"Wie du hörst auf?!" sagt Naru lauter als er beabsichtige.
"Es ist doch nicht für lange!" schreie ich zurück.
In seinem Gesicht sieht man, dass ihm das laut werden leid tut. Er will anscheinend nicht, dass ich ihn anschreie.Naru-chan ist mein Chef und Vorsitz der Shibuya Psychic Research. Sein richtiger Name ist Kazuya Shibuya, doch ich nenne ihn nur Naru, weil er so stark von sich selbst überzeugt ist. Mein Name ist Mai Taniyama. Gemeinsam mit ein paar anderen Freunden haben wir viele Fälle gelöst. Naru ist von Beruf nämlich Geisterjäger.
Was jetzt alles sehr seltsam klingt ist für uns Alltag. Eigentlich habe ich mit allem nicht viel am Hut, doch vor ca. einem Jahr zerstörte ich ausversehen eine Kamera von Naru und sein Assistent Lin musste mich vor einem umstürtenden Schrank retten, weswegen er leider ins Krankenhaus musste. Statt seiner wurde ich Naru's Assistentin. Lin kam sehr schnell wieder aus dem Krankenhaus raus, doch ich blieb an Narus Seite und mache nun das Ganze als Teilzeitjob.
"Ich brauche dich hier! Sowas wie Urlaub gibt es bei mir nicht!" Naru sieht mich verärgert an.
"Ich muss für meine Prüfungen lernen! Tut mir leid, dass ich kein Supergenie bin wie du und eine Auszeit brauche!"
"Du bist nur ein Jahr jünger als ich."
"Na und?! Ich bin erst 16, was verlangst du bitte von mir?!"
Wütend und beleidigt stehen Naru und ich uns gegenüber. Warum müssen wir denn bitte streiten? Ich muss lernen, versteht er das nicht?Plötzlich dreht sich Naru um und schaut zum Fenster hinaus.
"Naru, ich..."
"Geh einfach, Mai!"
Mir laufen die Tränen über das Gesicht.
"Du bist so undankbar!!", schreie ich wütend und will das Büro verlassen, doch Naru stürzt auf mich zu und hält mich am Handgelenk fest. Mit der anderen Hand halte ich bereits die Türklinke."Naru,du tust mir weh..."
"Ich bin undankbar?! Wer hat sich schützend auf dich geworfen, als die Decke runterfiel?! Wer sucht dich jedes Mal, wenn du wieder ein Mal verschwindest?! Wer kam jedes Mal, wenn du wieder Visionen hattest und du dich aus dem Schlaf schriest? Wer erklärt dir all die Dinge, die in Verbindung mit Geistern passieren?!"
Naru drückt immer fester zu und wird immer lauter. Ich lasse die Türklinke los und fasse an seine Hand, in der Hoffung loszukommen.
"Wer ist jedes Mal zu dir in die Visionen gekommen und hat dir den Weg gewiesen und dich beschützt?!"
Wir beide halten den Atem an.
"Was hast du?"In der Zusammenarbeit mit Naru und den anderen entdeckten wir, dass auch ich spirituelle Kräfte habe. Wenn ich schlafe, sprechen die Geister zu mir, ich sehe sie oder ich sehe in ihre Vergangenheit. Jedes Mal erscheint mir dabei Naru, der mir alles erklärt, was passiert. Ich dachte immer, dass das ein Teil des Traumes ist, der wirklich nur geträumt ist. Als ob Naru mich an die Hand nehmen würde. Als ob Naru mich anlächeln würde, wie er es im Traum immer tut.
Wie schon erwähnt ist Naru eine sehr stolze Person. Er kommandiert alle rum, hat immer alles im Griff. Er ist sehr kalt und lässt niemanden an sich ran. Und jetzt gibt er zu in meinen Träumen zu sein?!
Naru lässt mich los und geht wieder zum Fenster.
"Das warst wirklich immer du? Du warst wirklich in meinen Träumen?", frage ich ihn vorsichtig. Stillschweigen.Gefühlte Stunden später antwortet er endlich mit ja.
Ich laufe schnell auf ihn zu und bevor er sich umdrehen kann umarme ich ihn von hinten.
"Mai... Du dachtest die ganze Zeit es wäre nur ein Traum, richtig? Konntest du mir deshalb nach deinen Visionen nie in die Augen sehen? Weil es dir peinlich war von mir geträumt zu haben?"
Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Jacke. Naru löst sich aus meiner Umarmung, dreht sich um und nimmt mich richtig in den Arm.Mein Herz schlägt wie wild. Ich glaube, mein Kopf platzt gleich so rot ist er. Nach einigen Minuten frage ich "Naru?" und er erwiedert ein "Hm?".
"Wenn du... immer in meinen Träumen warst und... mir immer geholfen hast und... mir immer... so... zugelächelt hast..."
"Worauf willst du hinaus, Mai?"
"Warum behandelst du mich so, als würdest du mich hassen? Warum meckerst du mich dann an, wenn ich eine Auszeit brauche? Du hast mich doch nur engagiert, um mehr Arbeitskräfte zum Rumkommandieren zu haben. Das hast du selbst gesagt."Jetzt ist es Naru, der rot anläuft. Verlegen schaut er zur Seite.
"Ich bin halt nicht gut darin Gefühle zu zeigen, in Ordnung?"
"Gefühle?" Ich schaue ihn versutzt an. Noch nie sah ich solch ein reines Rot wie das, welches gerade Naru's Gesicht färbt. Leicht in Panik frage ich, ob alles gut ist, als er sich plötzlich langsamzu mir runter bückt. Knapp den Größenunterschied von 1 1/2 Köpfen überwunden stoppt er mit seinem Gesicht direkt vor meinem. Es ist nicht mehr rot. WIE SCHAFFT DER KERL ES SO SELBSTBEWUSST UND GEFASST ZU BLEIBEN?! Dafür läuft mein Gesicht wieder knallrot an."Naru, was...?"
"Mai, ich... du bedeutest mir sehr viel."
"Tue ich?"
Langsam überwinden wir den Abstand von wenigen Millimetern und küssen uns. Ganz sanft küsst Naru meine Lippen in einer Ruhe, die mein Körper zum Beben bringt. Ich packe an seinen Oberkörper an seine Jacke und kralle mich ein. Er zieht mich weiter an sich heran, eine Hand an meinen Rücken, die andere an meinen Hinterkopf.Ich habe mir das so unendlich lang gewünscht. Ich liebe Naru. Ich liebe ihn so sehr. Es macht mich so unglaublich glücklich, dass er meine Zuneigung erwiedert. Vor Glück fange ich sogar an zu weinen.
Naru löst sich von meinen Lippen, schaut mich an und wischt mir die Träne aus meinem Gesicht.
"Ich liebe dich Mai. Ich weiß, ich bin nicht der beste Mensch. Ich bin stur und dickköpfig, beanspruche dich zu sehr und gönne dir zu wenig Ruhe. Es ist nur... Ich will dich bei mir haben. Mir sind die Prüfungen egal, ich will nur..." Ich werfe meine Arme um seinen Hals und drücke ihn an mich. "Ich liebe dich auch, Naru."Wieder presst er seinen Mund auf meinen, doch dieser Kuss ist intensiver, schneller. Ich spüre, wie er versucht meinen Mund zu öffnen. Vorsichtig lasse ich es zu und seine Zunge dringt in mich ein.
Leise muss ich aufstöhnen und halte mich an seinem Rücken fest.Nicht lange und unser Kuss löst sich wieder.
"Ich verstehe, dass du deine Auszeit zum Lernen brauchst, Mai. Aber bitte... Darf ich dich in der Zeit sehen?"
"Jeder Zeit!", erwiedere ich und küsse ihn auf die Wange. Und da ist es wieder: Naru's herzerwärmendes, wunderschönes Lächeln. Noch nie war ich so heftig verliebt.Ich freue mich darauf wieder mit ihm zu arbeiten, wenn die Prüfungen vorbei sind.
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Ghost Hunt: Tell me you love me
RomanceStell dir vor du machst ausversehen etwas teures kaputt. Stell dir vor ein unglaublich gut aussehender Typ zwingt dich daraufhin für ihn zu arbeiten. Und jetzt stell dir vor, diese Person ist der stolzeste und eingebildeteste Mensch, den du kennst. ...