Sie lief schnellen Schrittes durch die Straße. Nicht das sie Angst hatte, abends in den Straßen Hamburgs unterwegs zu sein. Es war eher Gewohnheit, doch sie wollte noch das Boot sehen. Ihr Boot, bevor es wieder zur alljährlichen Reise aufbrach. Ihre schulterlangen Haare wehten und Strähnen verirrten sich aufgrund des Windes in ihrem Gesicht. Sie konnte den Hafen schon sehen, das kleine Fischerboot war schon bereit zum Ablegen. Sie beschleunigte ihre Schritte erneut und wurde vom Kapitän, der bereits an Deck stand, gesehen. Dieser lief die Planke wieder hinunter und kam dem jungen Mädchen entgegen. Sie umarmte ihn fest und drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange. "Ich werde dich vermissen, Daddy.", sagte sie mit leiser Stimme. "Ich dich auch, mein Schatz. Nächstes Jahr darfst du mit, ich verspreche es dir.", gab der grauhaarige Herr von sich. Sie zögerte mit ihrer Antwort. "Wieso noch nicht dieses? Dieses Jahr meine ich. Paul durfte schon mit, da war er nichtmal so alt wie ich jetzt. Es ist unfair und das weist du."
"Es ist nicht unfair, das weist du. Nachdem was mit Paul passiert ist, möchte eigentlich niemand, dass du mitkommst, das weißt du.", Den letzten Satz sagte er so leise, dass ich ihn fast nicht hören konnte.
"Ich bin es ihm schuldig. Es war unser Traum. Wir wollten zusammen mit dem Boot eine Weltreise machen, bis zum Rand der Welt. Und wir werden sie auch gemeinsam machen. Paul hat sich einfach nur verfahren und er kommt bald wieder. Wieso bin ich die einzige die an ihn glaubt? Wieso glaubt ihr nicht? Wieso konntet ihr ihn so einfach aufgeben? Ihr habt es einfach hingenommen, nehmt es immer noch einfach so hin! Aber ich weis, dass er noch da ist. Ich weis es einfach." Ich hatte mich immer weiter reingesteigert, war immer lauter geworden, doch plötzlich war all diese Kraft, diese Wut, weg.
"Wir haben doch auf nicht aufgegeben. Aber langsam müssen wir uns damit abfinden. Das weist du und das wissen wir. Nächstes Jahr kommst du mit. Du weißt, ich habe es dir versprochen. Und was ist mit Daddy's Versprechen?"
"Er bricht sie nicht?" Antwortete ich leise auf diesen Spruch, den wir seit unserer Kindheit teilten. Also jetzt meiner Kindheit. Paul war ja nicht mehr da.
