Kapitel 16

1.5K 74 13
                                    

„Was zur Hölle?!", rief er laut. Ich schaute aus dem Fenster und sah, das jemand vor dem Auto stand, um es zu stoppen.

„Entschuldigung", sagte der Mann und bei dem Klang seiner Stimme lief mir ein Schauer den Rücken herunter. Ich kannte diese Stimme.

„Flo!", brachte ich leise heraus, aber alle hörten es. Der Mann vor dem Auto grinste mich böse an und sagte:

„Du erinnerst dich also noch an mich. Wie schön. Du hast mich nicht vergessen."

„So ein Arschloch wie dich vergisst man nicht, Flo.", zischte ich ihm zu. Die anderen schauten verwirrt zwischen mir und Flo hin und her. Sie konnten nicht verstehen, was wir sagten, da wir Deutsch redeten.

„Freust du dich denn nicht, mich wiederzusehen, Prinzessin?"

„Ich könnte kotzen, so sehr freue ich mich."  Meine Stimme war auf eiskalt gestellt, das merkte ich und mein Gesicht war wie versteinert, ich starrte ihn wütend an.

„Hau ab! Ich will dich nie wieder sehen, du hast alles kaputt gemacht!"

„Och, meine arme Kleine..."

„Ich bin nicht deine arme Kleine!", zischte ich. Was dachte er sich eigentlich? Was zur Hölle wollte er von mir?

„Hau jetzt ab! Ich hab genug von dir."

„Aber wir können noch so viel zusammen machen, ich weiß doch, dass du bei mir sein willst."

„Du lebst in der Vergangenheit, ich bin nicht mehr das kleine naive Mädchen von früher."

„Früher? So lange ist es noch gar nicht her, erinnerst du dich noch? Weißt du noch, was wir gemacht haben, bevor du mich im Stich gelassen hast?"

„Schieb nicht mir die Schuld zu, du hast es verbockt, du bist Schuld. Ich werde niemals vergessen, was wir gemacht haben, beziehungsweise was du gemacht hast. Du hast mich herunterzogen, deinetwegen bin ich so, wie ich heute bin."  Mittlerweile war ich wirklich aggressiv, ich wusste, dass alle im Auto mich anstarrten und sich fragten, was ich da sagte.

„Aber ist das wirklich schon das Ende? Ich bin noch nicht fertig mit dir, du bist einfach abgehauen, bevor ich dir zeigen konnte, wohin das Ganze führen soll."

„Wohin soll es denn führen?", fragte ich geschockt nach. Was meinte er damit? Er war noch nicht fertig mit mir? Was wollte er denn noch machen?

„Das wirst du schon noch sehen.", sagte er böse und trat einen Schritt zur Seite.

„Wir sehen uns, Prinzessin."  Damit drehte er sich um und ging einfach.

Ich saß stocksteif auf meinem Sitz, ich war leichenblass und starrte angstvoll nach draußen, hinter Flo her. Panik stieg in mir hoch. Ich erinnerte mich daran, was er mir angetan hatte und ich merkte, wie Tränen in mir hochkamen.

Ich begann zu zittern. Verdammt, ich bekam einen Panikanfall. Ich begann zu weinen. Erst liefen mir stumme Tränen über die Wangen, bis ich mich in einem Heulkrampf schüttelte. Ich spürte, wie mir jemand eine Hand auf die Schulter legte, schlug die Hand aber sofort weg.

Niemand sollte mich anfassen. Niemand sollte mich so schwach sehen. Ich versuchte verzweifelt die Autotür zu öffnen, um herauszukommen, aber durch den Tränenschleier vor meinen Augen konnte ich nichts sehen. Ich spürte, wie mich jemand zurückzog und begann, nach dieser Person zu treten. Ich wollte nicht berührt werden, verdammt noch mal.

„Lass mich los!", kreischte ich. Ich wusste, dass sie mich nicht verstanden hatten, weil ich Deutsch gesprochen hatte, aber ich kreischte nur erneut.

Die Hände ließen mich nicht los, im Gegenteil, sie hielten mich noch fester und zogen mich in die Mitte des Wagens. Das war zu viel.

Ich begann zu treten und zu schlagen. Ich achtete nicht darauf, wohin ich schlug, ich war blind vor Panik. Ich hörte einen kurzen Aufschrei und wusste, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Die Hände ließen mich los und ich bekam mit, wie jemand etwas sagte.

„Fahr los, Paul, wir müssen sie nach Hause bringen." Das war Simons Stimme gewesen, mein Vater. Er wollte mich nach Hause bringen. Ich wollte zu Mama und Liv, nach Hause. Aber dann fiel mir ein, dass weder Mama, noch Liv in London waren.

„Liv! Mama!", kreischte ichwieder. Ich musste schrecklich klingen. Ich war verzweifelt, ich hatte so große Angst, wie schon lange nicht mehr. Ich wollte aus diesem verdammten Auto, ich wollte zu Mama und Liv. Sie waren die einzigen, die mich verstanden.

Wieder hielten mich Hände davon ab, die Tür aufzumachen. Ich drehte mich und schlug, aber die Hände ließen mich nicht los. Ich war gefangen, verloren. Ich schluchzte laut.

„Hilfe! Liv!", schrie ich und wollt eich losreißen, aber ich konnte es nicht. Liv war nicht hier. Aber er.

Ich spürte, wie meine Umwelt vor meinen Augen verschwamm, kleine schwarze Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen. Ich spürte, dass ich zur Seite kippte, aber ich konnte es nicht aufhalten, ich hatte die Kontrolle über meinen Körper verloren. Ich sagte leise den ersten Namen, der mir einfiel, den Namen der Person, bei der ich mich sicher gefühlt hatte.

„Liam."

Es war mehr ein Hauch, als ein Wort. Dann wurde alles um mich herum schwarz.


Gotta be you [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt