9. Kapitel

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Die vier Stunden Schule waren endlich vorbei und ich war mit Fynn auf dem Weg zu seinem Auto. Die Begegnung mit dem Jungen heute morgen, in der Pause hatte Fynn mir erklärt, dass dies Kyle sei, stimmte mich noch immer nachdenklich. Erst war ich in seinen Augen versunken und dann hatte er auch noch bemerkt wie ich ihn angestarrt hatte. Das war mir so peinlich und ich bin knallrot angelaufen. Die ganze Stunde hatte ich darüber nachgedacht, was mit mir los war, aber ich konnte es mir einfach nicht erklären. Am besten ich vergaß die ganze Sache einfach. Auf dem Rückweg wollte Fynn dann wissen, wie ich den Tag so fand. "War gar nicht so schlimm wie erwartet.", antwortete ich schließlich nach kurzem Zögern. Bis auf die Pausen war der Tag wirklich gut gewesen. Fynn war immer bei mir, mich hat keiner angesprochen und ich bin auch gut in Unterricht mitgekommen, aber in den Pausen hatte ich mich immer hinter ihm versteckt, weil mir die vielen Fremden Menschen Angst gemacht hatten.

Zuhause angekommen sahen wir kurz meine Mutter, die uns schnell Essen auf den Tisch stellte und dann zur Arbeit verschwand. Es gab die versprochene Lasagne, doch schon nach einem nicht mal vollem Teller war ich satt, während Fynn ganze zwei randvolle Teller aß. "Warum isst du eigentlich so wenig?", fragte mich Fynn beim Abräumen vorsichtig, so als hätte er Angst etwas falsches zu sagen. "Weißt du", begann ich zögernd, "ich hab nie viel zu essen bekommen, höchstens zwei Mahlzeiten am Tag und das waren alles nie große Portionen. Ich hab mich daran gewöhnt mit wenig Essen auszukommen, deshalb kann ich nicht mehr so viel essen." Einige Zeit herrschte bedrücktes Schweigen, bis Fynn dieses unterbrach. "Ich weiß ja, dass du Angst vor Fremden hast, aber ... wäre es okay wenn ... wenn Kyle heute vorbei kommt? Wir haben uns schon länger nicht mehr getroffen und wenn dann nur bei ihm und du könntest ja mit uns abhängen und ihn etwas besser kennenlernen. Du mussst aber nicht, natürlich nicht. Also nur wenn du willst und wenns nicht geht, dann geh ich halt zu ihm. Also ich möchte nicht dass du dich unter Druck gesetzt fühlst oder..." Er wurde immer schneller und ich verstand ihn kaum noch. Er hätte wahrscheinlich noch Stunden so weiter reden können, wenn ich ihm nicht dazwischen gesprochen hätte. "Fynn es ist alles gut. Kyle kann ruhig vorbeikommen. Vielleicht schau ich später sogar mal bei euch vorbei." "Danke Ava du bist die Beste!", rief er und umarmte mich kurz. Erschrocken versteifte ich mich, lies die schnelle Umarmung aber zu. Dann verschwand ich nach oben in mein Zimmer um zu lesen, während Fynn Kyle anrief. War es die richtige Entscheidung gewesen? Ich kannte Kyle doch gar nicht. Was, wenn er wie mein Vater wäre? Quatsch! Er war Fynns bester Freund und Fynn würde ihn nie herkommen lassen, wenn er mir etwas tun würde. Hoffte ich zumindest.

Ich las gerade ein Buch, welches Fynn mir ausgeliehen hatte, als ich von unten Stimmen hörte und dann Schritte, die nach oben kamen. Kurz darauf klopfte es an meiner Tür und Fynn steckte seinen Kopf in mein Zimmer. "Ich wollte dir nur kurz bescheid geben, dass Kyle jetzt da ist. Wir sind in meinem Zimmer, wenn du willst kannst du mitkommen." "Später vielleicht.", wimmelte ich ihn ab. Ich wollte den beiden etwas Zeit für sich geben und außerdem war ich mir, was Kyle betraf, immer noch unsicher. Er nickte nur und ging wieder. Die nächste Stunde verbrachte ich mit lesen, doch dann wurde mir langweilig. Sollte ich rüber zu den Jungs gehen? Fynn meinte es wäre ok, aber was wenn Kyle das anders sah und wütend werden würde. Ich kannte ihn nicht und konnte ihn dementsprechend auch nicht einschätzen, was mir Angst machte. Aber ich wollte doch eigentlich meine Ängste überwinden. Wenn ich vor jedem davonlief würde das nicht klappen. Also stand ich entschlossen auf und ging zu Fynns Zimmer rüber. Ich klopfte an und wartete auf das herein, bevor ich die Tür öffnete. "K-k-kann i-ich m-m-mi-mich z-zu eu-euch set-setz-setzen?", fragte ich total unsicher. Das Stottern war auch wieder da. Fynn sah mich erfreut an, während Kyle mich nur neugierig musterte. Ich schaute auf den Boden, da mir sein Blick unangenehm war. "Klar komm doch rein und setz dich neben mich. Willst du mit spielen?" Ich setzte mich neben Fynn auf sein Bett. Kyle saß am anderen Ende des Möbelstücks. Ich betrachte den Fernseher und erkannte, dass sie anscheinend Gta spielten. Ich wusste nicht was das war und sagte dies auch Fynn, als er fragte, ob ich auch mal wolle. Daraufhin erklärte er mir alles und ich durfte auch mal mit dem Auto durch die Gegend fahren. Schnell merkte ich aber, dass ich absolut untalentiert in diesem Spiel war, denn ich fuhr gegen alle möglichen Sachen und die beiden Freunde kugelten sich vor lachen auf dem Bett. Kyle fiel sogar davon runter. Nach einigen Minuten überlies ich dann wieder den Jungs das Auto und schaute ihnen nur zu.

Geredet wurde kaum, aber trotzdem war der Nachmittag schön und ich war stolz auf mich, dass ich mich getraut hatte rüber zu gehen. Um fünf ging Kyle dann nach Hause. So schlimm war er gar nicht. Er hatte keine blöde Bemerkung fallen lassen und geschlagen hatte er mich auch nicht. Fynn und ich machten uns eine Tiefkühlpizza warm und schauten im Wohnzimmer noch einen Filn an, da unsere Eltern erst später kommen würden. "Ich bin stolz auf dich, dass du zu uns gekommen bist. Ich weiß, dass dich das eine Menge Überwindung gekostet hast, aber das zeigt nur wie stark und mutig du bist." Bei diesem Kompliment lief ich rot an und murmelte ein leises Danke. Fynn grinste nur und wir konzentrierten uns wieder auf den Film. Ich wurde immer müder und merkte schließlich nur noch, wie Fynn mich hochhob und ins Bett trug.

Tut mir wirklich leid, dass diese Woche nur ein Kapitel kommt und dass es kürzer ist als sonst, aber ich hatte diese Woche kaum Zeit zum schreiben, weil ich so viel für die Schule machen musste. Hoffe ihr könnt das verstehen. Aber jetzt sind ja Ferien und wenns klappt und ich genug Zeit zum Schreiben hab, könnte ich eine Lesenacht am Ende der Ferien machen. Was haltet ihr von der Idee?
Eure Lilli

Ava - My life with fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt