Souls

Lola - V

Sam kam wütend aus dem Schlafzimmer und wollte direkt auf die Wohnungstür zugehen, doch Jade hielt sie auf.
"Und wer bitte bist du?", sagte Jade schnippisch.
Sie hatte mich in den letzten Minuten permanent angezickt, was mir einfallen würde, sie von ihrer Frau zu trennen, wenn es dieser nicht gut ginge. Und die Tatsache, dass ich Sam mit Saja alleine gelassen hatte, fand auch nicht unbedingt Anklang. Weder bei Jade noch bei Marc oder Kaya. Gerade, als Sam zu einer Antwort ansetzen wollte, wurde sie von einer Hand wieder in Richtung Schlafzimmer gezogen. Saja lehnte im Türrahmen, legte sanft einen Arm um Sam und bedeutete mir mit einem Nicken, mich dazu zu stellen.
"Kaya, nimm die Hand runter. Marc, nimm Jade ihren Schlüssel ab. Jade", Saja zögerte kurz und griff nach Sams Hand, "Ich lass unsere Ehe annullieren. Und wenn das nicht geht, will ich die Scheidung."
Ungläubig blickten wir alle sie an, während Saja nun auch mich in ihre Arme zog und genauso an sich presste, wie Sam. Sie zitterte leicht, doch ihre Augen strahlten eine unglaubliche Stärke aus. Während sie mich nur schwach gegen ihren Körper drückte, hielt sie Sam fest in ihrem Arm gefangen, streichelte kaum merklich mit dem Daumen über ihren Handrücken.
"Saja, du musst dich hinlegen. Du bist ganz blass. Bitte, geh wieder ins Bett", flüsterte ich, doch bekam als Antwort nur ein Kopfschütteln.
"Sag mal, was redest du da?!", warf Jade uns nun wütend entgegen.
"Ich hab dich nie geliebt. Werde ich auch nie. Die Hochzeit damals war mehr als eine Entschuldigung gedacht, aber geliebt habe ich dich nicht. Ich hab mich schuldig gefühlt wegen dem, was dir damals passiert ist. Ich glaube, dass war der größte Fehler meines Lebens!", Saja's Stimme klang erstaunlich kräftig, doch nun fügte sie leise einen Satz hinzu, so leise, dass nur Sam und ich ihn hören konnten, wobei ich mir sicher war, dass auch ich es nicht hören sollte, "Na ja, der zweit größte Fehler, nach meinem Geständnis an dich..."
Schmunzelnd knuffte Sam Saja's Schlüsselbein, die daraufhin leicht vor Schmerzen aufstöhnte, aber ebenfalls ein wenig lächelte. Das die beiden sich gerade in ihrer eigenen Welt befanden, schien ihnen nicht aufzufallen. Vielleicht hätte ich sie wieder in die Realität zurückholen sollen, doch die Art, wie sie sich plötzlich verhielten, war viel zu schön mit an zu sehen. Dieser Anblick hatte mir gefehlt.
"Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Wir sind seit über einem Jahr verheiratet! Denkst du wirklich, du kannst unsere Ehe einfach annullieren lassen?!"
Jade schrie in Rage, während sie gestresst auf und ab lief. Saja sah erst mich an, dann Sam und schließlich Marc. Wir alle drei nickten. Kaya stand einfach nur da, funkelte Saja mit den Augen an.
"Um ehrlich zu sein, ich hab alles unten im Auto, um diese rechtlich eingegange Beziehung zu beenden", sagte sie plötzlich.
Jade drehte sich geschockt um, sah dem Mädchen mit den braunen Haaren tief in die Augen.
"Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder, du bist vernünftig und unterschreibst die Papiere, wodurch eure Ehe nie existiert hat ODER du lässt es auf eine Scheidung ankommen und ich werde dich vor Gericht bis auf die Knochen ausziehen", meinte Kaya, als wäre es das Normalste auf der Welt.

Ich stand daneben, als sowohl Saja als auch Jade ihre Unterschrift unter die Aufhebung ihrer Ehe setzten. Danach verschwand Jade und wir fünf beschlossen, uns ins Wohnzimmer zu setzen. Kaya, Sam, Marc und ich saßen auf der Couch, während Saja sich in ihren Sessel sinken ließ. Nach einem kurzen Gespräch darüber, wie wir den Tag nun weiter gestalten würden, bestellten wir uns Essen bei einem Lieferservice. Während Marc und Sam Besteck, Getränke und Gläser aus der Küche holten, setzte ich mich auf die Lehne von Saja's Sessel.
"Geht's dir gut, Eonni?", fragte ich sie, indem ich das koreanische Wort für Schwester benutzte.
Sie legte ihre Hand auf meine, sah mich milde lächelnd an.
"Ich bin nicht mehr verheiratet, du bist hier, Sam ist hier. Gib mir was zu essen und ich bin glücklich!"
Ihr Lächeln war ehrlich. Es schien ihr wirklich besser zu gehen. Doch der Gedanke, dass dieses ganze Drama noch nicht vorbei war, ließ mich nicht los.