Adrya stand erstarrt da. Die Hände an ihrem Cocktailglas, während ihre Lunge nach Luft aufbegehrte.
Um sie herum nahm sie das Treiben wahr. Körper schmiegten sich dicht aneinander, bewegten sich zum Takt der Musik, dem Rhythmus des Liedes, dessen Schwingungen die Knochen vibrieren ließen.
Nach und nach wurde es immer enger, die zuckenden Leiber auf der Fläche strahlten Hitze ab, ließen die Luft knapp werden und Adryas Kopf schummriger.
Verdammt, wieso genau hatte sie sich diesen Ort ausgesucht. Eigentlich war sie nicht von der Sorte Mensch, welche solche Läden aufsuchten.
Panik überrollte Adrya, als sie versuchte sich durch die Menge zu schieben. Von überall her stießen die Körper gegen sie, zwängte sie ein, drängten sich gegen sie und ließen ihr kaum Raum sich zu bewegen.
„Nein", ein ungehörtes Keuchen entkam ihren Lippen, als eine Hand sich auf ihrer Hüfte verirrte. Adrya kniff die Augen zusammen, rempelte nun ihrerseits die Leute an, welche ihr im Weg standen. Das alles glich mehr einem Kampf gegen unliebsame Plagegeister, als dem Vergnügen, welches man an so einem Abend empfinden sollte.
Irgendwann fasten ihre Hände ins Leere und sie öffnete ihre Augen wieder. Außer Atem und mit einem leichten Schweißfilm auf der Haut suchte sie nach dem Ausgang. Die Panik welche sie zuvor überkommen hatte, ließ ihr Herz wild gegen ihren Brustkorb hämmern und den Mund zu einem dünnen Strich werden. Konzentration! Wo genau war jetzt der Ausgang?
Das Licht hatte begonnen zu flackern und blitzte jetzt in unregelmäßigen Abständen auf, sodass die Orientierung schwer fiel.
Da! Ganz hinten leuchtete ihr ein kleines „Exit Schild" entgegen. Der Haken an der Sache? Ganz hinten bedeutete über die Menge hinweg auf der anderen Seite.
Die Verzweiflung griff erneut nach Adrya. Sie drehte sich abrupt um und floh auf die Toilette. Hier drinnen war der Bass nicht mehr ganz so laut und bis auf ein zwei andere war sie alleine. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte Wand, schloss die Augen und versuchte ihr Herz zu beruhigen, das noch immer damit beschäftigt war Adrenalin durch ihren Körper schießen zu lassen.
Hier war sie sicher. Angst war ihr ständiger Begleiter und aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien sie sich wie von selbst in solche Situationen zu manövrieren.
Jedes Mal wenn sie beschloss das Haus zu verlassen, dem normalen Alltagstreiben zu entkommen und sich selbst etwas zu gönnen, landete sie meist auf irgendeiner versifften Toilette, lauschte der Musik von draußen und kämpfte mit dem Drang sich zu übergeben, peinlich berührt in den Spiegel zu starren und sich Mut zuzureden wieder nach Draußen zu gehen, nur um dann schnellst möglich den Ausgang zu suchen.
Gerade jetzt sehnte sie sich nahezu schmerzlich nach der Sicherheit ihrer vier Wände. Adrya schämte sich und mit der Scham kam immer dieses Gefühl von Bedrängnis mit sich.
Feige, ja, das war sie. Die Tür ging auf und mit ihr ein neuerlicher Schwall der Aufregung. Sie zwang sich ruhig zu bleiben, von der Wand abzustoßen und zum Spiegel hinüber zu gehen.
Bedacht langsam drehte sie den Wasserhahn auf eiskalt, formte die Hände zur einer Schale und fing etwas Wasser auf um ihr erhitztes Gesicht abzukühlen.
Ihr Spiegelbild zeigte eine junge Frau, auf deren Wangen eine leichte Röte lag. Unscheinbare hellbraune Augen wurden von einem dichten, schwarzen Wimpernkranz umrahmt, werteten die Farbe auf. Von ihrer Augenbraue löste sich ein Wassertropfen, bahnte sich seinen Weg entlang der Wange hinab und verlief sich im Winkel rosiger Lippen. Die Unterlippe war für ihren Geschmack zu voll und der Oberlippe fehlte etwas von dem Perfekten Schwung, doch Adrya befand sie für ganz in Ordnung. Nur ihre Frisur hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Das helle, kupferfarbene Haar hing in langen Strähnen hinab, verfing sich halb im Haargummi, welcher zuvor noch ihren Dutt zusammengehalten hatte. Jetzt sah es aus wie ein Vogelnest – ein ziemlich unbequemes. Adrya zerrte am Haarband und zuckte leicht zusammen, als sie ein zwei Haare einbüßte.
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Vharlor
FantasyMit 21 Jahren sollte es im Leben aufwärts gehen, doch stattdessen nimmt Adryas die Achterbahn abwärts und das auch noch im steilsten Winkel! Immer wieder suchen die junge Frau Panikattacken heim. Sie quält sich durch den Alltag, begreift selbst n...