses Gefühl der Sicherheit, könnte die Anwesenheit ihrer Eltern im Erdgeschoss des Hauses sein. Auch wenn sie niemals in ihr Zimmer gehen, weiß sie das sie sich vergewissern das es ihr gut geht. Doch in dieser Nacht sollte etwas anders sein als bisher. 

Das Licht im Flur des Erdgeschosses wurde eingeschaltet und sie hört leise Schritte. Die Stimmen ihrer Eltern werden etwas deutlicher. Leise ertönt das Geräusch des Gerätes was ihre Eltern Tag und Nacht bei sich tragen. Sie sind Ärzte und hatten Bereitschaftsdienst, wie jedes Mal wenn die Nacht die Stadt verschluckt. Sie hört die leisen Schritte ihrer Mutter auf den Stufen der Steintreppe. Wie sie inne hält, als sie bemerkt, dass das Licht in ihrem Zimmer nicht brennt. Sie vermutet, dass ihre Tochter bereits schläft. Was sie jedoch nicht weiß ist, dass ihre Tochter um diese Zeit nie schläft. Es ist jedes Mal das selbe Spiel. Bei Einbruch der Nacht, zieht sich das junge Mädchen zurück. Wenn sie alleine ist, vergewissert sie sich ob alle Türen und Fenster des Hauses verschlossen sind, bevor sie sich in die sicheren Wände des Kinderzimmers zurückzieht. Sobald sie ihr Zimmer erreicht, geht sie ohne das Licht einzuschalten, zum Fenster und schaut hinaus auf die Straßen. Hinüber zum alten Park. Seid die geheimnisvollen Entführungen stattfinden, bemüht die Stadt sie nicht mehr darum den Park wieder in Schuss zu bringen. Er ist schon sehr alt, bereits ihre Mutter spielte auf den alten Geräten, was nur noch einmal darauf hinweist, wie alt der Park tatsächlich ist. Die Bänke sind morsch, hier und dort fehlen ein paar Stücke der Sitzfläche. Die zuvor beschnittenen Büsche und Sträucher, wuchern vor sich hin. Im ganzen wirkt der Park, als wolle er selbst die Menschen von sich fern halten. Aus der ferne, wirkt der Übergang in den Wald nicht sehr viel einladender, als der Rest dieses Stadtteils. Und dennoch fasziniert dieses Stück Natur das junge Mädchen. Es scheint eine Faszination in ihr auszulösen, welche sie möglicherweise irgendwann in Gefahr bringen könnte. Normalerweise ist das Einzige was ihre Augen weit und breit entdecken, das monotone Bild des Parks und dessen merkwürdige Aura. 

Heute Nacht allerdings scheint dieser, zuvor bereits schaurige Anblick, noch sehr viel mysteriöser zu sein. Die Schatten der morschen und dürren Äste sind klar auf den, von Schlaglöchern übersäten Straßen zu sehen. Der Wind lässt die, teils kaputten, Fensterläden gegen die Fenster der Nachbarhäuser schlagen. Es bereitet ihr eine leichte Gänsehaut, wenn sie in die düsteren Zimmer auf der gegenüberliegenden Straßenseite sieht. Sie sind verlassen und dennoch scheint es, als würde dort immer noch jemand durch die alten Gänge ziehen. Manchmal glaubt sie eine Silhouette  am Fenster des Dachgeschosses zu sehen. Sie wirkt ziemlich groß und irgendwie unnatürlich. Doch das junge Mädchen hat dieser Gestalt bisher nie etwas böses zugemutet. Auch wenn sie sich nicht erklären kann wer dort in den Zimmern wandert, erscheint es ihr nicht wie etwas bedrohliches. Vielleicht war es auch einfach ein Obdachloser der sich im Haus eingenistet hat, um nicht im Dauerregen in den kalten Straßen sitzen zu müssen. Das ist auch der einzige Grund, warum sie die Polizei nicht gerufen hat. Und dennoch lässt sie das Gefühl nicht los, dass es vielleicht doch etwas mit dieser Gestalt auf sich hat da sie, wenn sie dann auftauchte, immer nur bei Nacht zusehen ist. Ihre Augen wandern von den dunklen Fenstern zurück auf den Park. Im nächsten Moment erstarrt sie. Auf mitten des, sonst so verlassenem Gelände, steht eine kleine, dunkle Gestalt. Dürr und in einer unnatürlichen Haltung, starrt sie in Richtung des Waldes. Das junge Mädchen versteckt sich leicht hinter den dunklen Vorhängen ihres Fensters und beobachtet die Gestalt aufmerksam. Es ist lange her, dass sie außer ihren Eltern, andere Menschen gesehen hat. Jedenfalls glaubt sie ein menschliches Wesen zu sehen. Sie hofft es.

Von einem auf den anderen Moment dreht die Gestalt ihren Kopf, gut erkennbar, in Richtung des Fensters. Ein kalter Schauer läuft dem Mädchen den Rücken hinunter. Die Silhouette der Gestalt ähnelt dem Körper eines Jungen, dennoch fallen lange Haare über ihre Schultern und verdecken den Großteil des Rückens. Sie spürt wie die Augen der Gestalt sie förmlich durchbohren und trotzdem kann sie den Blick nicht abwenden. Neben der Angst, breitet sich ein Gefühl der Vertrautheit in ihr aus. Im selben Moment fühlt sie sich als würde man ihr die Kehle zu schnüren, aber auch als würde sie die Wärme einer Umarmung spüren. Völlig durcheinander, starrt sie wie hypnotisiert auf die Gestalt im Park. In ihrem Kopf schwirren tausende Gedanken herum. 

-Wer ist diese Gestalt? Wo kommt sie her?-

Wie von selbst bewegen sich ihre Hände an den Verschluss des Fensters. Gegen ihren Willen öffnet sie es und sieht zu, wie die Gestalt immer weiter ins Licht kommt. Eine bleiche Gestalt, dessen Augen von dunklen Ringen umrandet sind, starrt zu ihr hoch. In ihr macht sich eine gewaltige Welle der Einsamkeit und Verzweiflung bemerkbar. Sie spürt wie ihr Tränen über die Wangen laufen und ihre Kehle beginnt zu brennen. Der Wunsch zu sterben, wird immer größer, aber sie will nicht aufgeben. Sie kämpft so gut sie kann dagegen an, wehrt sich mit aller Kraft, doch es gelingt ihr nicht die Kontrolle über ihren Körper zurück zu gewinnen. Letzten Endes gibt sie dem Todeswunsch nach und stürzt sich aus dem Fenster des dritten Stocks, in die Tiefe. 

Wenig später taucht ein neuer Artikel in der Zeitung auf:

 " Ein weiteres junges Mädchen verschwand in der Nacht von Freitag auf Samstag, auf mysteriöse Weise aus ihrem Elternhaus. Das einzige was man fand, war ein dunkel blauer Haarreif, welchen das Mädchen jedes Mal trug. Die Polizei ist bereits auf der Suche nach der jungen Alexis Dragowitch. Während ihre Eltern um das Leben ihrer Tochter bangen, begeben sich die Suchtrupps bereits in Richtung Wald.

Der Bürgermeister empfiehlt die Fenster und Türen bei Nacht gut zu verschließen und sich diesen nicht zu nähern. Er verspricht den Schuldigen zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen".


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⏰ Last updated: May 14, 2017 ⏰

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