100 Million Reasons

9- Heute Abend

Die vergangenen Tage habe ich versucht, Nate aus dem Weg zu gehen. Er allerdings hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich regelrecht zu verfolgen. Überall, egal wo ich auch hinging, schien Nate schon zu lauern. Vor der Schule, in der Cafeteria, auf dem Gang, ja selbst im Klassenzimmer! Und dabei hat er gar nicht mit mir Unterricht, da er eine Jahrgangsstufe über mir war.

Ich hatte das Gefühl, dass er mir -jedes Mal wenn wir uns sahen- sagen wollte 'Heute ist es soweit, Jordan!' Es war ja wirklich nett von ihm, dass er mich überhaupt beachtete und mich nicht ignorierte, denn das hätte ich wohl viel schlimmer gefunden. Aber trotzdem brauchte er nicht so zu tun, als wären wir plötzlich die dicksten Freunde geworden. Manche erzählten sogar rum, wir seien ein Paar. Es liegt nicht an Nate und eigentlich finde ich es auch gar nicht schlimm, wenn er in meiner Nähe ist, aber... Ich habe eben Angst. Angst davor, dass er mich -nachdem wir es getan haben- nicht mehr beachten wird.

Ich mag Nate. Sehr sogar. Okay, ich habe mal für ihn geschwärmt, aber das ist schon lange her. Er schenkt mir im Moment so viel Aufmerksamkeit und das liegt nur daran, dass Twenty mit ihm irgendwas ausgemacht hat! Plötzlich bin ich für ihn interessant geworden, aber sobald alles vorbei ist, wird er mich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Zumindestens hatte er das mit seiner Ex getan, soweit ich weiß.

Seine Ex-Freundin heißt June Panson und ist im selben Jahr wie er. June ist unglaublich heiß und ich glaube so gut wie jedes Mädchen beneidet sie. Sie kommt nur ab und zu mal zum Stammplatz und auch sonst hält sie sich eher im Hintergrund. Allerdings hat sie es -genau wie Melanie- faustdick hinter den Ohren.

Nachdem Nate sie vor der ganzen Schule gedemütigt und sogleich eine neue Freundin hatte, wurden bei seiner Neuen ein paar Tage später die Autoreifen zerstochen. Natürlich konnte das niemanden nachgewiesen werden, aber jeder musste, dass das June gewesen war.

"Könntest du deinem lieben Bruder ausrichten, dass er mir nicht ständig auflauern soll? Denn das nächste Mal werde ich ihn Eine scheuern!", zischte ich Tatiana zu, während wir uns gerade in die Schlange der Cafeteria einreihten.

Sie drehte sich zu mir um und musste anfingen zu grinsen. "Warum sagst du ihn das nicht einfach selbst?"

Kurz war ich darüber irritiert und zog die Augenbrauen zusammen, doch als ich hinter mir ein vertrautes Lachen hörte, wusste ich, was sie meinte.

"Sag mir bitte nicht, dass er auf uns zu kommt!", flüsterte ich Twenty zu und beugte mich dazu zu ihr vor.

Doch ihr Grinsen wurde nur noch breiter und ihre Augen fixierten einen Punkt hinter mir. "Bruderherz. Wie schön dich zusehen," meinte sie spöttisch. Natürlich war sie die ganze Zeit bei mir gewesen und hatte mitbekommen, dass ihr Bruder ungewohnt oft in unserer Nähe auftauchte.

Naaa ganz toll!

Genervt verdrehte ich die Augen und schaute hoch zu Nate, als dieser sich neben mich stellte. "Hallo allerliebster Nate! Ich habe dich heute ja noch gar nicht gesehen! Wie geht es dir?" fragte ich und schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln.

Nate ging auf meine Spielchen drauf ein und legte mir einen Arm um die Schultern. "Ohhh mir geht es ausgezeichnet! Besonders habe ich heute Abend noch viel vor! Und du?"

Ich schnaubte nur, nahm mir mein Tablett und rauschte mit hochroten Kopf an ihm vorbei. Himmel, muss er mich immer daran erinnern? Das kann ja was werden!

Während ich mich zu Blair und Miles setzte, fing ich an zu grübeln. Jetzt mal ehrlich... Sollte ich wirklich mit Nate schlafen? Unwillkürlich suchten meine Augen den Raum nach ihm ab. Als ich ihn gefunden hatte, unterhielt er sich gerade mit Callum, wobei er ihn um einige Zentimeter überragte.