Zwei.

94 12 2
                                    

Ringggg. Ringggg. Ringggg.

Das war mein Wecker, der mich um 9 Uhr weckte.
Verschlafen räkelte ich mich auf meinem Bett, dass breiter als ein Doppelbett war. Es war so bequem, am liebsten wollte ich es nicht mehr verlassen, aber ich hatte nunmal in 1 1/2 Stunden Arbeitsanfang im Bella Armour - einem kleinen, gemütlichen Café am Alex. Es war süß und ich mochte es, denn es hatten einen unverwechselbaren Flair von Vintage.

Nach fünf weiteren Minuten im Bett stand ich auf und machte mich fertig. Das hieß: dunkelblauer Rock aus Seide, hellblaue Bluse aus Seidenimitat, schwarze Nylonstrumpfhose und schwarze Riemchenpumps. Meine Kellnerrinnen-Uniform. Sie war okay, gerne trug ich sie nicht, aber es musste sein. Und in sieben Stunden konnte ich mich wieder umziehen. In meine Alltagskleidung.
Nach dem Umziehen schminkte und frisierte ich mich.
Und dann lief ich los zum Café. Heute war Samstag, also hatten die anderen Kellner und ich viel zu tun, kassierten aber auch viel Trinkgeld. Durch dieses Geld konnte ich in Berlin wohnen bleiben, bis ich meinen Seelenspiegel fand. Apropos, den Phönix verdeckte ich immer unter einer dicken Schicht Make-Up. So konnten die "normalen" Gäste nicht sehen, was ich war. Es war praktisch, niemand erkannte mich. Außer ein paar andere Seelenspiegel, die ab und an vorbeikamen. Aber nur für den Kaffee, für den das Café berühmt war. Bella Armour. Wir hatten neben dieser Eigenkreation noch so viele andere zusätzliche Kaffeesorten wie kein anderes Café.

Auch diesen Tag kam ein Seelenspiegel vorbei, ich merkte es an seiner Präsenz in meinem Kopf. Sein Zeichen konnte ich nicht entdecken, wahrscheinlich war es an einem Ort, der durch seine Kleidung versteckt war.
Er sah verboten gut aus. Seine hellbraunen Haare gingen ihm bis zum Ohr und waren sexy verwuschelt. Sein Gesicht war markant durch seine Augen. Er besaß graue, tiefliegende Augen, die in die Seele hinab blicken konnten.
Und unter seinem Shirt erkannte man kräftige Muskeln. Die ließen darauf schließen, dass er paranormal war. Denn Übernatürliche hatten gerne Muskeln, um sich in einem Kampf gegen andere wehren zu können.
Er bestellte sich einen Latté to Go und verschwand dann wieder nach draußen. Ich blickte ihm noch lange nach, denn in mir keimte ein verbotener Gedanke auf - was wenn er der langersehnte Seelenspiegel, der sich angeblich dann um einen kümmert... Ob das wahr war, wusste ich nicht. Es war ein Gerücht und Gerüchte gab es sehr, sehr oft & gerne.

Seelenspiegel.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt