29. Kapitel

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Nach der Beerdigung führen wir direkt nach Hause, begleitet von ein paar Gästen die wir eingeladen hatten, wie zum Beispiel Ingrit.

Wir setzten uns in unserem Wohnzimmer auf die Sessel und Clara machte in der Zwischenzeit Kaffee und Tee. Meine Mutter hatte anscheinend am Morgen schon das Wohnzimmer vorbereitet denn auf unserem Kaffeetisch standen mehrere Fotos von einer Oma. Auf dem einem war Clara, meine Oma und ich zu erkennen. Meine Oma hielt uns indem Arm während wir im Garten standen. Clara war deutlich kleiner als ich. Sie war damals vielleicht fünf Jahre alt gewesen. Ich schon sieben. Wir alle lächelten zu der Kamera, wobei Clara eher schien als ob sie sich wegdrehen wollte.

Ich stand einfach nur dar, vor dem Kaffeetisch und starrte das Foto an. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. Ich drehte mich um. Vor mir stand mein weit entfernter Cousin Viktor. Er war der Enkel der Schwester der Mutter meiner Oma. Eigentlich nicht sehr eng verwandt, dennoch hatte ich eigentlich einen guten Kontakt mit ihm als Kind gehabt. Er war sechs Jahre älter als ich, also mittlerweile schon 22 Jahre alt. Er war ein ziemlich großer, schlanker Junge, mit dunkel blonden Haaren und tief blauen Augen. Er würde eigentlich ganz gut aussehen, würde er nicht so ausgemagert wirken.
Ich hatte ihn schon mal in Badeshorts gesehen, wobei man deutlich seine Rippen und Wirbelsäule erkennen konnte.

Fragend sah ich ihn an, wobei er mich ok eine Umarmung zog.
,,Hallo Tab" er entfernte sich ein bisschen und betrachtete mich deutlicher.
,,Ich muss zugeben, dass deine Rede sehr rührend war. Ich bin mir sicher sie hätte Oma gefallen. Wie geht es dir?" etwas resigniert sah ich zu Boden und zuckte mit den Schultern.
,,Sorry, dumme Frage. Wie soll es dir auch sonst gehen" sagte er wieder rum und legte seine Hand auf meine Schulter. Leicht seufzte er auf.
,,Ich kenne dich seitdem du klein bist. Und auch wenn wir uns lange nicht gesehen haben, will ich dass du weist, dass du immer zu mir kommen kannst. Meine Tür steht immer offen für dich und Clara" berührt sah ich ihn dankend an.
,,Ich weiß. Danke" ich zwang mir ein Lächeln ins Gesicht.

Zu meiner Rechten erschien Ingrit. Mit einem herzlichen, dennoch traurigem Lächeln sah sie mich an und zog mich ebenfalls im eine Umarmung. Dann umarmte sie Viktor und begrüßte ihn.

,,Hallo Schätzchen. es tut mir so leid wegen deiner Oma" leicht drückte sie meine Hand.
,,Mir tut es auch Ingrit. Du kanntest sie ja schließlich schon so lange" Ingrit legte ihre rechte Hand auf die. Tust und nickte dankend.
,,Ich weis. Es ist schwer für uns alle. Aber du warst ihr ich glaube eine der nächsten Personen. Du hattest sie auch am öftesten besucht. Wie ich mir wünsche, die Zeit zurück drehen zu können, nur um die öfter zu besuchen" Ingrit hielt deutlich ihre Tränen zurück weswegen ich sie kurz umarmte und an mich drückte.

Nach etwa drei Stunden waren alle Gäste schon weg. Viktor hatte, bevor er losging, mir noch seine neue Handynummer gegeben, damit ich ihn jederzeit anrufen konnte.

Clara, Mama und ich räumten das Wohnzimmer gemeinsam auf. Überall standen Kaffeetassen oder Teller rum die ich anschließend einsammelte und in der Küche in die Spülmaschine packte.
Als wir fertig waren verschwand Clara direkt in ihrem Zimmer. Sie sagte sie hätte noch paar Sachen zu erledigen. Meine Mutter setzte sich in der Küche auf einen Stuhl hin und Trakt einen Tee. Sie sah einfach so fertig aus.
Ihre Augen lagen im tiefen Schatten. Sie hatte deutlich gerötete Augen und starke Augenringe. Ihr Blick war resigniert und ihre Haltung in sich gesunken.
Ich goss mir ebenfalls einen Tee ein und setzte sich meiner Mutter gegenüber. Sie von ihrem Blick und sah mich an. Leicht fing sie an zu Lächeln, wobei es eher gequält wirkte als glücklich.
,,Ich glaube ich gehe mich gleich hinlegen. Ich bin einfach so unfassbar müde. Karin hatte mir angeboten meine heutige Schicht zu übernehmen und Doris die morgen. Ich habe also frei" sagte sie schließlich und sah mich etwas entspannter an.
Ich nickte nur.
,,Du musst mir noch eine Entschuldigung schreiben. Für Clara auch" sagte ich schließlich. Meine Mutter nickte wobei sie an ihrem Tee nippte.
,,Stimmt, muss ich mich machen. Wie geht es deinem Kopf? Tut es an der Stelle immer noch weh?" fragte sie mich etwas besorgt, was mich irgendwie glücklich werden ließ.
,,Ein bisschen. Die Stelle ist schon fast verheilt. Ist aber noch etwas angeschwollen" ,,Gut, das ist gut. Aber morgen gehst du noch nicht zur Schule. Wir wollen ja nicht das du mich umkippst. Ich gehe gleich nochmal kurz einkaufen und mache Mittagessen für euch beide" ich nickte gleichgültig. Ich hatte nicht wirklich Hunger, schon gar nicht nach heutigen Ereignissen.

Wir tranken noch unsere Tees aus, dann machte sich meine Mutter bereit einkaufen zu gehen. Ich bleib an meinem Platz sitzen.
Ich hörte nur nebenbei wie die Tür ins Schloss fiel.

Mir war schwindelig. Ich hatte das Gefühl die Wände würden mich langsam zerquetschten. Das blasse Loch leitete kränklich. Ich hatte das Gefühl mir wurde schlecht. Ich musste aus dem Raum raus. Weg von der stickigen Luft.
Ich stand langsam auf, wobei ich mich an meinem Stuhl festhielt um nicht umzufallen und ging langsam auf mein Zimmer zu.
Dort war zum Glück das Fenster offen und ich eilte mit schnellen Schritten darauf zu.

Ich blickte aus dem Fenster und was ich sah erschrak mich.

Es war Chris. Aber er war nicht alleine.

Broken FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt