Seelenspiegel.

Eins.

Mein ganzes Leben schon war ich allein inmitten dieser Menschen, die sich meine Familie nannten. Aber keiner von ihnen kann nachspüren, wie es ist, ein Seelenspiegel zu sein.
Mein Leben lang wurde ich auf ein Leben neben einer Person vorbereitet, eine Person die 1. ich nicht kannte und die 2. übernatürliche Fähigkeiten hatte. Und wir würden durch sie ebenfalls seltsame Fähigkeiten entwickeln.
Aber natürlich erst, wenn wir sie fanden.

Meine Vorbereitung fand in der örtlichen Seelenspiegel-Akademie in London statt, wo ich bis letzter Woche lebte. Danach zog ich direkt nach Berlin, einer hübschen deutschen Stadt, wo ich darauf wartete, den zweiten Phönix zu finden, mein Gegenstück. Aber natürlich traf er nicht ein. Ich war der Welt egal. Die britische Fake-Blondine war jedem egal. Dafür hatte Daniela Katzenberger gesorgt, ein deutsches C- bis B-Promi. Sie war nicht nur blond, sondern auch Fake. Nur dass ich bis auf meine Haare komplett echt war. Nur meine Haare waren blond gefärbt.
Aber wie schon gesagt, dass war jedem egal.
Wo wir gerade bei meinem beschissenen Leben sind- meine Eltern haben mich verlassen, als sie bemerkten, dass ich ein Seelenspiegel war. Ich wurde in eine Seelenspiegellose Pflegefamilie gesteckt, was ich natürlich erst am Ende meiner Ausbildung mitgeteilt bekommen habe. Und der Höhepunkt- das war erst vor einer Woche. Meinen Umzug hatte ich lange im Voraus geplant. Sehr lange. Aber ich brauchte ganz sicher eine Wohnung, wenn ich nach Berlin kam, denn ich könnte ja schlecht in irgendeinem Hotel schlafen. Menschliche Seelenspiegel waren begehrte Jagdobjekte. Denn der paranormale Seelenspiegel spürte auch schon vor dem ersten Aufeinandertreffen, wenn dem menschlichen Pendant etwas angetan wird. Das alles war erschreckend zu wissen, aber es gehörte leider zu meiner Welt und ich war schlecht darin, in einer fremden Welt zu leben. Deshalb blieb ich lieber in meiner.