Losto vae

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Erzähler
Eine Weile später hatten alle sich wieder in Pippins Hobbithöhle eingefunden. Zuvor hatten Gimli und Pippin Faolans Leiche vergraben, da sie sie nicht einfach so liegen lassen wollten. Daraufhin legte Gimli sich schlafen, denn es war ziemlich schwere Arbeit gewesen, ein Loch in den gefrorenen Boden zu graben und Faolans schweren Körper dort hinein zu schleppen. Thranduil hatte sich ebenfalls zurückgezogen und Pippin kochte in der Küche Tee. Legolas und Lessien saßen im Wohnzimmer. Sie auf dem Teppich vor dem Kamin, er auf dem Fensterbrett ein Stück hinter ihr. Lessien starrte nachdenklich in das knisternde Feuer, während Legolas seine Wunden betrachtete. Sie waren weder extrem groß, noch extrem tief, aber dennoch schmerzten sie. Er löste etwas Stoff, welches durch das Blut in einer der Wunden klebte und zog scharf die Luft ein, da es brannte. Lessien drehte sich zu ihm um. ,,Ich wusste, dass die Wunden doch schlimmer sind, wie du behauptest", sagte sie, worauf er zu ihr sah. ,,Es brennt nur ein bisschen. Ist halb so wild", log er, da er keine Schwäche zeigen wollte. Lessien sah ihn zweifelnd an, stand auf und ging zu ihm. ,,Das sieht mir aber ganz anders aus", meinte sie, als sie Legolas' Wunden sah und er seufzte ergeben. ,,Gut, du hast recht. Es schmerzt höllisch ", gab er zu. ,,Die Wunden müssen dringend gesäubert und zumindest verbunden werden", sagte Lessien, ,,Mach deinen Arm irgendwie frei, ich bin gleich wieder da." Mit diesen Worten verschwand sie in der Küche und ließ sich von Pippin eine Schale mit Wasser, ein Tuch und einen Verband geben. Dann holte sie noch eine Schatulle aus ihrer Tasche im Flur und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort stellte sie alles auf den Tisch, nahm die Schale mit Wasser und das Tuch und drehte sich zu Legolas, der doch tatsächlich oberkörperfrei auf der Fensterbank saß. ,,Anders hat es nicht funktioniert und bevor du wieder damit anfängst, mich zu fragen, ob das mit den ethischen Werten und Regeln meines Volkes und meiner Kultur übereinstimmt, sage ich dir gleich, dass es mir egal ist", meinte er, ,,Zumal das ja nicht das erstemal ist, dass du mich so siehst." Etwas verlegen sah Lessien kurz zu Boden. ,,Tut mir immer noch leid deswegen", murmelte sie. ,,Das muss es nicht, das habe ich dir doch schon gesagt", entgegnete Legolas, während sie sich neben ihn setzte. Lessien schwieg und begann, Legolas' Wunden zu reinigen und das Blut von seinem Arm zu waschen. Schließlich stellte sie die Schale wieder auf den Tisch und legte das Tuch daneben. Dann nahm sie die Schatulle und öffnete sie. Darin befand sich eine merkwürdig blaue Salbe. ,,Was ist das?", fragte Legolas. ,,Eine Salbe die Schmerzen lindert und Entzündungen ein bisschen vorbeugt", erklärte Lessien, ,,Zum Großteil besteht sie aus Pilzen die eigentlich giftig sind, aber mit der richtigen Menge des roten Mooses vermischt, wirkt das Gift nur als Betäubung von Schmerzen." ,,Und woher hast du diese Salbe?", fragte Legolas, der die Salbe skeptisch betrachtete. ,,Gwil und ich haben sie selbst hergestellt", antwortete Lessien und konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen, denn Legolas schaute noch skeptischer wie zuvor. ,,Ich dachte du vertraust mir", meinte sie dann und ihre grünen Augen funkelten Legolas belustigt, aber auch erwartungsvoll an. Legolas antwortete nicht, sondern zuckte kurz zusammen, da ein Schmerz seinen Arm durchfuhr, und zischte kurz auf. Schnell rieb Lessien die Salbe auf die Wunden, doch das half im ersten Moment nicht gegen die Schmerzen, eher im Gegenteil. Im ersten Moment konnte Legolas einen Schmerzensschrei gerade so unterdrücken, denn die Salbe brannte wie Feuer. ,,Tut mir leid, aber das muss sein und es zeigt, dass es wirkt", sagte Lessien und nahm den Verband zur Hand. Legolas schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen und als er sie wieder öffnete, begann Lessien gerade, den Verband um seine Wunden zu wickeln. Er beobachtete sie aufmerksam dabei. Als sie fertig war, knotete sie den Verband geschickt zusammen und hob den Blick, nur um direkt in Legolas' blaue Augen zu sehen. ,,Ich sehe morgen nochmal danach", sagte sie und ihre Hand strich, von ihr selbst unbeabsichtigt, sacht über seinen verletzten Arm, ,,Ruh dich jetzt aus, der Kampf hat dich Kraft gekostet und zudem beschleunigt das die Heilung ein wenig." Sie stand auf, nahm die Schale, das Tuch und die Salbe und wollte gehen. Legolas hielt sie aber auf, indem er ihren Namen sagte. Sie blieb stehen und drehte sich wieder um. ,,Kannst du bleiben?", fragte er ein wenig schüchtern und sah sie erwartungsvoll an. ,,Natürlich", antwortete sie lächelnd, ,,Ich bringe die Sachen nur schnell zu Pippin in die Küche." Kurz darauf kam sie mit zwei Tassen dampfendem Tee zurück. ,,Pippin war der Meinung, wir bräuchten etwas, um uns aufzuwärmen", meinte sie und reichte Legolas eine der Tassen. Er nahm sie dankend an, während Lessien sich zu ihm setzte. ,,Schmerzt es noch?", fragte sie. ,,Ein kleines bisschen, aber das geht schon", antwortete er ehrlich und sie nickte lächelnd. Eine Weile saßen sie schweigend da und starrten ins Feuer des Kamins. Irgendwann wandte Legolas seinen Blick wieder zu Lessien. ,,Du zitterst", stellte er leicht erschrocken fest. Lessien sagte nichts. Er stellte seine Teetasse beiseite und wandte sich zu ihr. ,,Was ist los? Warum zitterst du?", fragte er besorgt. ,,Mir...mir ist nur ein bisschen kalt", antwortete Lessien. Legolas Hände berührten kurz ihre, die sie, ein wenig verkrampft, um die, mittlerweile geleerte, Tasse gelegt hatte. ,,Deine Hände sind kalt", stellte er besorgt fest und rutschte etwas näher zu ihr. Zuvor war ihm diese Tatsache gar nicht aufgefallen, wahrscheinlich wegen der Schmerzen seiner Wunde. Sanft nahm er ihr die leere Tasse aus der Hand und stellte sie neben seine. Dann nahm er wieder ihre Hände in seine, um sie ein wenig zu wärmen. ,,Eigenartig, Elben frieren normalerweise nicht", meinte er. ,,Der Schnee", sagte Lessien plötzlich, ,,Ich bin so kalte Temperaturen nicht gewöhnt. Vielleicht liegt es daran." Legolas nickte zustimmend. Wieder herrschte eine Weile Stille. Es war eine verlegene, aber keineswegs unangenehme Stille. Lessien konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte, Legolas Hände um ihre zu spüren. Zum einen, weil sie ihre kalten Hände wärmten und zum anderen, weil sie sich dadurch irgendwie geborgen fühlte. ,,Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der sich ausruhen sollte", meinte Legolas mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, ,,Komm, ich kann mein Zimmer mit dir teilen." Er stand auf und zog Lessien sachte an den Händen mit sich in das Gästezimmer, welches Pippin ihm zur Verfügung gestellt hatte. Da das Bett viel zu klein für ihn war, hatte der Hobbit unzählige Kissen in einer Ecke des Zimmers gelegt, die wohl als Bett dienen sollten. Eine Decke in normaler Größe hatte er ebenfalls auftreiben können. ,,Leg dich hin", bat Legolas und Lessien tat es ohne Widerrede. Der blonde Elb legte die Decke über sie. ,,Besser?", fragte er, doch Lessien schüttelte den Kopf. Kurz dachte er nach. ,,Wenn es dir nichts ausmacht, könnte ich...naja...", sagte er etwas verlegen. ,,Es macht mir nichts aus", entgegnete sie, auch wenn sie ebenfalls etwas verlegen war. Sie schlug die Decke zurück und rutschte etwas zur Seite. Erst, als Legolas die Decke über sich gezogen hatte, bemerkte sie, dass er immer noch kein Hemd trug. ,,Sind deine Hände noch kalt?", fragte Legolas und nahm, ohne auf eine Antwort zu warten, ihre Hände in seine. Noch immer waren ihre Hände ein wenig kühl. ,,Kannst du wieder singen?", fragte Lessien nach kurzer Zeit ein bisschen nervös, was hauptsächlich an Legolas' Nähe lag. ,,Warum so nervös?", fragte Legolas amüsiert. ,,Ich bin nicht nervös", entgegnete sie und ihre grünen Augen funkelten in gespielter Wut. Legolas lachte kurz auf. ,,Ich kann deine Nervosität wortwörtlich spüren", meinte er dann, ,,Denn ich spüre deinen leicht erhöhten Puls an deinen Handgelenken." Ertappt senkte Lessien den Blick. ,,Kein Grund verlegen zu werden", sagte Legolas. Lessien seufzte, plötzlich ein wenig traurig. ,,Was glaubst du, wie geht es Gwil?", fragte sie. ,,Mit Sicherheit geht es ihr gut", antwortete Legolas, ,,Sie ist stark und weiß, sich zu verteidigen." ,,Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustößt", sagte Lessien. ,,Ihr passiert schon nichts", meinte Legolas und verflocht seine Finger langsam und etwas zögernd mit ihren, wie als wollte er sie damit beruhigen. Lessien seufzte und senkte ihren Blick. ,,Ich glaube, ich kann heute nicht wirklich schlafen", meinte sie dann und wollte sich hinsetzen, aber Legolas hielt sie auf, indem er sie sanft an den Schultern zurück in die Kissen drückte und sich anschließend über sie beugte, seine Hände rechts und links neben ihren Kopf gestützt. ,,Versuch es wenigstens", bat er und sah ihr ununterbrochen in die Augen. Lessien konnte im ersten Moment nichts sagen, zu sehr war sie damit beschäftigt, ihre Gefühle und Gedanken zu zügeln. ,,Ich glaube wir hatten diese Situation schon mal", meinte sie. ,,Stimmt, nur anders herum", stimmte Legolas ihr zu. ,,Und mit etwas mehr Kleidung deinerseits", sagte sie und zeichnete unsichtbare Linien mit ihren Fingern auf Legolas' Schultern und über sein Schlüsselbein. Legolas zeigte keine Reaktion, doch das Funkeln seiner Augen verriet ihn. ,,Und etwas mehr Distanzierung deinerseits", sagte er, doch kein Vorwurf war in seiner Stimme zu hören, viel mehr klang er amüsiert und gleichzeitig auch ein bisschen nervös. Lessien schwieg, ihre Hände ruhten auf seinen Schultern und sie sah ihm in die blauen Augen, die ihr in diesem Moment so leuchtend und unendlich tief erschienen, dass sie sich tatsächlich in ihnen verlor. ,,Schlaf jetzt", raunte Legolas und strich ihr mit der linken Hand sanft über die Wange. ,,Dann musst du für mich singen", entgegnete sie frech. ,,Wie Ihr wünscht, Milady", meinte er, zog sich von ihr zurück und legte sich wieder hin. Lessien rutschte etwas näher zu ihm und kuschelte sich an ihn. Legolas lachte kurz auf, bevor er begann, ein Lied von Luthien und Beren zu singen. Schon kurz darauf dämmerte Lessien langsam weg, bis sie ruhig atmend und an ihn gekuschelt schlief. Ein Lächeln lag auf Legolas' Lippen, als er sie betrachtete, einen Arm um sie legte und ihr dann einen Kuss auf den Kopf hauchte. ,,Losto vae (Schlaf gut)", flüsterte er, obwohl Lessien schon längst tief und fest schlief. ,,Legolas? Bist du noch wach?", hörte er eine Weile später die flüsternde Stimme seines Vaters vor der angelehnten Tür. ,,Mae", flüsterte er zurück, obwohl er gerade am wegdämmern gewesen war und stand auf, immer darauf bedacht, Lessien nicht zu wecken. Hinter sich schloss er die Tür. ,,Was ist?", fragte er seinen Vater, der neben der Tür stand. ,,Können wir reden?", fragte Thranduil ernst, aber auch etwas unsicher, und deutete zum Wohnzimmer. ,,Natürlich", sagte Legolas und gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. In der Mitte des Raumes blieben sie stehen. ,,Was ich dir gleich erzählen werde, ist für dich wahrscheinlich nur sehr schwer zu begreifen, aber...", setzte Thranduil an, unterbrach