《3 - darf ich Ihre ehrliche Meinung wissen?》

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Die Uhr schlug 12.30 Uhr und wie bestellt klingelte es in diesem Moment an der Tür.
Wäre meine Mutter zu diesem Zeitpunkt da gewesen und nicht einkaufen, hätte ich ihr vermutlich den Vortritt gelassen, die Tür zu öffnen. Doch so war es nicht, deswegen war ich dazu gezwungen die Türe zu öffnen. Ich schaltete schnell den Fernseher aus und machte mich auf den Weg zu unserem Eingang.
In einem Schwung öffnete ich die Tür und blickte sofort in das Gesicht, welches ich wohl nun für ganze zwei Wochen täglich sehen müsste.
"Ah du musst Mara sein! Schön dich kennenzulernen, ich bin Herr Bergmann.", lächelte der um einiges größere Mann mich charmant an, was ich nur mit einem genervten Schnauben und einem Augenrollen quittierte. Etwas irritiert fielen Seine Mundwinkel.
"Ja. Hallo. Ich bin Mara und muss Sie jetzt zwei Wochen ertragen. Danke dafür.", ratterte ich genervt runter und ließ ihn in mein Heim eintreten.
"Ach komm. So schlimm wird das nicht.", versuchte Herr Bergmann die Stimmung zu retten.
"Doch. Was sollte denn an Lernen so toll sein?"
"Das zeig ich dir. Du hast nur davor immer die falschen Lehrer erwischt.", lächelte er.
"Jaja. Ist ja gut.", tat ich das Thema ab.
"Kommen Sie mit Herr Bergmann."
"Du darfst mich auch Tim nennen.", schlug Bergmann auf dem Weg in mein Zimmer vor.
"Ich glaube, ich bleibe bei 'Herr Bergmann'.", entgegnete ich gleichgültig.
Ich öffnete meine Zimmertür und ließ Herr Bergmann in meine heiligen vier Wände eintreten.
"Schön hast dus hier.", sagte mein Lehrer augenblicklich als er den Raum betreten hatte.
"Sagen Sie bestimmt bei all ihren Schülern.", erwiderte ich und schloss die Türe.
"Da hast du allerdings Recht.", stimmte er nachdenklich zu und setzte sich auf einen der zwei Stühle am Schreibtisch.
Mir verschlug es kurz die Sprache.
Der erste Lehrer, der in einer solchen Hinsicht ehrlich ist.
Ich setzte mich neben ihn.
"Und darf ich Ihre ehrliche Meinung wissen?", fragte ich nun neugierig.
"Naja, sieht relativ kahl aus.", antwortete er, während er etwas um sich sah.
"Wie meinen Sie das?", wollte ich wissen.
"Nunja es fehlen ein paar Eyecatcher. Weißt du was ich meine?"
Ich schüttelte den Kopf.
Herr Bergmann richtete seinen Blick wieder zu mir.
"Etwas, was den Raum abrundet. So kleine Accessoires."
"Verstehe...", sagte ich skeptisch. Ob da wohl was dran war.

"Nun denn, lass uns anfangen.", beschloss Bergmann.
"Was denken Sie, wäre denn ein angemessener Eyecatcher?", fragte ich schnell.
"Ich merke, dass du nur die Zeit heraus zögern möchtest Mara.", lachte mein Lehrer.
"Will ich nicht.", versuchte ich seinen zutreffenden Verdacht zu bestreiten.
"Doch und das genau jetzt schonwieder.
Also Hopp Hopp! Mara hol dir einen Block und Stift."
Ich tat was er mir befahl und zückte die verlangten Materialien.
"So. Welches Schulfach magst du denn am Wenigsten?"
Was sollte diese Frage? Es war doch total unrelevant.
"Geschichte."
"Gut. Dann fangen wir damit an."
"Ach kommen Sie! Warum?!", jammerte ich genervt.
"An einem Fach, welches man nicht versteht findet man keinen Spaß und das ändern wir heute."

Herr Bergmann fragte mich aus bei welchem Thema ich hängen geblieben war und fuhr an diesem Thema fort.
Auch wenn ich mich sehr oft weigerte weiter zu machen, lockte Herr Bergmann mich aus meiner Reserve und spornte mich somit an. Er schaffte es mich zu manipulieren. War ich so berechenbar?
Oder hatte Herr Bergmann einfach nur Glück?

Nicht nur die Aufgaben brachten mich zum Rätseln, sondern auch die Tatsache, dass mir Herr Bergmanns Gesicht sehr bekannt vorkam. Irgendwann hatte ich ihn schonmal gesehen. Jedoch wollte mir nicht einfallen wann.

Als wir mal eine kurze Pause machten, beschloss ich ihn darauf anzusprechen.

"Herr Bergmann?", fragte ich ihn vorsichtig.
"Ja?", sagte er und richtete seinen Blick zu mir.
"Kann es sein, dass wir uns zuvor schonmal begegnet sind?"
"Nicht, dass ich wüsste.", entgegnete er planlos. Doch ich war überzeugt - ich hatte ihn bereits gesehen.
"Doch. Ich könnte schwören Ihr Gesicht zu kennen.", grübelte ich.
"Also kann es doch gar nicht so ätzend sein, wenn es dir im Kopf geblieben ist.", schmunzelte Herr Bergmann spaßig.
"Wow sind Sie lustig.", sagte ich sarkastisch und rollte mit den Augen.
"Wo warst du denn in letzter Zeit so, dass du mich vielleicht gesehen haben könntest?"
Auf meine Aussage ging er mit Absicht nicht ein. So ein Lulatsch.

"Nur vor ein paar Tagen in der Disco.", legte ich ahnungslos dar.
"Rätsel gelöst."
Verwirrt fragte ich: "Wie meinen Sie das?"
"Ist es möglich, dass du gegen mich gerannt bist?"
"Ach Sie waren dieser Lauch!", sprudelte es überrascht aus mir.
Er lachte.
"Ja, wenn Sie nunmal ein dünner Riese sind, kann ich auch nichts für.", sagte ich stur und verkreuzte meine Arme vor der Brust.
"Du bist aber direkt.", bemerkte er nachdenklich.
"Nein, Ihr restliches Umfeld bettet Sie vermutlich einfach nur in Watte.", erklärte ich ihm die Relativität.
"Denk was du willst."
Er schien sich etwas angegriffen zu fühlen. Das beeinflusste mich jedoch kaum.
"Davon werden Sie mich wohl kaum abhalten können.", grinste ich triumphal.

Ohne auf eine Antwort zu warten stand ich auf und ging ins kühlere Erdgeschoss, um dort auf die Toilette zu gehen. Jedoch traf ich zuvor meine Mutter, die mittlerweile auch Zuhause war.
Sie fragte mich augenblicklich, wie denn die Nachhilfe sei. Ich quittierte dies nur mit einem Augenrollen und einem gefährlichem "Er muss sich noch bewähren."
Ich war wütend auf meine Mutter. Sie tat mir das Ganze an. Sie war schuld.
Und Herr Bergmann war ihre Exekutive. Ihre ausführende Gewalt

Nachdem ich auf der Toilette war machte ich mich wieder auf in mein Zimmer, wo ich mit Herr Bergmann dann weiteren Unterrichtsstoff durchmachte.

Nicht schon wieder er! 《Herr Bergmann FF》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt