Liam hob mich hoch, trug mich ins Wohnzimmer zurück und setzte mich auf dem Sofa ab. Da ich meine Finger immer noch in sein T-Shirt gekrallt hatte, setzte er sich neben mich und versuchte vorsichtig meine Finger zu lösen.
Ich ließ ihn los und richtete mich etwas auf, sodass ich gerade auf dem Sofa saß. Sie hatten Fragen, das konnte man in ihren Gesichtern sehen. Was sollte ich ihnen bloß erzählen? Ich wollte sie nicht anlügen, aber ich wollte ihnen auch nicht die Wahrheit erzählen.
„Wer war der Junge?", fragte schließlich Alice. Sie sah mich unsicher an. Ich seufzte.
„Ich kenne ihn aus Hamburg, er heißt Florian, oder auch kurz Flo."
„Ihr mögt euch nicht besonders, oder?", fragte Michelle jetzt.
„Das ist kompliziert und eine lange Geschichte. Sie beinhaltet fast acht Jahre meines Lebens."
„Erzählst du sie uns?", fragte Eleanor. Ich schluckte kurz und merkte, wie mir wieder Tränen hochkamen. Ich schüttelte den Kopf.
„Nicht jetzt. Später vielleicht. Ich weiß es nicht. Eigentlich will ich das alles vergessen."
Die darauf entstandene Stille wurde von dem Klingeln meines Handys unterbrochen. Ich hatte eine Nachricht bekommen. Ich holte mein Handy heraus und öffnete Whatsapp. Eine unbekannte Nummer hatte mir eine Nachricht gesendet. Ich öffnete den Chat und las sie.
'Hey Bella ;)'
Alle schauten auf mein Handy und sahen mich fragend an.
„Vielleicht an die falsche Nummer gesendet?", vermutete Zayn. Ich schüttele nur den Kopf, ging auf den Kontakt und speicherte ihn unter dem Namen 'Flo' ein.
„Das ist Flo?!", riefSimon aufgebracht. Ich nickte.
„Wieso nennt er dich Bella?", fragte Harry nach. Ich schluckte kurz.
„Er glaubt, das wäre mein richtiger Name. Ich hab es ihm gesagt, aber das stimmt nicht. Ich heiße... Bellatrix.", antwortete ich. Alle sahen mich überrascht an.
„Bellatrix?"
„Ja, aber bitte, bitte nennt mich niemals so. Der Name ist schrecklich. Meine Mutter nennt mich nur so, wenn sie mich ärgern will. Sie ist die einzige, die das darf.", sagte ich etwas kindisch.
„Wir bleiben einfach bei Trace, okay?", schlug Eleanor vor. Ich nickte dankbar.
Es war zwar nicht viel gewesen, aber ich hatte einen Teil von mir preisgegeben. Auch wenn es nur mein richtiger Name war, fühlte ich mich erleichtert. Es war einfacher, seine Geheimnisse mit anderen zu teilen, als sie alleine zu tragen.
Trotzdem wollte ich nicht gleich alles verraten. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass ich Menschen um mich hatte, die mir zuhörten. Nur eine Sache sollten sie vielleicht wissen.
„Ich... ich...", ich brach ab, ich wusste nicht, wie ich das sagen sollte. Ich entschied mich für den direkten Weg.
„Ich habe schon einmal versucht, mich umzubringen."
Alle starrten mich erschrocken und erschüttert an.
„Warum?", fragte Liam mich nach kurzer Zeit.
„Wegen Flo.", antwortete ich leise.
„Was hat er gemacht?", fragte Alice.
„Nicht jetzt. Ich erzähle es euch wann anders.", antwortete ich ihr. Würde ich das jetzt erzählen, würde ich wieder weinend zusammenbrechen.
„Willst du dich immer noch umbringen?", fragte Eleanor nach einer kurzen Pause.
„Nein.", antwortete ich und konnte die Erleichterung auf ihren Gesichtern sehen.
„Ich werde keine Selbstmord begehen, solange es noch irgendwo Menschen gibt, die mich brauchen. Seit meinem Selbstmordversuch sind das Mama und Liv. Ohne mich würden die beidenes nicht schaffen."
„Wieso nicht?", erkundigte sich Niall.
„Liv ist fünf Jahre alt und Mama ist noch schlimmer als ich drogenabhängig. Von irgendwem muss ich das ja haben." Alle waren bestürzt und sahen mich mitleidig an.
„Guckt mich nicht so an, ich brauche kein Mitleid, sondern Menschen, die mir zuhören und die für mich da sind."
„Wir sind immer für dich da.", sagte Michelle und die anderen nickten bekräftigend.
„Danke.", sagte ich leise. Sie waren da.
Etwas später verabschiedeten sich die anderen von Simon und mir.
„Bis morgen.", sagte ich zu Alice und Michelle.
„Willst du morgen wirklich tanzen?", fragte Michelle.
„Ja, ich brauche einen geregelten Tagesablauf, um mich zu beruhigen." Die beiden nickten und verschwanden winkend mit den anderen. Simon und ich aßen noch kurz etwas, bevor ich in mein Zimmer ging, um mich schlafen zu legen.
„Schlaf gut.", wünschte er mir. Ich zögerte nicht lange, bevor ich ihm einen Kuss auf die Wange drückte und „Gute Nacht, Dad." sagte. Ohne ihn noch einmal anzugucken, verschwand ich in meinem Zimmer.
Ich betrat meinen Schrank und legte mir für morgen schon mal Klamotten heraus und ging dann ins Badezimmer, um mir dieTränenspuren vom Gesicht zu waschen. Als ich in den Spiegel sah, musterte ich mich kurz.
Ich hatte geweint, das konnte man sehen, aber ich war auch entspannter, erleichterter als vorher. Ich wollte ihnen allen vertrauen und mein Gefühl sagte mir, dass ich das auch machen sollte.
Ich legte mich in mein Bett und schlief kurz darauf mit einem kleinen Lächeln im Gesicht ein.
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Gotta be you [One Direction]
FanfictionAls Trace die Zusage der Dance Academy in London bekommt, ist sie sofort Feuer und Flamme. Sie will ein neues Leben bei ihrem Vater beginnen. Aber man kann sein ganzes Leben nicht einfach hinter sich lassen. Wer fängt sie auf, wenn sie fällt? - It'...