Kapitel 35

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POV: Tim
Die Suchplakate für Selina schienen mich zu verfolgen. Es war keine Option für mich nicht daran zu denken. Überall hangen ihre Fotos und Texte für sie rum. Wieso machte man so einen Aufstand, nur wegen einem Mädchen? In Essen würde sowas nicht wirklich auffallen. Ständig verschwanden Leute, oder tauchten neue auf.

Dort gab es schließlich auch viele Vampire. Apropos Vampire. Was mache ich jetzt eigentlich mit dem Mistvieh? Soll ich wirklich noch länger bleiben? Nein, das hielt ich für keine gute Idee. Außerdem hatte sich die Situation Zuhause bestimmt wieder beruhigt.

Um mir aber auch wirklich sicher zu sein, suchte ich Basti auf. Er war ja schließlich in dem Rudel, also konnte er mir auch ein paar Informationen besorgen. Raphi ignorierte mich immer noch. Ein paar Meter vor der Mädchen Toilette fand ich Basti, eng umschlungen mit einem Mädchen.

Zielstrebig steuerte ich auf Sie zu. ,,Ich muss mit dir reden!", knurrte ich und blieb nah an ihnen stehen. Kaum merklich zuckten sie zusammen, bevor sich das Mädchen langsam von ihm löste. Verirrt sah ich Basti an. War das seine Mate? War er schon 18?! Unterwürfig senkten beide ihre Köpfe und Basti spannte seinen Körper an, um seine Mate zu beschützen, wenn es denn nötig war.

,,Ist sie auch im Rudel?", fragte ich leise, damit uns niemand hörte. Aber die Geräusche der anderen übertönen eh alles. Schnell, aber kaum merklich nickte er und zog sie etwas hinter seinen Rücken, was echt komisch aussah, da er kaum größer war. ,,Keine Angst, ich will nur Informationen", sagte ich und lehnte mich lässig an die Wand.

,,Worüber?", wollte er wissen. ,,Über das Rudel", zischte ich. War er wirklich so blöd, oder tat er nur so? ,,Ich darf dir nichts sagen, das weißt du", stritt er ab. ,,Sicher?", knurrte ich, wobei ich meine Alphastimme benutzte und mit meinen blutroten Augen auf ihn niederstarrte.

,,Du wirst Probleme kriegen, wenn dein Vater das raus bekommt, genau so wie ich. Doch werden sie mich bloß irgendwie bestrafen, dich werden sie umbringen", versuchte er mich das zu lehren, was ich eh schon wusste. ,,Pff, das habt ihr beim ersten mal schon nicht geschafft", sagte ich stolz wie ein Pfau.

,,Wir haben den Biss gesehen, wie bist du an den Vampiren vorbeigekommen?", wollte er wissen. Sein Interesse war wohl jetzt entflammt. Kein Anzeichen von der Unterwürfigkeit oder der Angst mehr. Fast wie bei Stegi. Doch sah es bei Stegi im Gegenteil süß aus.

Basti ging einem viel zu schnell auf die Nerven. Stegi wiederum hatte etwas Interessantes an sich. Wieso verglich ich die Beiden eigentlich? Sie waren zwei unterschiedliche Personen. Und die eine davon war ein Omega und nichts wert. Keinen würde es interessieren, wenn er weg wäre. Ob er im Heim lebte?

Seine Eltern hätten einen Omega wie ihn doch niemals im Leben bei sich wohnen lassen. Wie gesagt hatten sie halt einfach keinen Wert. ,,Ich hab keine gesehen", bestritt ich seine Frage. ,,Außerdem bin ich es, der hier die Fragen stellt. Wir haben nicht viel Zeit, ich darf nicht mit euch gesehen werden.

Ich will nur wissen, wo sich das Rudel aufhält", sprach ich schnell. Bei Werwölfen war es üblich, einen Treffpunkt zu haben. So war man im Notfall zusammen und konnte besser reagieren. Für die Welpen war das auch sicherer, Kämpfer um sich zu haben, die ihr Leben für sie aufs Spiel setzen würden.

Sie waren, neben dem Alpha, das höchste Gut des Rudels. Ohne Nachwuchs, kein bestehendes Rudel. Also war es unter Feinden üblich, bei Kämpfen zuerst die Kleinen zu töten. So würde man alle unter Druck setzen und sie hätten einen Grund weniger, sich auf den Alpha zu verlassen, der für die Sicherheit seines Rudels zu achten hatte.

Wären alle Welpen weg, würden sich die meisten auch freiwillig dem feindlichen Alpha unterwerfen. Der Alpha des schwächeren Rudel, würde dann getötet werden, um allen ihre Macht zu signalisieren. Zum Glück war sowas heutzutage nicht mehr so üblich, wie vor hunderten vor Jahren.

Nurnoch vereinzelt wurden so schwere Kriege geführt. An Grausamkeit hatten sie aber nicht verloren. ,,Bei euch, dein Vater hat euer Haus als Rudel Haus betitelt", sprach er, jetzt eingeschüchtert. Wütend krallte ich meine Hand in meine Jacke, in der Hoffnung, nicht komplett meine Kontrolle zu verlieren und auf Basti und seine Mate loszugehen.

Schließlich hatten sie nicht die Schuld daran. ,,Und wo soll ich jetzt hin?", schrie ich plötzlich los, wobei ich die Aufmerksamkeit von allen auf uns zog. ,,D-u ä-hm kannst ja zu Freunden... Oder so", stammelte er. ,,Du wirst mich aufnehmen", sagte ich kalt und drehte mich, nicht auf seine Antwort zu hören, um und ging.

Das es eine schlechte Idee war, wusste ich sofort. Aber zu dem Mistvieh wollte ich nicht mehr und zu Raphi ging schließlich auch nicht. Mein Entschluss stand fest, nach dem Nachsitzen würde ich meine Sachen beim Mistvieh abholen und zu Basti gehen. Seine Eltern konnten es mir nicht verhindern, schließlich waren sie keine Alpha's.

Das mein Vater Wind davon bekommen könnte, interessierte mich nicht. Meine Dickköpfigkeit hatte ich auf jeden Fall von ihm. Seufzend blieb ich stehen uns schlug mir mit der Hand vor die Stirn. Ich wusste ja nicht mal, wo dieser Basti lebte, also machte ich auf dem Absatz kehrt und ging den gleichen Weg zurück, den ich vor gerade mal einer Minute gegangen war.

Sie standen genau an der gleichen Stelle, wie ich sie verlassen hatte. Doch diesmal stand das Mädchen mit dem Rücken zu mir. ,,Das kannst du dir doch nicht einfach von diesem aufgeblasenen Arschloch gefallen lassen! Als ob du den einfach bei uns wohnen lässt! Deine Wohnung ist gerade mal groß genug für uns beide! Außerdem halte ich das mit diesem Tim nicht einem Tag aus!", schrie sie Basti an, der mich erschrocken musterte und sich nicht mehr bewegte.

Nicht mal seine Brust senkte sich, um ein Zeichen von seinem Atem zu zeigen. ,,Jetzt sag doch was dazu!", forderte sie jetzt auch noch. ,,Ach mir doch egal, ich rede einfach mit dem Alpha", knurrte sie, drehte sich um und lief genau in mich rein. Mit verkrampftem Kiefer und angespannten Muskeln sah ich auf Sie hinab.

,,Kannst du nicht a~", schrie sie, brach aber ab, als sie mich erkannte. Der Schock schien ihr ins Gesicht geschrieben zu sein. Mit offenem Mund und schnellem Atem wich sie ein paar Schritte zurück, doch war es dafür zu spät. Ich knurrte sie aus tiefster Wut an. ,,Du redest also mit meinem Vater, ja?", grinste ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

,,Das war nicht so gemeint, du hast bestimmt was falsch verstanden", entschuldigte sie sich, doch ich öffnete nur die Tür der Toilette und wies die beiden an, rein zu gehen. Kurz vergewisserte ich mich noch, dass sie leer war, bevor ich begann.

,,Ich hab euch eine Chance gegeben. Doch anscheinend seid ihr beide nicht so klug. Ihr werdet mir alles erzählen, was mein Vater tut. Ansonsten", kurz stoppte ich, um meine Zähne zu fletschen und tief zu knurren. Immer noch blass vor Schreck nickten die beiden. Zufrieden gab ich dem Mädchen einen Kuss auf die Wange, um Basti weh zu tun.

Natürlich klappte das auch. Basti schien noch zu geschockt, um sich zu bewegen. Also stand er bloß da und beobachtete mich, wie ich seine Mate anfasste. Was ein Lappen. In einem ernsthaften Kampf hätte er keine Chancen. Obwohl er ein Beta war, könnte man ihn einem Omega gleichstellen. Und so Leute hatte mein Vater übernommen.

Stexpert~ Du bist ein WOLF?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt