Ein Sack voll Klamotten, der auf dem Boden lag, stellte mein Bett da. Das stürmische Schaukeln des Schiffs und die unangenehmen Gerüche der schnarchenden Crew würden mich noch in den Wahnsinn treiben. Ich schloss die Augen und versuchte, die heutigen Ereignisse zu verarbeiten. Meine Eltern hatten wahrlich recht; hier erlebte man etwas.
Als ich die Augen wieder öffnete, war es bereits taghell. Also stand ich auf, lief nach oben und erblickte einen wunderschönen Sonnenaufgang. Gelb mischte sich mit pink, Gold mit blau. Und die Wolken schwebten leuchtend davor ...
"Na los, ihr faulen Hunde! Macht mal schneller!" wurde dieser schöne Moment zerstört.
Ich blickte zu Jack, der am Steuerrad stand. Dann schaute ich um mich und verstand seine Eile: Am Horizont zeichnete sich Land ab. Tortuga?!
Aufgeregt beobachtete ich, wie die Insel immer größer wurde und wir immer näher.
Schließlich erreichten wir den Hafen unf legten an. Überall liefen Piraten umher und beförderten Kisten und Tiere auf ihre Schiffe. Ganz in der Nähe erkannte ich eine Art Kneipe, auf die Jack und seine Crew zugingen. Schnell folgte ich ihnen, ehe sie vom Getümmel verschluckt würden.
Als wir drinnen ankamen, wünschte ich mir, auf dem Schiff geblieben zu sein. Überall prügelten sich Menschen oder lagen besoffen in der Gegend herum. Ich blickte zu der Crew, die sich sofort lachend mit in die Prügelei warf und in den Menschenmassen verschwand. Nur Jack und Gibbs blieben stehen. Sie gingen schließlich eine Treppe hinauf und ich folgte ihnen. Jack tauschte beim Vorbeigehen mit einigen Leuten, die zu besoffen waren, um dagegen zu protestieren, den Hut, bis wir vor einer morschen Tür standen.
"Keine Sorge, Leyssi und ich sind die besten Freunde," meinte Jack und betrachtete argwöhnisch die Tür. "Jedenfalls ... bis ich ohne sie losgesegelt bin," fuhr er fort.
"Ich bin immer hinter dir", antwortete Gibbs treu.
"Ich habe mehr Angst vor dem, was vor mir ist", sagte Jack und öffnete die Tür. Ein kahler Raum tat sich vor uns auf, in dem nichts stand, außer ein hölzerner Tisch. Auf seiner Oberfläche lag eine gefährlich aussehende Schlage, die uns zischend ihre Zunge zeigte. Ich, als letzte der Reihe, schloss die Tür wieder und beobachtete, wie Jack zu der Schlange ging. "Verwandle dich, Leyssi!"
Ein Nebelschwaden brach aus und füllte den gesamten Boden des Raums, einschließlich den Tisch. Ehe ich mich versah, verschwand der Nebel auch schon wieder und die Schlange mit ihm. Stattdessen stand eine blonde Frau vor dem Tisch.
"Jack Sparrow!" rief sie und schlug ihn sofort, sodass er ein wenig zurück geschleudert wurde.
"Die hab ich nicht verdient", sagte er, als der Schwung ihn zu mir und Gibbs drehte.
"Oh doch!" widersprach Leyssi schnell. "Du bist einfach ohne mich losgesegelt!"
"Und du hast es geschafft, mich wieder zurück zu locken", meinte Jack und ich war mir sicher, dass er ihr denselben verschwörerischen Blick zuwarf, wie er es auch bei Gibbs getan hatte.
"Stimmt", antwortete Leyssi resigniert. Das hieß, sie hatte die Flaschenpost geschrieben?! "Also ... bringst du mich zur Flying Dutchman?" fragte sie nun ungeduldig und ich verstand gar nichts mehr.
"Woher sollte ich wissen, wo die Dutchman ist?" fragte Jack zurück.
Leyssi packte den Kompass, der an seinem Gürtel baumelte und klappte ihn auf. Reflexartig blickte sie nach links. "Du weißt es nicht, aber ich," verbesserte sie ihn. "Ich nehme nicht an, dass du mir deinen Kompass schenken wirst."
"Da liegst du hundert Prozent richting ... Aber was hätte ich davon, wenn ich dich mitnehme?" wollte Jack wissen und ich war gespannt auf ihre Antwort.
"Ho la capacità che apre porte, che te la puoi solo sognare, Captain Jack Sparrow," sagte sie im geheimnissvollen Ton. Enttäuscht blickte ich sie an. Wieso konnte ich bloß kein Italienisch?
Jack drehte sich kurz zu mir und Gibbs um und mir war klar, dass alle in diesem Raum wussten, warum Leyssi eine 'Geheimsprache' verwendet hatte. "Na dann, besuchen wir unseren William," beschloss er mit freundlicher Stimme.
Ich wurde immer verwunderter:
Flying Datchman? William? Kompass? Flaschenpost?
Aber ich war mir sicher, dass ich all diese Dinge noch herausfinden würde.
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Fluch der Karibik • das mächtige Elixier
RandomIhrem tristen Leben zu entkommen; das ist Keyla Bennets Traum. Doch dass das heißt, auf einem fremden Schiff zu landen und sich der Piratencrew von niemand geringerem als Captain Jack Sparrow anzuschließen, hätte sie nicht gedacht. Und so aufregend...