sich aber, als er Legolas eine Hand auf die Schulter legte und dadurch natürlich bemerkte, dass dieser kein Hemd trug. Fragend zog er eine Augenbraue hoch. ,,Dürfte ich erfahren, wie genau dir dein Hemd abhanden gekommen ist?", fragte er wissend, aber mit einem Unterton, den Legolas nicht deuten konnte. Kurz herrschte Stille. ,,Du machst dir ein völlig falsches Bild, Vater", sagte Legolas schließlich. ,,Ach ja?", entgegnete dieser, ,,Man singt nicht für jede Frau ein Lied von Luthien und Beren." ,,Auch wenn du momentan nichts siehst, hätte ich trotzdem gerne meine Privatsphäre", beschwerte sich Legolas, ,,Und falls es dich beruhigt, habe ich mein Hemd ausgezogen, weil Lessien meine Wunden versorgt hat und es anders nicht funktioniert hat. Es ist also nichts passiert, was deiner Meinung nach nicht hätte passieren sollen." Er entdeckte sein Hemd auf der Fensterbank und zog es an. ,,Aber jetzt zurück zum eigentlichen Thema", meinte der Elbenprinz. Thranduil seufzte. ,,Es ist sehr kompliziert", begann er, ,,Und es geht dabei um Tauriel." ,,Tauriel? Wo ist sie eigentlich?", unterbrach Legolas seinen Vater. ,,In Bruchtal", antwortete Thranduil, ,,Aber dazu später mehr. Zuerst musst du mir etwas sagen: Was empfindest du für Tauriel?" Etwas verwirrt sah Legolas seinen Vater an. ,,Zuerst denkst du ich würde mit Lessien was weiß ich was tun und jetzt fragst du mich, was ich für Tauriel empfinde? Ich begreife nicht ganz, was das gerade soll", meinte Legolas etwas verwirrt. ,,Sag es mir einfach", bat Thranduil. ,,Warum?", fragte Legolas. ,,Bitte Legolas", beharrte Thranduil. ,,Ich empfinde viel für sie, allerdings ist es bei ihr wie...wie wenn sie meine Schwester wäre", sagte Legolas schließlich, ,,Und glaube mir, ich weiß inzwischen, dass ich sie nicht auch in anderer Weise liebe. Wir haben uns geküsst, ja, aber es fühlte sich so an, wie als würde ich meine Schwester küssen." Thranduil nickte und seine blinden Augen starrten geradeaus ins Leere. ,,Ich verstehe, was du meinst. Besser, als du wahrscheinlich glauben wirst", meinte der Elbenkönig. ,,Was soll das heißen!?", fragte Legolas und es war nicht zu überhören, dass er einen großen Beschützerinstinkt gegenüber Tauriel hatte. Thranduil sagte nichts, doch sein Schweigen war Antwort genug für seinen Sohn. Legolas sprang auf und packte seinen Vater, der sich gehörig erschreckte, da er nicht damit gerechnet hatte, an den Schultern. ,,Was willst du von Tauriel? Warum hast du sie geküsst!?", zischte Legolas. ,,Ich will nichts von Tauriel", entgegnete Thranduil erstaunlich ruhig, ,,Und geküsst habe ich sie im Prinzip aus demselben Grund wie du, nur wollte ich, dass sie mir sagt, was sie dabei gefühlt hat. Um es ihr zu erleichtern, zu glauben, was ich ihr in dieser Nacht offenbarte: Dass sie sie meine Tochter ist, deine Halbschwester!" ,,Was!?", war das einzige, was Legolas hervorbrachte und ließ seine Arme sinken. Er starrte seinen Vater entgeistert an. ,,Ja, Legolas, Tauriel ist deine Halbschwester", wiederholte Thranduil. ,,Wie? Warum?", brachte Legolas schließlich hervor. ,,Das ist eine lange Geschichte...", begann Thranduil und erzählte Legolas, was damals zwischen ihm und Caranwen, Tauriels Mutter, vorgefallen war. Danach ließ Legolas sich erst einmal auf die Fensterbank sinken. Das war selbst für ihn ein bisschen viel auf einmal gewesen. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte Thranduil nachdem eine Weile nur das immer leiser werdende Knistern des Feuers im Kamin zu hören war. ,,Ja, es ist nur ein bisschen viel auf einmal gewesen", antwortete Legolas, ,,Und irgendwie ist es auch schwer zu begreifen..." ,,Wem sagst du das", seufzte Thranduil, ,,Ich begreife bis heute nicht wirklich, warum das alles passiert ist und ich meine, ich war und bin einer der Hauptgründe." ,,Du hast Mutter geliebt und doch hast du dich auf Caranwen eingelassen", sagte Legolas, ,,Ich weiß nicht ganz wie ich das so wirklich verarbeiten soll..." ,,Es war nicht mein Herz, welches sich auf Caranwen einließ, sondern mein Körper, das darfst du nie vergessen, Legolas", entgegnete Thranduil, ,,Das bedeutet zwar nicht, dass ich Tauriel nicht als meine Tochter liebe, aber mein Herz wird immer deiner Mutter gehören." Zum Ende hin wurde er immer leiser und sein Tonfall immer trauriger. Noch immer viel es ihm sehr schwer über seine Frau zu sprechen und das würde sich wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern, wenn es sich überhaupt jemals ändern würde. Legolas ging zu seinem Vater und legte ihm beide Hände auf die Schultern. ,,Aber warum plage ich dich mit Sorgen meiner Gefühlswelt? Du bist noch jung und unerfahren, was das betrifft. Wahrscheinlich verstehst du davon sowieso nicht viel", meinte Thranduil da kopfschüttelnd. ,,Das mag sein, aber ich glaube, langsam beginne ich, das alles ein wenig zu verstehen", sagte Legolas. Wieder folgte eine Weile Schweigen. ,,Wie steht es eigentlich mit der Suche?", fragte Thranduil irgendwann und brach somit das Schweigen. ,,Das Ziel, der Ort wo sie versteckt ist, ist im Auenland, oder in sehr naher Umgebung", erklärte Legolas, ,,Den genauen Ort wissen wir noch nicht." ,,Wie finden wir diesen Ort?", fragte Thranduil. ,,Mithilfe des Rätsels auf der Karte", antwortete Legolas und holte die Karte aus Arods Satteltasche, die an einer Wand des Wohnzimmers lehnte. Lange saßen sie noch im Wohnzimmer auf dem breiten Fensterbrett und versuchten, herauszufinden, wo die Feuerrose versteckt war, doch leider kamen sie nicht weiter. Irgendwann fielen Legolas, der ohnehin schon müde gewesen war, endgültig die Augen zu und sein Kopf sank auf die Schulter seines Vaters. ,,Legolas?", fragte dieser, obwohl er sich schon denken konnte, dass Legolas eingeschlafen war. Legolas, momentan noch nicht komplett eingeschlafen, brummte kurz fragend, als er die Stimme seines Vaters vernahm. Thranduil nahm eine Decke, die neben ihm auf der Fensterbank lag und legte sie seinem Sohn um die Schultern. ,,Schlaf gut, mein kleines Blatt", hauchte er leise. ,,Ich erinnere mich schwach daran, dass du das schon einmal zu mir gesagt hast", murmelte Legolas mit geschlossenen Augen, ,,Vor sehr vielen Jahren." ,,Ja, vor sehr vielen Jahren", stimmte Thranduil ihm zu, ,,Es war erst ein paar Jahre nach dem Tod deiner Mutter. Du warst noch sehr jung. Eines Nachts standest du plötzlich vor mir, ebenso verweint wie ich in dieser Nacht wieder einmal. Du sagtest du hättest einen schlimmen Albtraum gehabt. Zuerst wandte ich mich ab, denn ich wollte nicht, dass du meine Tränen saßt, doch als du schließlich wieder zu weinen begannst und nach deiner Mutter fragtest, konnte ich mich nicht mehr länger abwenden. Wir trösteten uns gegenseitig, auch wenn du den Grund meiner Tränen nicht verstanden hast, bis unsere Tränen versiegten. Nach einer Weile fragtest du mich, ob du diese Nacht bei mir bleiben könntest und ich willigte ein. Kurz bevor du eingeschlafen bist, hast du etwas gesagt, was ich nie vergessen werde: 'Hier fühle ich mich sicher Ada, hier bei dir. Ich wünschte, Nana (Mama) wäre auch hier, aber wo auch immer sie ist, sie denkt an uns und wir an sie. Und außerdem ist sie eigentlich immer da, weil sie in unseren Herzen ist und wir in ihrem, das hat sie mir einmal gesagt und das werde ich bestimmt nicht vergessen.' " ,,Und ich habe es auch nie vergessen", murmelte Legolas, ,,Obwohl ich damals noch ein Elbling war..." Danach war das einzige, was Thranduil von ihm hörte, sein ruhiger, gleichmäßiger Atem.

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt